Die Würfel sind gefallen

Circus Roncalli gastiert jetzt nicht am Mariahilfplatz, sondern an der Arnulfstraße. Fotos: Roncalli

Au · Wolfgang Fuhrmann hüllte sich vergangenen Donnerstag in schweigen: »Ich möchte noch nichts darüber verraten«, so der Pressesprecher des Circus Roncalli auf die Frage, ob der Zirkus anlässlich seines Gastspiels zum 25-jährigen Jubiläum in München denn nun seine Zelte auf dem Auer Mariahilfplatz aufschlägt. »Wir verkünden das offiziell am 1. Oktober«. Doch seit Freitag ist sicher: Roncalli gastiert ab Anfang November auf dem ehemaligen Busbahnhof an der Arnulfstraße – weit weg von der Au.

Das teilte der Zirkus dem Bezirksausschuss (BA) 5, Au-Haidhausen per Fax mit. Happy-End also für das Auer Sommertheater, nachdem über Monate die Emotionen jenseits sachlicher Argumentation hochkochten.

Noch am Mittwoch, 18. September, befürwortete der BA 5 erneut das Gastspiel am Mariahilfplatz – gegen den Willen der Bürger, nach der hitzigen Versammlung am 8. August. Wie berichtet, lehnten die versammelten Auer mit großer Mehrheit das Gastspiel auf dem Platz ab, dem der BA in seiner Sitzung am 19. Juni mehrheitlich zugestimmt hatte.

Allein das Zelt dürfe laut Beschluß dort stehen und auch nur, wenn kein anderer Standort gefunden wird. Zusammen mit der Stadt hatte Roncalli einige Plätze im Zentrum in Betracht gezogen. Übrig blieb der Mariahilfplatz. »Es gibt ja kaum mehr Brachflächen in der Stadt«, so Presseamtsleiter Stefan Hauff. Dagegen liefen die Anwohner des Auer Platzes Sturm, befeuert von der Auer SPD.

Vorsitzender Klaus Längin sah den Mariahilfplatz »zum Rummelplatz verkommen«, andere beklagten Lärm und Parkplatzprobleme, wie man das von den Dulten und dem Starkbierfest kenne. Eine echte Zwickmühle also für den BA. Einerseits muss der BA das Votum der Einwohner ernstnehmen, andererseits sei das Gastspiel nicht zu verhindern.

»Wir können beschließen, was wir wollen«, so Grünen-Fraktionssprecher Werner Walter, »da werden mittlerweile gesamtmünchnerische Belange berührt«. Oberbürgermeister Christian Ude hatte nach der positiven Entscheidung des BA die Zusage eines Gastspiels auf dem Mariahilfplatz bestätigt.

Darauf begann Roncalli mit den Vorbereitungen: Verträge mit Sponsoren und Medienpartnern wurden abgeschlossen, Plakate, Handzettel und sonstige Werbematerialien beauftragt und Werbeflächen gebucht. »Verpflichtungen von einer halben Million«, sei man eingegangen«, so Zirkusdirektor Bernhard Paul in einem Brief an den OB vom 9. September und drohte mit Schadensersatzforderungen.

Zwischenzeitlich verhandelte Roncalli mit der Bahn über das Gelände an der Arnulfstraße. So ganz ideal war der Mariahilfplatz wohl nicht: zu jeder Vorstellung hätte man z.B. alle Tiere herankarren müssen. Jetzt ist wohl erstmal für alle eine befriedigende Lösung gefunden! ms

Artikel vom 25.09.2002
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