Nicht bei uns!

Weit über 100 Moosacher drängten in den Versammlungssaal und wollten von Rudolf Stummvoll (kl. Bild) wissen, was an den Gerüchten um die Unterkunft für Wohnungslose in der Brieger Straße dran ist. Foto: cr

Moosach · »So was hat es zum letzten Mal vor 13 oder 14 Jahren gegeben«, Kathrin Koop vom Moosacher Bezirksausschuss (BA 10) staunte nicht schlecht, als bei der BA-Sitzung am vergangenen Montag weit über 100 Moosacher in den Versammlungssaal im »Alten Wirt« drängten.

Ihnen war es egal, ob sie einen Sitzplatz ergattern konnten, oder nicht, denn sie waren richtig sauer: ihnen, den Bewohnern des Brieger Blocks, waren Gerüchte zu Ohren gekommen, dass in der Brieger Straße, Ecke Leipheimer Weg eine Unterkunft für Wohnungslose eingerichtet werden solle und wollten jetzt Antworten auf ihre Fragen.

Diese sollten die Vertreter des städtischen Sozialreferates geben, die vom BA-Vorstand in weiser Voraussicht des Tumultes eingeladen worden waren. Rudolf Stummvoll, stellvertretender Leiter des Wohnungs- und Flüchtlingsamts, bestätigte die Befürchtungen der Anwohner. Ja, die Stadt überlege auf dem Eckgrundstück zwei Unterkünfte mit je zwei Etagen für 110 Wohnungslose zu errichten. »Wir haben vor, die Unterkunft für fünf Jahre zu nutzen«, erklärte Stummvoll der aufgebrachten Menge. Und ja, auch eine Verlängerung sei möglich.

Die Moosacher wollten es nicht glauben. Sie haben Angst um ihren bisher so beschaulichen und sicheren Lebensbereich. Eine Postzustellerin sprach aus, was die meisten nur dachten: »Ich habe in solchen Unterkünften zugestellt, und ich habe dort leere Spirituosenflaschen und auch Spritzen gesehen.« Genau davor haben die Anwohner Angst, umsomehr, da in unmittelbar Nähe der potenziellen Unterkunft ein Kindergarten liegt.

Ungläubiges, fast höhnisches Gelächter füllte den Saal, als Stummvoll auszuführen versuchte, dass sich »die Ängste, Befürchtungen und Skepsis der Bürger in den anderen Fällen fast immer zerschlagen haben«. Als Beispiel führte er die Unterkunft in der Woferlstraße in Ramersdorf an. »Da gibt es zwar Spannungen, aber nichts Außergewöhnliches«, berichtete er.

Gerhard Fleck, Leiter der zuständigen Polizeiinspektion in Moosach, konnte das bestätigen: »Es gibt keine überdurchschnittliche Einsatzbelastung in der Unterkunft am Neubruch«. Wie die Situation in der Brieger Straße aussehen wird, könne niemand vorhersagen, so Fleck und Stummvoll. »Überhaupt wissen wir erst in vier Wochen, ob wir hier bauen wollen, dann wären wir an den BA gegangen«, ergänzte Stummvoll.

Außerdem müsse der Stadtrat das Vorhaben noch absegnen. Kommt es so weit, könnte die Stadt den Bau im Frühjahr 2004 beginnen. cr

Artikel vom 20.03.2003
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