10 Jahre Meisterfrauen: Stoiber erhält »Femmy«

Mehr Mittelstürmerinnen

Maxvorstadt · »Warum eigentlich nicht?«, soll Ministerpräsident Edmund Stoiber gesagt haben, als ihm 1993 die institutionelle Förderung der in Handwerksbetrieben leitend tätigen Frauen angetragen wurde.

Er läutete damit die Geburt des »Landesverbandes der Meisterfrauen im Handwerk Bayern e.V.« ein, der heute seinen Sitz in der Handwerkskammer an der Max-Josef-Straße 4 hat und dort in der vergangenen Woche sein 10jähriges Jubiläum feierte.

Und da die »Meisterfrauen« dem Ministerpräsidenten das wohlwollende »Warum nicht?« von damals nicht vergessen haben, wurde er nun mit dem ersten »Femmy« ausgezeichnet. »Femmy« – das ist eine etwa 25 cm hohe Bronzeskulptur mit weiblich-geschwungenen Formen. Die Meisterfrauen wollen sie künftig jedes Jahr an eine Persönlichkeit aus Politik und Wirtschaft verleihen, die sich besonders für ihre Anliegen eingesetzt hat. Neben Stoiber wurden diesmal auch der Ehrenpräsident des Bayerischen Handwerkstages, Walter Stoy, und die Vorsitzende des Landesverbandes der Meisterfrauen, Waltraud Späth aus München, mit dem Femmy geehrt.

In seiner Dankesrede würdigte Stoiber das Engagement der rund 120.000 bayerischen Meisterfrauen als »Musterbeispiel dafür, wie unser Land funktionieren sollte.« Eigenverantwortung, Risikobereitschaft und Tatkraft seien angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage stärker gefragt denn je. »Wir brauchen mehr Mittelstürmer«, zog der Ministerpräsident den Vergleich zum Fußball. »Wir haben viel zu viele Schiedsrichter und Zuschauer.« Die Ehrung verpflichte ihn zugleich auch, den Frauen im Handwerk weiterhin die größtmögliche finanzielle und politische Unterstützung zu gewähren, versicherte Stoiber.

Das gleiche versprach auch die bayerische Arbeits- und Frauenministerin Christa Stephens in ihrer Festrede. In drei Viertel aller bayerischen Handwerksbetriebe seien Frauen mit Leitungsfunktionen betraut, sorgten als stets erreichbare Ansprechpersonen für ein gutes Betriebsklima und seien entscheidend an der Lehrlingsausbildung beteiligt, so Stephens. Und immer mehr Frauen hätten nach dem Tod der Eltern oder des Ehemannes auch den Mut, den Betrieb selbst als Geschäftsführerin zu leiten.

In Münchner Handwerksbetrieben stehen bislang allerdings nur wenige Frauen als Geschäftsführerin an der Spitze. Das berichtete die Vorstandsvorsitzende der Münchner Meisterfrauen, Elisabeth Rumpfinger, in einem Gespräch mit den Münchner Wochenanzeigern. Von den insgesamt 89 Münchner Meisterfrauen arbeiteten nur zehn als selbständige Unternehmerinnen. – »Und das vor allem in den typischen Frauenberufen wie Damenschneiderin oder Friseurin«, so Rumpfinger. Drei der zehn Frauen seien jedoch geschäftsführend in den Betrieben ihrer Männer tätig. – Eine Funktion, die faktisch auch viele andere Frauen innehaben. – »Man sieht‘s nur oft nicht«, bedauert Rumpfinger. Denn die Frauen sind nicht offiziell als Geschäftsführerin eingesetzt.

Hier wie in vielen anderen Bereichen versuchen die Meisterfrauen, Strukturen aufzubrechen. – Durch Seminare zu aktuellen Themen wie Steuergesetzgebung oder Existenzsicherung, durch das Projekt »multimediale Meisterfrau« sowie durch fundierte betriebswirtschaftliche Aus- und Fortbildung nach einem flexiblen, Quereinsteiger-freundlichen Modulsystem. »Denn überleben werden nur die, die sich wandeln«, meint Elisabeth Rumpfinger. rme

Artikel vom 27.02.2003
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