Die besten gehörlosen Volleyballer Europas treffen sich in Unterschleißheim

Das muss man erleben!

Volleyballspielen mit Augen und Handzeichen: Bei der EM der Gehörlosen in Unterschleißheim wird vieles anders ablaufen als bei »gewöhnlichen« Sportveranstaltungen.	Fotos: Privat

Volleyballspielen mit Augen und Handzeichen: Bei der EM der Gehörlosen in Unterschleißheim wird vieles anders ablaufen als bei »gewöhnlichen« Sportveranstaltungen. Fotos: Privat

Unterschleißheim · Zwei geballte Fäuste, mit den Daumen nach oben und leicht gegeneinander verdreht: So sieht in der deutschen Gebärdensprache das Zeichen für »Sport« aus.

Eine ausdrucksstarke Geste die Kraft und Dynamik, vor allem aber Kämpfergeist und Optimismus verrät. Alles Eigenschaften, die sie sicher in besonderem Maße mitbringen – die Volleyballer, die ab 19. April in Unterschleißheim zur 6. Europameisterschaft (EM) der Gehörlosen zusammenkommen.

Vieles wird bei dieser EM anders ablaufen als bei »gewöhnlichen« Sport-Wettkämpfen, weil man hier nicht per Stimme und Ohr kommunizieren kann: »Ein ›Reinrufen‹ des Trainers bringt nicht viel. Da muss jeder Spieler umso aufmerksamer hingucken und das Hören durch das Sehen kompensieren«, erklärt Reinhard Brandt, Pressesprecher des Deutschen Gehörlosen-Sportverbands. Natürlich gibt es die Gebärdensprache, mit der sich die Sportler verständigen können. Allerdings, so Brandt: »Ich kann nicht gleichzeitig auf den Ball schauen und mit den anderen in Gebärdensprache kommunizieren.«

Um die Verständigung dennoch zu optimieren, haben die Spieler und Mannschaften eigene »Taktiken« entwickelt. Andreas Lenzenwöger vom SV Lohhof, der in der deutschen Mannschaft mitspielt, verwendet innerhalb seines Teams eine andere Gebärdensprache. »Das Kommunizieren mit Geheimzeichen ist hier viel leichter möglich«, erläutert dazu Reinhardt Brandt.

Andererseits seien »Sprachbarrieren« gerade bei dieser Volleyball-EM kein Thema, fügt er hinzu. Zwar gebe es nationale und sogar regionale Unterschiede in der Gebärdensprache, aber die Verständigung funktioniere trotzdem besser als sonst bei internationalen Wettbewerben. Wünschenswert wäre es aus Sicht der Veranstalter, dass die Grenze zwischen Gehörlosen und Hörenden bei dieser Veranstaltung noch durchlässiger würde: »Unser Publikum besteht meistens nur aus Familienangehörigen und anderen gehörlosen Sportlern«, bedauert Brandt. Dabei dürfe man sich die Wettkämpfe nicht als still und langweilig vorstellen: »Auch die gehörlosen Sportler brauchen Anfeuerung. Da werden im Publikum Fahnen geschwenkt, es wird auf den Bänken getrampelt und lautstark getrommelt. Man muss das mal erlebt haben.«

Deshalb ergeht eine Einladung an alle Hörenden, bei diesem außergewöhnlichen Sport-Ereignis vom 19. bis 26. April in der Sporthalle des Carl-Orff-Gymnasiums Unterschleißheim dabei zu sein. Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.deutschergehoerlosen-sportverband.de oder unter Tel. 32 38 82 50. rme

Artikel vom 09.04.2003
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