Unterschriftenaktion für den Erhalt der ehemaligen Funkkaserne

Domagk-Bewohner: Getto? – ohne uns

Soll ein neues Gesicht bekommen – das Gelände der ehemaligen Funkkaserne.	Foto: aw

Soll ein neues Gesicht bekommen – das Gelände der ehemaligen Funkkaserne. Foto: aw

Freimann · »Ab ins Getto aber ohne uns« – unter diesem Motto haben die Anwohner und Nutzer der ehemaligen Funkkaserne an der Domagkstraße bereits im vergangenen Jahr eine Unterschriftenaktion gestartet.

Grund hierfür ist der von der Stadt vorgesehene Bebauungsplan des Geländes. Voraussichtlich ab 2005 sollen hier rund 1800 Wohnungen nach Plänen der Berliner Architekten Ortner und Ortner entstehen. Und genau dies ist der Punkt: »Die Petition richtet sich nicht gegen eine generelle Bebauung des Geländes, sondern hauptsächlich gegen den vorgelegten Entwurf« erklärt Yola Grimm, Vorsitzende der Initiative 21 für innovative Kunst und Inhalte e.V.

Mit zahlreichen Künstlern und Anwohnern kämpft sie gegen den vorliegenden Architektenentwurf. »Das bestehende Gelände soll komplett platt gemacht werden«, empört sich die Künstlerin, »obwohl die bestehenden Häuser eine hervorragende Bausubstanz haben und aus ökologischen Baumaterialien hergestellt sind«. In dem Plan sehen die Anwohner »einen seelenlosen Krokodilmaulentwurf«.

Vor allem herrscht unter den rund 150 Künstlern, die hier ihre Ateliers haben, die Befürchtung, dass eine Art Getto entstehen könnte: »Nach dem bestehenden Plan sollen auf der einen Seite Eigentumswohnungen gebaut werden, auf der anderen Seite Sozialwohnungen und am Rand des Geländes, neben der Autobahn bleiben ein paar Ateliers«.

»Der Planungsentwurf ist weder ortsbezogen, noch geht er auf das Gelände ein – eine Aufenthaltsqualität ist nicht gegeben« urteilt Yola Grimm und fordert gleichzeitig eine »stärkere Bürgerbeteiligung« bei der Umsetzung der Pläne. Auch Bundestagsmitglied Axel Berg macht sich hierfür stark: »Bürgerwünsche und Expertenwissen vor Ort müssen beim Neubau von Stadtvierteln stärker als bisher berücksichtigt werden.« erklärte er kürzlich in Hinblick auf das Gelände der ehemaligen Funkkaserne.

Tatsächlich hatte es bereits vor der Ausschreibung des Architektenwettbewerbs Vorschläge von seiten der Anwohner gegeben: Unter dem Leitmotiv »Kunst und Kultur« war eine Art Künstlerviertel, in Anlehnung an die Schwabinger Künstlertradition gewünscht und »mit viel Zeit und Arbeitsaufwand ausgearbeitet worden«. Doch »der Ortner und Ortner Entwurf missachtet und verstößt gegen die in der Baugesetzgebung verankerte Bürgerbeteiligung«, so der Vorwurf.

»Bei dem Wettbewerbsverfahren wurde einstimmig für den Entwurf von Ortner und Ortner entschieden. Daraus müssen wir leider eine Bindung ableiten«, erklärt Birgit Gessner, Pressesprecherin des Planungsreferates.

Am 19. Februar gab es jedoch eine Stadtratssitzung, bei der die Grünen einen Ergänzungsantrag stellten: Die Nutzer des Domagkgeländes sollen jetzt bei der Gestaltung des Areals eingebunden werden und der bestehende Plan modifiziert werden.

Das Planungsreferat unter der Leitung von Stadtbaurätin Christiane Thal-gott, stimmte diesem Antrag zu und überlegt nun, »in welchen Schritten man diese Einbindung umsetzen kann.« aw

Artikel vom 27.02.2003
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