Kürzungen auch bei der Stadtibliothek Maxvorstadt

Bedrohtes Reservat für junge Leselöwen

Junge Leselöwen sind gut aufgehoben in der

Junge Leselöwen sind gut aufgehoben in der

Maxvorstadt · Allen Unkenrufen zum Trotz sind sie keine vom Aussterben bedrohte Spezies: die Leselöwen. Im Gegenteil, sie scheinen sogar im Aufwind – zumindest in der Maxvorstadt.

Wie Annette Müller, die Leiterin der Stadtteilbibliothek in der Augustenstrasse 92, erfreut feststellen kann, hat es im letzten Jahr eine deutliche Ausleihsteigerung bei Büchern gegeben.

»Das ist ein allgemeiner Trend«, meint sie und hat auch eine allgemeine Erklärung dafür parat: »Die Buchpreise im Handel steigen ständig, dagegen nimmt die Kaufkraft immer mehr ab«.

Doch sicher liegt es auch am ganz speziellen Flair der Filiale in der Maxvorstadt, dass sich die Leselöwen gerade hier so gerne »Futter« holen: an den freundlichen Damen von der Ausleihe, den alle zwei Monate wechselnden Bilderausstellungen im Treppenaufgang, der gemütlichen Kinderspielecke mit Klettergerüst im Erdgeschoss und dem kunterbunten Kinderprogramm, das jeden Donnerstag um 15 Uhr steigt: mit Filmen, Vorlese- und Bastelstunden.

Wegen dieser gemütlichen, familiären Atmosphäre kommen Doris Förtsch und ihr Sohn Jonas häufig in die Bibliothek »Wir beschäftigen uns hier oft stundenlang«, erklärt die Mutter begeistert. Während sie selbst in aller Ruhe die Tageszeitung durchforstet, schmökert Jonas am liebsten in Comic-Heftchen – denn die werden grundsätzlich nicht gekauft.

»Ich habe hier schon viele Kinder aufwachsen und dann mit ihren eigenen Kindern hierher kommen sehen«, erzählt Renate Sedlmair, die seit 27 Jahren in der Bibliothek Maxvorstadt arbeitet. Längst ist sie im ganzen Stadtviertel bekannt als »die Frau von der Bücherei«, die bei jeder Art von Problem weiterhelfen kann: Ob es nun darum geht, »etwas Psychologisches von der Uta Danella« zu finden oder eine Pizza auf der Herdplatte zu backen.

Heile Welt also in der Maxvorstadt? Mitnichten! Denn von den Sparmaßnahmen und der Haushaltssperre der Stadt München ist auch diese Filiale massiv betroffen: »Wir können im Moment gar nichts Neues kaufen«, bedauert Annette Müller vor allem im Hinblick auf die Frankfurter Buchmesse.

Die Liste der gewünschten oder dringend benötigten Medien wird immer länger, doch vor dem bange erwarteten Stadtratsbeschluss zur Haushaltssperre (voraussichtlich am 6. November) gibt es definitiv keine Neuanschaffungen. – Was danach kommt, steht ohnehin in den Sternen.

Zudem ist die Filiale vom allgemeinen Einstellungsstop der Münchner Stadtbibliothek betroffen. – Nur indirekt zwar, denn in der Maxvorstadt scheidet niemand aus. »Aber durch personelle Umschichtungen und Vertretungen wird es auch bei uns Engpässe geben«, da ist sich Annette Müller ganz sicher. Leider seien die Bibliotheken eine ´freiwillige Aufgabe´ für die Stadt, klagt sie. »Und bei solchen Aufgaben wird nun mal als erstes gespart.«

Keine leichten Zeiten also für Leselöwen! Bleibt nur, kräftig »weiterzufuttern« und die (noch) vorhandenen Möglichkeiten nach Kräften zu nutzen! rme

Artikel vom 19.09.2002
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