– als Willkommensgruß für Pinakothek der Moderne

Der rote Teppich

Ein roter Teppich, den niemand beschreiten kann: eine ungewöhnliche Begrüßung für die Pinakothek der Moderne.	Foto: rme

Ein roter Teppich, den niemand beschreiten kann: eine ungewöhnliche Begrüßung für die Pinakothek der Moderne. Foto: rme

Maxvorstadt · Rot ist Signalfarbe. In der Natur ebenso wie im Straßenverkehr. Daher mag der purpurrote Teppich, der sich seit ein paar Tagen über die Verkehrsinsel an der Gabelsbergerstraße vor St. Markus erstreckt, manchem Autofahrer geradezu »ins Auge springen«.

– Und das ist auch gut so. Denn schließlich ist dieser Teppich einem höchst prominenten »Zuwachs« im Münchner Kulturleben gewidmet: der Pinakothek der Moderne, die am kommenden Montag offiziell ihre Tore öffnet.

Die Münchner Künstlerin Beate Passow, die »Mutter« des roten Teppichs, erläutert den Zusammenhang folgendermaßen: »Bei wichtigen Anlässen wird ein roter Teppich ausgerollt, als Symbol für Begrüßung und hohe Wertschätzung.« Doch warum ausgerechnet auf einer Verkehrsinsel, auf der ohnehin niemand entlang schreiten kann?

Hierfür hat Passow gleich mehrere Erklärungen: Zum einen sei der Platz vor St. Markus deswegen gewählt, weil die Anregung, die dritte Pinakothek mit einem eigenen Kunstprojekt zu begrüßen, vor drei Jahren von der evangelischen Gemeinde ausging. Zum anderen soll die Platzierung des Teppichs an einer vermeintlich völlig »unpassenden« Stelle einen »kritischen und ironischen Reflex auf die zeremonielle Präsentation heutiger bildender Kunst werfen«, so Passow.

Für den Bezirksausschuss Maxvorstadt (BA3) hat der rote Teppich allerdings noch eine ganz andere, signalhafte Bedeutung: »Er weist hin auf die noch ungelöste Problematik der Verkehrsverbindung zwischen der Innenstadt und dem Museumsquartier«, erklärt BA-Chef Klaus Bäumler. Vor allem Fußgänger können die Pinakotheken nur erreichen, wenn sie – gerade im Bereich des Oskar-von Miller-Rings und der Gabelsbergerstraße – mehrere Unterführungen passieren oder Umwege in Kauf nehmen.

Daher sei die jetzige Lösung, die nur einen zusätzlichen Fußgängerüberweg an der Ecke Oskar-von-Miller-Ring/ Gabelsbergerstraße vorsieht, lediglich »ein Feigenblatt«, so Bäumler. So lag es für den BA 3 nahe, das Projekt »roter Teppich« finanziell zu unterstützen – ebenso wie die Gemeinde St. Markus und verschiedene private Sponsoren. »Die Stadt hat wider Erwarten keinen Zuschuss gewährt«, bedauert Beate Passow. Obwohl der von Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin eingerichtete Fonds für Kunst im öffentlichen Raum in München längst nicht ausgeschöpft sei.

Nichtsdestotrotz kann der rote Teppich morgen Abend zwischen 18 und 21 Uhr »eröffnet« werden. – Zusammen mit einer Ausstellung/ Installation in der St. Markus Kirche.

Zu sehen sind Dias von berühmten Kreuzigungsdarstellungen der Kunstgeschichte, die von Beate Passow so bearbeitet wurden, dass der Leichnam Christi am Kreuz fehlt. »Dadurch entsteht eine schmerzhafte Lücke«, meint Passow und verweist damit auf den Titel der Ausstellung: »As long as he suffers there is hope«.

Alle Bürgerinnen und Bürger sind zu der kontrastreichen »Open Art-Veranstaltung« in der Gabelsbergerstraße 6 herzlich eingeladen. rme

Artikel vom 12.09.2002
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