Bauerntheater Ismaning seit 81 Jahren / Neues Stück: »Die spanische Fliege«

»Mehr Familie als Verein«

Die Spieler des Bauerntheaters voll in Aktion in der »Spanischen Fliege«.

Die Spieler des Bauerntheaters voll in Aktion in der »Spanischen Fliege«.

Ismaning · »Gezaubert«. So nennt Konrad Schraufnagl das, wenn ein Patzer über«spielt« werden muss: Und Pannen gehören dazu, vor allem bei der Premiere.

Sie machen den besonderen Charme aus, wie eben am ersten Wochenende bei der Vorführung des neuen Stücks des Bauerntheater Ismaning »Die spanische Fliege«: Spielleiter Schraufnagl höchstpersönlich hatte vergessen, den Vorhang nach einem Akt rechtzeitig zuzuziehen.

Die Laienschauspieler erfanden einfach ein paar Sätze dazu – sie haben eben »gezaubert«! »Davon merkt aber das Publikum nichts«, ist sich Schraufnagel sicher. Und für den echten Notfall gibt es Souffleuse Anni Becker. Allerdings hat sein Patzer den 44-Jährigen »eine Brotzeit gekostet«, für alle zwölf Ensemblemitglieder versteht sich!

So läuft das beim Bauerntheater, und das gefällt Schraufnagel, der hier Anfang der 80er Jahre seine Bühnenkarriere als jugendlicher Liebhaber startete: »Wir sind weniger ein Verein, sondern wie eine große Familie«.

Die »Familie« besteht aus über 200 Mitgliedern, davon »sechzig, siebzig Aktive«, sprich Schauspieler. Vom Landwirt über Schüler bis zum Beamten ist alles vertreten aus der näheren und ferneren Umgebung Ismanings, von 18 bis 80 Jahren. Und der Verein selbst ist bereits 81 Jahre!

Hervorgegangen aus dem Trachtenverein Stamm wurde der Verein 1921 gegründet. Er ist aber nicht nur durch Theateraufführungen bekannt, sondern auch durch den Schäfflertanz, der alle sieben Jahre aufgeführt wird.

Dreimal im Jahr stellen die Theaterfans ein Stück auf die Beine. Die Proben für die »Spanische Fliege«, von Schraufnagel ins Bayerische übersetzt, begannen Anfang August. Zweimal pro Woche wurde geprobt. »Ersteinmal muss der Text stehen, dann kann man an den Bewegungen arbeiten«, erzählt Schraufnagl. Irgendwann fährt man dann zum Kostümverleih: »Dann prickelt´s natürlich«, so Schraufnagel. Spätestens ab diesem Zeitpunkt erfasst das Theaterfieber alle.

Margit Aigner ist seit ihrem 18. Lebensjahr dabei. Für sie sei es ein »Kindertraum« zu spielen. Das Höchste sei aber der Applaus, »wie Balsam«, schwärmt die 34-Jährige. Meistens ist sie die lustige, »ulkige« Magd. Bei der »Spanischen Fliege« gibt sie die Tochter Paula, die ihren »Schatz net kriagt«, und »deshalb immer weinen muss«. Eine traurige Rolle, aber so viel sei verraten: Es gibt ein Happy-End: »Am Schluss passt dann alles«, so Aigner – wie sich das halt so gehört bei einem richtigen Bauerntheater.

Weitere Vorstellungen finden am Freitag, 25., und Samstag, 26. Oktober im Theatersaal in Hain, Freisinger Str. 5, statt. Beginn ist um 20 Uhr, Einlass in den bewirteten Saal ist ab 18.30 Uhr. Karten gibt es an den Spieltagen an der Abendkasse. ms

Artikel vom 23.10.2002
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