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Was sich Jugendliche vom Jugendtreff »Prisma« von den Politikern wünschen
»Mehr Interesse an uns«
Die Jungs vom Jugendtreff »Prisma« interessieren sich für Politik. Foto: aw
Haidhausen · Farbenfroh und abwechslungsreich wie sein Name ist der Jugendtreff Prisma in der Metzgerstraße 5 in Haidhausen.
Seit 1975 treffen sich hier Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren. Hier haben sie die Möglichkeit, sich sportlich oder kreativ zu betätigen. So ist das Haus für viele zu einer Art zweiten Heimat geworden.
Neben diesen ganzen Freizeit-Aktivitäten kommen viele Jugendliche aber auch einfach hierher, um zu reden und zu diskutieren. »Bei uns gibt es immer offene Diskussionsrunden, wo aktuelle Themen besprochen werden«, erzählt die Sozialpädagogin Pez Hitzginger. Auch die bevorstehende Bundestagswahl verfolgen die meisten Jugendlichen mit großem Interesse, obwohl ein Großteil von ihnen keinen deutschen Pass hat.
Etwa 70% stammen aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien. »Ich lebe in Deutschland und deshalb interessiere ich mich natürlich auch für die Politik hier«, erzählt der 17-jährige Martin Tankovic, dessen Familie aus Kroatien kommt. Zusammen mit Aco Pavlovic, Zvonimir Glavas, Ufuk Gündüz und Uyi Hekhuoba besucht er regelmäßig das Prisma. Nur Aco und Zvonimir haben einen deutschen Pass, doch benachteiligt fühlen sich die anderen Jungs, im Alter zwischen 13 und 17 Jahren, auch nicht, obwohl sie sich die doppelte Staatsbürgerschaft wünschen würden »um in Deutschland irgendwann mal wählen zu können«. Wie empfinden sie den Wahlkampf? »Langweilig! Schröder und Stoiber reden nur um den heißen Brei, ohne konkrete Antworten zu geben«, so die einhellige Meinung der Freunde.
Trotzdem geht der Wahlkampf nicht spurlos an ihnen vorbei. Nachrichtensendungen oder auch die beiden TV-Duelle werden durchaus mit Interesse verfolgt.
Weil sich die Jugendlichen von der Politik oftmals nicht ausreichend vertreten fühlen, macht das Werben mancher Parteien um die Gunst speziell junger Wähler keinen Eindruck auf sie. Ganz im Gegenteil: Aktionen wie Guido Westerwelles Besuch im »Big Brother«-Container werden eher als »lächerlich« empfunden.
Die Jugendlichen beschäftigen sich durchaus mit Themen wie der Krisensituation zwischen den USA und dem Irak, der Arbeitslosigkeit und dem »Teuro«. Von der Bundesregierung, egal, ob unter Schröder oder Stoiber, wünschen sie sich, dass sie sich »um den Weltfrieden kümmert, die Arbeitslosigkeit bekämpft und sich mehr für die Bildung der Schüler interessiert«. Die Frage, was sie sich von den Politikern wünschen, ist für die Jugendlichen einfach zu beantworten: »Menschlichkeit« und »mehr Interesse an uns«, den Jugendlichen aller Nationen in Deutschland, in München, in Haidhausen. aw
Artikel vom 18.09.2002Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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