Jugendliche aus dem Jugendtreff Milbertshofen zum Thema Bundestagswahl

Die Stimme der Jugend

Von Politikverdrossenheit war kaum etwas zu spüren bei der Milbertshofener Jugend.	Foto: sk

Von Politikverdrossenheit war kaum etwas zu spüren bei der Milbertshofener Jugend. Foto: sk

Milbertshofen · Fast sind die Tage gezählt und die Bundestagswahl steht vor der Tür. Dieses Richtung weisende Ereignis geht auch an den zukünftigen Wählern im Jugendtreff Milbertshofen nicht spurlos vorüber.

So erhofft sich der 16-jährige Dominik Braun vom zukünftigen Bundestag, den Umstieg auf alternative Energiequellen und eine gerechtere Verteilung der Gelder für die Schulen.

Durch seinen Wechsel vom Gymnasium auf die Realschule hat er die gravierenden Unterschiede bei den zur Verfügung stehenden Mitteln am eigenen Leib erfahren. »Im Gymnasium hatten wir drei Beamer und die neuesten Bücher, auf der Realschule gab es höchstens einen Beamer und die Bücher waren uralt.« Auch Olivér Wesnitzer (15) weiß genau, was er will: »Die sollten uns mehr Freizeitmöglichkeiten bieten. Wenn wir Basketball- und Fußballplätze hätten, dann würden wir auch nicht mehr so viel anstellen.«

Simone Calino und Katharina Angelova (beide 15) erwarten sich hingegen nicht besonders viel von der zukünftigen Regierung: »Die sind doch alle schlecht, die müssten viel jünger sein.« Bei der 17-jährigen Debora Nuzzo kommt es ganz darauf an, wer Kanzler wird: »Von Schröder erwarte ich die Abschaffung der Arbeitslosigkeit, vom Stoiber den Krieg.«

Zur Wahl gehen würden sie alle, wenn sie schon dürften. Für Olivér klar: »Nur wenn man wählt, kann man auch etwas bewirken. Sedar Ertürk (15), Simone und Katharina finden es wichtig, gegen Rechts zu wählen. Und auch Dominik und Debora würden wählen, und zwar gegen die »Falschen«, für die beiden heißt das im Moment gegen Stoiber. »Außerdem funktioniert die Demokratie nur, wenn man wählen geht«, fügt Dominik hinzu.

Aber obwohl sie alle wählen würden, verstehen sie, warum man häufig von Politikverdrossenheit spricht. Simone findet Politik eigentlich total langweilig: »Die reden doch nur und tun dann nichts.« Dominik sieht das ähnlich: »Man hat das Gefühl, dass man nichts bewirken kann. Berlin ist einfach zu weit weg.« Olivér hingegen findet dieses Gerede eher unverständlich: »Politik ist doch für alle da, dafür, dass es der Gesellschaft besser geht.«

Verdrossen oder nicht, was sie als Kanzler tun würden wissen sie ganz genau. Olivér würde mehr Freizeitmöglichkeiten schaffen und etwas gegen die »Vorurteile der Polizei gegenüber den Jugendlichen« tun.

Simone und Katharina liegen die Gleichberechtigung, niedriegere Steuern und Arbeit für alle am Herzen. Dominik würde ganz einfach halten, was er verspricht, den Schuldenberg abbauen und in den Verteidigungsbündnissen nur noch humanitäre Hilfe leisten. Debora möchte mehr für die Jugendlichen tun, »Jobs anbieten, Atomwaffen abschaffen, die ärmeren Länder unterstützen und den Krieg abschaffen«.

Mit dieser Einstellung steht sie nicht alleine, denn gegen den Krieg sind sie alle. Allerdings können sie sich nicht einigen, wer auf der Welt für Frieden sorgen kann. Für Simone und Katharina liegt diese Entscheidung allein bei den Vereinigten Staaten. Olivér sagt: »Jeder Politiker in seinem Land hat darauf Einfluss.« Und Dominik meint, dass der Bundeskanzler auf jeden Fall als Vorbild agieren könnte.

Wenn man ihnen so zuhört, wird klar, dass es den Politikern nicht schaden würde, das auch mal zu tun. sk

Artikel vom 18.09.2002
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