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Unruhige Weihnachtsfeiertage in einer Pfarrersfamilie
Eine Art Weihnachtsmarathon
Nur nicht stressen lassen: Im Hause von Andrian ist trotz berufsbedingter »Weihnachts-Hektik« noch Zeit für Gemütlichkeit. Foto:rme
Moosach · »Dieses Jahr hab ich vergleichsweise Glück«, freut sich Wolfgang von Andrian. »Ein Gottesdienst am Heiligabend um 17 Uhr und einer am nächsten Tag um halb elf – das war‘s.«
– Dass er beim Kindergottesdienst um 15 Uhr Gitarre spielt, dazwischen schnell die für das Krippenspiel benötigten Podeste auf- und abbauen hilft und Liedblätter auf den Stühlen verteilt, ist für den Pfarrer der Moosacher Magdalenenkirche kaum der Rede wert. – Das gehört für ihn zum »ganz normalen« Weihnachtsgeschäft.
Schon im Advent habe Weihnachten ihn »voll im Griff«, meint von Andrian: Angefangen beim Kinderbibeltag zum Thema »Wo bitte geht‘s nach Bethlehem« bis hin zu den verschiedenen Vorweihnachtsgottesdiensten für Schulklassen ist der evangelische Pfarrer ständig im Einsatz.
»Spätestens am 22. Dezember muss ich mit den Weihnachtsvorbereitungen fertig sein«, weiß von Andrian aus Erfahrung. »Und wenn nicht gerade eine Beerdigung dazwischen kommt, klappt das auch meistens.« Seine Predigten hält der evangelische Pfarrer stets probeweise im Keller vor dem Bücherregal, bevor er seine Gemeinde damit konfrontiert. In der Weihnachtszeit »unterhält« er sich häufiger mit dem Regal, denn schließlich muss für jeden Gottesdienst die passende Ansprache ausgetüftelt werden.
Als seine drei Kinder noch klein waren und ans Christkind glaubten, war alles noch viel anstrengender, erinnert sich von Andrian. »Damals musste ich den Baum immer heimlich und in aller Eile schmücken, wenn meine Frau mit den Kindern beim Krippenspiel war.« Heute greift man dem Vater beim Schmücken kräftig unter die Arme, doch das Krippenspiel ist geblieben: Tochter Judith (13) und Sohn Jakob (11) wirken auch dieses Jahr als Darsteller mit, Ehefrau Gabriele leitet zusammen mit der Vikarin die Proben. »Diesmal haben wir eine Geschichte über Leute ausgesucht, die an Heiligabend arbeiten müssen«, erzählt Gabriele von Andrian. Ob sie dabei wohl auch an die eigene, häusliche Situation gedacht hat?
Immerhin: So gegen 19 Uhr wird ihr Mann am Heiligabend zu Hause sein und – anders als die meisten seiner Pfarrerskollegen – den Rest des Tages mit der Familie verbringen können. Wie immer darf sich dann jeder ein Weihnachtslied wünschen, und der jüngste Sohn Jakob wird heuer wohl erstmals ein paar Stücke auf dem Cello zum Besten geben.
Danach gibt‘s Bescherung und Abendessen – ohne feierliche Ansprache des Familienoberhaupts, ohne Weihnachtsevangelium. »Zu Hause verzichten wir an Heiligabend auf die geistliche Dimension«, gesteht Wolfgang von Andrian. »Denn die ganze Familie ist ja ohnehin stark ins religiöse Leben eingebunden.«
Wenn die Kinder im Bett sind, holen den Pfarrer die »weihnachtlichen Pflichten« allerdings wieder ein: Dann nämlich muss er nochmals die Predigt für den nächsten Tag durchgehen. »Und an Silvester ist es das gleiche in grün«, fügt er mit einem leisen Seufzer hinzu. rme
Artikel vom 18.12.2002Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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