Die Blade Night rollt über den Romanplatz und durchs Kapuzinerhölzl

Moosach gehört uns!

Ein unglaubliches Erlebnis: Rollerblader, so weit das Auge reicht.	Foto: sk

Ein unglaubliches Erlebnis: Rollerblader, so weit das Auge reicht. Foto: sk

Moosach · Eigentlich hatte ich einen bescheidenen Tag. Es war Montag, der 19. August und abends sollte ich auch noch zu dieser »Blade Night«.

Seit über fünf Jahren war ich nicht mehr auf den Inlines gestanden. Das konnte ja nur eine Katastrophe werden – doch ich wurde eines Besseren belehrt.

Treffpunkt: Sophienstraße, 20.30 Uhr. Ich bin sehr nervös. Eine Weile fahre ich durch die Menge und sehe mir die Leute an, noch scheinen nicht viele da zu sein. Es gibt wie immer ein paar Schickimickis, überraschend wenig Freaks aber auch wenig Rowdys, einfach ein Haufen junger Leute. Auch Familien und ein paar ältere Herrschaften kann ich erspähen, aber weniger als ich erwartet hatte. Zwei Mädels aus München verraten mir, was das Coole an der Blade Night ist: »Man kann endlich mal auf der Straße fahren, mit richtig geilem Belag.

Und die Autos müssen stehenbleiben und wir dürfen fahren.« Sie wundern sich, wie man so etwas überhaupt fragen könne.

»Fünf, vier, drei, zwei, eins - und los geht’s« Jetzt bin ich mir wenigstens sicher, dass ich den Anfang nicht verpasst habe. Ich folge der Menge, denn plötzlich sind es doch ziemlich viele geworden, wo immer die auch hergekommen sind. Im Schritttempo geht es vorbei an lustigen Menschen mit Stoffhunden auf den Helmen, blinkenden Piercings und leuchtenden Rollen.

Als wir auf die Marsstraße einbiegen, eröffnet sich mir ein unglaubliches Bild. Mein Mund bleibt offen stehen. Auf der ganzen Kreuzung wimmelt es nur so von Bladern. Sie scheinen alle aus dem Nichts gekommen zu sein.

Bald kommt auch die Riesenkarawane in Bewegung und ich habe Platz zum Skaten. Kleinere Berührungen mit dem Neben-, Hinter- oder Vordermann nehme ich ohne Weiteres in Kauf. Ich fühlte mich richtig wohl. Das leise Rauschen meiner Rollen auf dem Asphalt klingt wie Musik in meinen Ohren und ich genieße es zu sehen, wie Moosach langsam in die Nacht eintaucht.

Die gesamten eineinhalb Stunden über komme ich kein einziges Mal in Versuchung mich zu langweilen und die Zeit vergeht wie im Flug.

Ein paar Kinder am Rand, bei denen man abklatschen kann, ein Schwätzchen mit dem unbekannten, aber witzigen und netten Nachbarblader oder ein nettes Gebäude, das einem beim Fahrrad- oder Autofahren nie aufgefallen ist. Ab und zu gibt es mal einen kleinen Stau, aber was soll’s, für die Trambahn müssen schließlich wir anhalten.

Als ich kurze Zeit später, wie eine rollende Sehenswürdigkeit an einem Spalier von Zuschauern vorbei, von der Pelkovenstraße in die Dachauer Straße einbiege, verschafft sich – zum ersten Mal an diesem Tag – ein breites und zufriedenes Grinsen Platz auf meinem Gesicht.

Es ist einfach traumhaft! Am Ende wurden die Beine schwer, aber das Grinsen blieb und ich befürchte fast, dass ich beim nächsten Mal wieder dabei sein muss. sk

Artikel vom 28.08.2002
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