Terrakotta-Armee bis 8. Dezember in beeindruckender Ausstellung

Besetzung im Oly-Park

Stumme Zeugen einer großen Zeit: Die Terrakotta-Armee.	Foto: sm

Stumme Zeugen einer großen Zeit: Die Terrakotta-Armee. Foto: sm

Olympiapark · Mit versteinerten Mienen schauen sie durch einen hindurch, bewegungslos, erhaben, unnahbar – und doch rechnet man damit, dass sie jeden Moment den Arm heben, den Kopf drehen, sich kräftig schütteln, ihre starre Hülle aus Ton abwerfen und losmarschieren: die Terrakotta-Armee.

Seit Samstag, 26. Oktober, hat sie mit weit über 100 vollbewaffneten, lebensgroßen Kriegern ihr 2.000 m2 Quartier in großen weißen Zelten auf dem Coubertinplatz im Olympiapark bezogen.

Die ausgestellten Figuren sind leider keine Originale, aber immerhin doch beeindruckende Nachbildungen der weltberühmten Terrakotta-Armee des ersten Kaisers von China »Qin Shi Huang Di« (259 v. Chr. – 210 v. Chr.). Die »echten Krieger« waren 1974 durch Zufall von Bauern in einem kleinen Dorf in der chinesischen Provinz Shaanxi entdeckt worden und sind Bestandteil der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO.

Zeugen einer unglaublichen Kultur und Macht sind sie zweifelsohne, die tönernen Soldaten. Sie haben die Jahrtausende so überdauert, wie es der unter dem Namen »Yin Zheng« geborene erste Kaiser zweifelsohne für das Reich der Mitte erträumt hatte. An der gigantischen Grabanlage bestehend aus dem eigentlichen Grabhügel und drei Gruben bzw. riesigen »Aufmarschplätzen« hatten ab 246 v. Chr. 38 Jahre lang unzählige Menschen gearbeitet. Während der intensivsten Bauphase sollen laut dem renommierten chinesischen Historiker Sima Qian, sogar über 700.000 Menschen zeitgleich beschäftigt gewesen sein.

Was für ein unglaubliches Unternehmen dieser Bau und diese Kunstfertigkeit bei der Herstellung der Figuren zur Zeit des Kaisers bedeutet haben mag, ist für den heutigen Ausstellungsbesucher nur noch schwer vorstellbar.

Einen Anhaltspunkt dafür bietet der anschaulich gestaltete Dokumentarfilm, den man im vierten Zelt der Ausstellung in einem großen abgeteilten Vorführraum in Ruhe auf sich wirken lassen kann. Auch die Terrakotta-Armee selbst ist »eine Art Geschichtsbuch, das über viele Aspekte des damaligen Lebens Aufschluss gibt« erklärt eine der Infotafeln, die die Exponate erläutern.

»Vorausgesetzt man verfügt über den Schlüssel«, und über den verfügen die Besucher in Form eben dieser aufgestellten Tafeln, die an gigantische Papyrusrollen erinnern und in allen vier Hallen auf Deutsch und Englisch die Ausstellung erläutern.

Zu bestaunen gibt es in der ersten Halle Exponate aus der Kaiserzeit, in der zweiten ein beeindruckendes Modell der drei Gruben im Maßstab 1:10, in der dritten 130 bewaffnete Terrakotta-Krieger und Pferde in Originalgröße und in der vierten den Dokumentarfilm, sowie eine Statue des Qin Shi Huang Di (tägl. 10 – 19 Uhr, Hotline: 30 65 98 01). sm

Artikel vom 06.11.2002
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