Das Kinderatelier an der Theresienstraße schließt Pforten: Bilanz & Ausblick

Traum für einen Sommer

Maxvorstadt · «Traumhaus mit Baumhaus«, so hatte das »Münchner Zentrum« am 6. Juni dieses Jahres getitelt. Damals steckte das Atelier in der Theresienstraße 148 noch in den »Kinderschuhen«.

Damals hatte er gerade erst begonnen, der Traum, der jetzt schon fast wieder ausgeträumt ist: Bis Montag müssen Atelierleiterin Regina Haller und all die Kinder, die 2 Monate lang im sogenannten »Schlösschen« an der Theresienstraße gemalt, gebastelt und gespielt haben, das Gebäude räumen.

Das war von Anfang an so ausgemacht, denn im September wird das Atelier abgerissen. Doch zuvor wollen die »Schlossbewohner« der Öffentlichkeit natürlich die Früchte ihres Schaffens präsentieren – in einer Ausstellung zum Thema »Stadt der Zukunft«, zu der auch Angelika Büttner, Vorstandsmitglied der Bayerischen Architektenkammer, und einige Vertreter des BA 3 (Maxvorstadt) gekommen sind.

Anfangs noch etwas schüchtern, dann aber immer freimütiger erläutern die kleinen Künstler den Gästen ihre Bilder, Skulpturen und Spiele: »Mein Dorf wird mit Sonnenenergie versorgt, durch die Photosynthese der Pflanzen«, verkündet der zehnjährige Jacki und deutet auf ein Bild, in dem die Alu-Hüllen von Teelichtern als Häuser, ein paar kranzförmig angeordnete Pflanzenblätter als »Energiebündler« dienen. Ganz anders stellt sich dagegen der achtjährige Jonas seine »Stadt der Zukunft« vor: als einen Dschungel mit echt fließendem Wasser, in dem viele Krokodile leben.

»Die haben die Menschen schon alle aufgefressen«, erklärt er bestimmt. Auch in vielen anderen »Traum-Städten« fehlen die menschlichen Bewohner. »Die Kinder zeigen die Probleme des Wohnens auf, die Probleme mit Natur und Umwelt«, folgert Angelika Büttner.

Besonders deutlich zeigt sich das in der Pfützenstadt, die vor dem Atelier entstanden ist. »Hier spielen die Erfahrungen mit den Überschwemmungen der letzten Tage massiv hinein«, meint Büttner.

Doch es sei wichtig, dass die Kinder nicht bei den Problemen oder Träumen stehen bleiben, sondern weiterdenken, nach realisierbaren Lösungen suchen, betont sie. – Und zwar gemeinsam mit anderen. Gerade deswegen findet Irmgard Schmidt (SPD) vom BA 3 Einrichtungen wie das Theresienatelier auch so wichtig: »Gemeinsam Fantasie entwickeln, in völliger Freiheit, in einem ´konstruktiven Chaos´ - wo können Kinder das heute noch?«, fragt sie und ist überzeugt, dass der BA hier genau richtig investiert hat: Ein Zuschuss von 2500 Euro ist dem Theresienatelier bereits zugesagt.

Wenn Regina Haller am Sonntag »ihr« Atelier zusperrt, kann sie also zufrieden sein mit dem Erreichten – auch wenn sich manche Träume (noch) nicht verwirklichen ließen. rme

Artikel vom 29.08.2002
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...