Druckkammer der Feuerwache Ramersdorf als einzige Münchens rundum bereit

»Tonne«, die Leben rettet

Speziell ausgebildetes Personal bedient die Druckkammer der Feuerwache Ramersdorf. 	Fotos: ms

Speziell ausgebildetes Personal bedient die Druckkammer der Feuerwache Ramersdorf. Fotos: ms

Ramersdorf · Wie ein kleines, aber vergessenes U-Boot steht es in einem gekachelten Raum. Rund in der Form, weiß angemalt, aus Metall und dekoriert von einer Münchner-Kindl-Plakette über dem Türchen – das ist also die Druckkammer der Feuerwache Ramersdorf in der Anzinger Straße.

Auch wenn man es dem schnöden Blechcontainer zunächst nicht ansieht, die mit 10 Kubikmetern »überdimensionale Tonne« oder der »liegende Zylinder«, wie ihn Helmut Rackl von der Feuerwehr-Pressestelle nennt, rettet Leben. Und zwar bei schweren Rauchvergiftungen oder der »Taucherkrankheit«.

»24 Stunden, rund um die Uhr« ist die Kammer besetzt. Das bieten in Bayern nur zwei weitere »Akut-Notfallkammern«, erzählt Rackl, der selbst 15 Jahre in Ramersdorf mit Kollegen für die Kammer zuständig war. Für diese einzigartige Einrichtung mit etwa 30 Einsätzen pro Jahr in München benötigt man eine Taucherausbildung. Denn von außen bedienen die Druckkammer nämlich ein Tauchermeister und ein Taucher der Berufsfeuerwehr. In der Kapsel kümmert sich ein speziell geschulter Taucharzt aus der Arbeitsgruppe Hyperbarmedizin des Klinikums rechts der Isar um den Patienten.

Zwei Rettungsassistenten der Berufsfeuerwehr mit Zusatzausbildung Tauchmedizin unterstützen ihn. Zwei liegende oder fünf sitzende Patienten haben Platz. Während der Druckkammerbehandlung atmet der Patient reinen Sauerstoff. Der Sauerstoff entfaltet unter erhöhtem Druck, in der Regel 2,8 bar, seine therapeutische Wirkung. Denn das giftige Kohlenmonoxid müsse sofort raus aus dem Körper, erklärt Rackl. Von außen hält die Bedienmannschaft Kontakt über eine Telefonanlage und eine Videokamera. Zudem überwacht und dokumentiert ein Computer die Druckkammerfahrt. So heißt das nämlich: »Fahren«, auch wenn sich die Kapsel im Raum der Feuerwache Ramersdorf keinen Zentimeter bewegt. Der Grund: Der Patient erlebt den Kammeraufenthalt »wie einen Tauchgang auf 18 Meter Tiefe«, erzählt Rackl.

Wenn, wie Ende Februar, ein Mann bewußtlos aus seiner von tiefschwarzem Rauch erfüllten Wohnung gezogen wird, läuft in der Feuerwache Ramersdorf sofort das Notfallprogramm an. Vom Unfallort geht es schnellstmöglich direkt zur Druckkammer. Nach der Untersuchung des Patienten erfolgt sofort die Druckkammerbehandlung. Nach maximal zwei Stunden darin kommt der Patient ins Krankenhaus. Dabei dauert es »nur etwa 20 Minuten«, so Rackl , bis die Druckkammer einsatzbereit ist und Leben retten kann – denn in der Feuerwache Ramersdorf ist man »allzeit bereit«. ms

Artikel vom 12.03.2003
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