Engagierter Moosacher arbeitet für »Ärzte für die Dritte Welt« in Venezuela

Arzt im Großstadt-Slum

Andreas Sönnichsen im Kreis seiner Patienten. Viele von ihnen sind Kinder, die unter den hygienischen Bedingungen zu leiden haben.	Foto: Privat

Andreas Sönnichsen im Kreis seiner Patienten. Viele von ihnen sind Kinder, die unter den hygienischen Bedingungen zu leiden haben. Foto: Privat

Moosach · Arbeiten in den Großstadt-Slums von Südamerika – klingt alles andere als verlockend. Doch für den Moosacher Arzt Andreas Sönnichsen hat diese Aufgabe ihren besonderen Reiz.

Er kann so nicht nur Land und Leute kennenlernen sowie seine Sprachkenntnisse verbessern, sondern vor allem benachteiligten Menschen helfen. Zweimal sechs Wochen war er bereits für die Organisation »Ärzte für die Dritte Welt« in Nuevo Horizonte, einem Armen-Viertel der venezulanischen Hauptstadt Caracas.

Viele neue und spannende Eindrücke hat der Internist dabei gewonnen, aber auch verheerende Lebensumstände kennen gelernt. Das lässt einen Mann, der seinen Beruf gewählt hat, um Menschen zu helfen, natürlich nicht unberührt.

Einfühlsam, aber zurückhaltend erzählt er von seinen Einsätzen in Südamerika. Dabei bewegt ihn die Art sehr, mit welcher Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit die Slum-Bewohner, die zum großen Teil in armseligen Blechhütten hausen, ihr Leben meistern.

»Einmal in der Woche gibt es für vier Stunden Wasser aus der Leitung«, erzählt der 45-Jährige in der ihm eigenen ruhigen Art, obwohl er weiß, was es bedeutet. Ihm und den anderen Ärzten vor Ort geht es ja genauso.

Die ausländischen Ärzte haben natürlich ihre festen Einsatzzeiten, an die sie sich auch halten, im Gegensatz zu den meisten Einheimischen. »Es funktioniert einfach nicht«, erzählt er. »Wer einen Job hat, kommt und geht, wann es ihm gerade passt, in die Arbeit.«

Die Ärzte stellen ihre eigenen Ideale über alle Umstände, auch über das Geld. Sie bekommen außer einer bescheidenen Unterkunft und Verpflegung nichts für ihre Arbeit, selbst den Flug müssen sie zur Hälfte bezahlen. Aber: »Die Menschen sind unheimlich dankbar und so freundlich«, erzählt der Moosacher Arzt versonnen – das ist Lohn genug.

»Es ist schön zu spüren, etwas bewegen zu können.« Sönnichsen und seine Kollegen haben in den letzten Jahren immerhin erreicht, dass ihre Patienten auch in den staatlichen Krankenhäusern weiterbehandelt werden.

»Früher mussten die Ärmeren zum Teil Wochen lang auf eine Weiterbehandlung warten. Wenn wir sie heute ins Krankenhaus schicken, kommen sie oft schon am selben Tag dran«, erzählt er mit leisem Stolz auf seine Arbeit.

Auf einen solchen Erfolg hatte er bei seiner Entscheidung, sich zu engagieren, gehofft. »Ein Sechs-Monate-Einsatz kam aber nicht in Frage«, erzählt der Familienvater. »Ärzte für die Dritte Welt« ermöglicht im Gegensatz zu ähnlichen Organisationen auch kürzere Ein- sätze.

Die Situation ist für seine Frau und die vier Kinder auch so nicht leicht. Aber sie unterstützen den Familienvater, wo sie können. Gerade jetzt bereitet er sich wieder auf einen Einsatz in Nuevo Horizonte vor. cr

Artikel vom 13.11.2002
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