Im Englischen Garten fand die »Europäische Fledermausnacht« statt

Gefräßig & weiches Fell

Fledermäusen auf der Spur .

Fledermäusen auf der Spur .

»Gibt´s da was umsonst?!«, will die junge Frau wissen.

An so einem lauen Samstagsommerabend ist um acht Uhr noch viel los im Englischen Garten. Doch die lange Karawane, die sich in Richtung Kleinhesseloher See bewegt, erregt Aufsehen: 170 Menschen sind gekommen. Sie tragen alle gelbe Aufkleber und wollen heute abend was erleben: Fledermäuse!

»Ja, es gibt sie noch«, weiß Ingrid Frei-Mann, und zwar »sehr zuverlässig im Englischen Garten«. Die 55-jährige Ärztin engagiert sich seit Jahren für die vom Aussterben bedrohten Säuger und veranstaltet mit ihren Kollegen vom Vogelschutzbund dreimal im Jahr Führungen auf den Spuren der Fledermäuse, im Frühjahr und Spätsommer.

Dazwischen sind sie im Nord-osten, in Skandinavien oder Polen. Dort tragen sie ihre Jungen aus. »Wo sind denn die Fledermäuse?«, kräht der kleine Bub von der Schulter seiner Mami.

Wo sind sie? Immer wieder legt man den Kopf in den Nacken, aber nix zu sehen am wolkenlosen Himmel, außer ein paar kreischenden Wildenten. Auch der »Bat-Detektor« schlägt noch nicht an. Das Gerät macht Ultraschalltöne hörbar, mit denen sich Fledermäuse im Dunkeln orientieren und im Flug jagen – ausschließlich Insekten: gern Schmetterlinge, auch mal ein Maikäfer. »Die Nahrung ist schon mal da«, bemerkt ein Mann lakonisch angesichts der vielen Stechmücken.

Für die Fledermäuse ist es noch zu hell. Sie sind lieber nachts unterwegs. »Die Kleinen Abendsegler sind Frühaufsteher«, erzählt unser Gruppenguide Ullrich Dopheide, »sie starten zur Dämmerung« - also etwa um halb Neun. Bis es soweit ist, erfahren wir Interessantes über die nur 25 bis 35 Zentimeter kleinen Tiere. Z. B. dass sie 50 Millionen Jahre Evolution hinter sich haben oder dass drei der 21 bayerischen Arten im Englischen Garten leben.

Infos rund um die nächtlichen Jäger gab es bereits beim nachmittäglichen Fest am Rumfordschlössl des Vogelschutzbundes anlässlich der »Europäischen Fledermausnacht« – mit Klangspielen, einem Quiz oder wie man sie schützen kann, z.B. alte Bäume stehen lassen. Pro Nacht vertilgt eine 28 Gramm leichte Fledermaus 7 Gramm Fressbares, ein Viertel ihres Körpergewichts - aber nicht bei Regen, da ist ihnen das Wetter zu schlecht. »Furchtbar gefräßig« ist auch der namenlose »Pflegling«, den Margarete Kistler vom Vogelschutzbund mitgebracht hat. Sie kümmert sich um kranke oder verletzte Tiere.

Wohlig schmatzend liegt die Fledermaus mit eingeklappten Flughäuten bäuchlings in einer Schale. Während sie Mehlwurm um Mehlwurm verschlingt, kann man mit dem Fingerrücken vorsichtig über das weiche braune Fell streicheln.

Das rührt nicht nur die kleinen Fledermausfans. Es wird dunkel. Die Sonne versinkt langsam hinter den Bäumen. »Ui, da ist eine!« ruft jemand. Tatsächlich, plötzlich sind da ganz viele Fledermäuse, es schwirrt zwischen den Bäumen und über dem See, wo einige Boote ihre Bahnen ziehen. Manche segeln gefährlich knapp über dem Kopf. Der »Bat-Detektor« tockt aufgeregt. Wir können seine Aufregung verstehen!

Die nächste Führung ist am Samstag, 14. September, 18.30 Uhr, Treff: Bushaltestelle Chinesischer Turm – aber nicht bei Regen! ms

Artikel vom 05.09.2002
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