Türkisches Kunstprojekt bringt Menschen zusammen

Nah dran an der Messestadt

Dialoge schaffen: das türkische Künstlertrio.Foto: pt

Dialoge schaffen: das türkische Künstlertrio.Foto: pt

Messestadt Riem · Ein vierzig Meter langer Papierstreifen schlängelt sich kreuz und quer durch den lang gezogenen Lichthof des Galeriahauses in der Messestadt Riem.

Der Streifen ist bunt bemalt, mit Fotos beklebt und in den unterschiedlichsten Sprachen beschriftet. Er wurde von den Bewohnern des Galeriahauses gestaltet, die aus rund 50 verschiedenen Nationen kommen. Titel des gemeinsamen Kunstwerks ist »Vierzig Meter Gedanken« und es ist ein Ergebnis der Arbeit von Oda Projesi. »Oda Projesi«, bedeutet auf Deutsch »Raumprojekt« und ist der Name einer Künstlergruppe aus Istanbul, die derzeit in der Messestadt Riem zu Besuch ist. Die drei Künstlerinnen Özge Açikkol, Güne Sava und Seçil Yersel beschäftigen sich in ihrer Arbeit mit der unterschiedlichen Nutzung von privaten und öffentlichen Räumen und dem Leben der Menschen, die sich in diesen Räumen bewegen. Sie sind einer Einladung der kunstprojekte_riem und des Kunstvereins München gefolgt und arbeiteten vom 20. März bis zum 20. April in der Münchner Messestadt. Das Projekt, das sie während dieser Zeit realisiert haben, drehte sich ebenfalls um das Thema »Raum«. Ihr Ziel war es, bei den Menschen, die in dem neuen Wohngebiet der Messestadt leben, Bewusstsein für die Räume dort zu schaffen. Sie wollten deutlich machen, welche Teile des Lebens heute an welchen Orten stattfinden und Möglichkeiten zeigen, die verfügbaren Räume vielfältig zu nutzen. »Bei unseren Aktionen wollen wir kein Publikum, sondern Teilnehmer«, erklärt Seçil Yersel die Grundidee ihrer Kunst. Kontakt zu den Menschen aufzunehmen ist den Künstlerinnen deshalb sehr wichtig. In den vergangenen Wochen waren die drei Türkinnen vor allem im Gemüsemarkt, im Bewohnertreff oder auf der Straße anzutreffen. Dort haben sie mit den Anwohnern gesprochen, Kontakte geknüpft und mit Aktionen, wie beispielsweise einem gemeinsamen Essen, versucht, Verbindungen in der nachbarschaftlichen Bevölkerung zu schaffen. Der Lichthof, um den herum die 175 Wohnungen des Galeriahauses angeordnet sind, war ursprünglich als Gemeinschaftsraum gedacht, seine Nutzung wurde aber wegen Unstimmigkeiten unter den Bewohnern stark reglementiert. Hier hat Oda Projesi die Hausbewohner zu Gesprächen zusammengeführt und sie schließlich zur Gestaltung eines gemeinsamen Kunstwerks angeregt. Neben solchen kommunikativen Aktionen wollen die Künstlerinnen aber auch etwas Bleibendes hinterlassen: Im zentralen Gemüsemarkt der Siedlung soll eine offene Bücherei eingerichtet werden, in der die Anwohner Bücher zum Verleih bereitstellen bzw. sich Bücher anderer Anwohner ausleihen können – für ein besseres Verständnis der multikulturellen Nachbarschaft. pt

Artikel vom 23.04.2003
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