»HoliGay on Ice«: 1. Münchner schwul-lesbische Eisnacht auf dem Marienhof

Sportlerträume in Rosa

Mit Charme und Sportsgeist: Die »High Heels« und Organisator Beppo Brem sammelten beim rosa »Eiszauber« für die Münchner EuroGames.	Foto: rme

Mit Charme und Sportsgeist: Die »High Heels« und Organisator Beppo Brem sammelten beim rosa »Eiszauber« für die Münchner EuroGames. Foto: rme

Altstadt · Nanu – heute mal nicht in weiß, sondern in zartem Rosa! Für einen Tag hat die Eisbahn auf dem Marienhof ihre Beleuchtung gewechselt.

Und nicht nur das: Auf dem Eis tummeln sich drei grazile Gestalten in gelb, orange und hellgrün, mit hohen Hüten und großen Sammelbüchsen. Während sie den Schlittschuhläufern die Gelddosen unter die Nase halten, klimpern die langen Wimpern und die Hüften schwingen verführerisch. Die »High Heels« – so nennt sich das bizarre Dreigestirn – bringen wirklich vollen Einsatz, um den Besuchern der Eisbahn eine Spende zu entlocken.

Denn schließlich geht es um eine gute Sache: um die sogenannten »EuroGames«, eine schwul-lesbische Sportveranstaltung, die diesen Sommer erstmals in München stattfinden soll – mit rund 5.000 Teilnehmern aus ganz Europa. Um diese Veranstaltung finanzieren zu können, hat der Münchner EuroGames-Verein die erste schwul-lesbische Eislaufnacht initiiert.

Unter dem Motto »HoliGay on Ice« kamen hunderte von Homosexuellen, aber auch sehr viele »Heteros« am letzten Freitag auf den Marienhof, um die Kufen zu schwingen – und damit die EuroGames zu unterstützen. Und so hatten die »High Heels« (die »Stöckelschuhe« auf Kufen) zum Schluss stolze 6.884 Euro in ihren Büchsen. Warum ein eigener Sportwettkampf für Homosexuelle?

Das erklärt Beppo Brem vom Vorstand des Münchner EuroGames-Vereins so: »Homosexuelle dürfen sich in vielen Sportvereinen immer noch nicht outen und werden diskriminiert. Deshalb haben sich viele schwul-lesbische Sportgruppen gegründet.« Allerdings, so betont Brem, biete gerade der Sport auch gute Möglichkeiten zur Integration: »Viele unserer Gruppen spielen auch in Hetero-Ligen mit. Zum Beispiel schwule Volleyballer gegen Polizei-Mannschaften oder schwule Fußballer gegen türkische Gruppen«. Auch zu den EuroGames will Brem ganz bewusst »Hetero-Vereine« einladen.

Den Besuchern des rosa »Eiszaubers« – egal ob »Homos« oder »Heteros« – ist die Integration ebenfalls ein großes Anliegen. »Wir sind extra früher aus der Sauna gegangen, um hier sein zu können«, erklärt ein heterosexuelles Ehepaar begeistert. Die beiden Mitvierziger freuen sich bei einem Glühwein in der »Puderrosa«-Eisbar an der »Buntheit des Lebens«, die sich ihnen hier präsentiere. Und auch der 22jährige Benjamin ist voll des Lobes für die Veranstaltung.

Etwa 80% der Münchner Schwulen-Szene, so schätzt er, seien heute auf dem Marienhof versammelt. »Alle Bars sind leer, alle meine Freunde sind hier, viele bekannte Gesichter sind dabei«. Besonders gut findet er es jedoch, dass so viele »Heteros« dabei sind, denn: »Unser Ziel ist doch eine Gesellschaft, wo es keine Unterschiede mehr gibt.« rme

Artikel vom 27.02.2003
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