Wolfgang Püschel, der neue BA 1, über Teamgeist & Co

Der Langstreckenläufer

Vorsitzender vom BA 1: Wolfgang Püschel.	Foto:rme

Vorsitzender vom BA 1: Wolfgang Püschel. Foto:rme

Altstadt/Lehel · Er will ein rundherum »sportlicher« Politiker sein: Wolfgang Püschel (SPD), seit Mai Vorsitzender des BA Altstadt-Lehel.

Ähnlich wie der deutsche Außenminister hat der graumelierte Mittfünfziger mit der kaum zu bändigenden Lockenmähne eine Schwäche für Langstreckenläufe, joggt, radelt und spielt ab und an Fußball. Aber auch in der Politik setzt Püschel auf »sportliche Tugenden« wie Teamgeist und Fairness. »Ich lege großen Wert auf Vernetzung und Transparenz«, betont er. »Alle BA-Mitglieder werden ständig über die neuesten Entwicklungen informiert. ‘Eilentscheidungen’, die der BA-Vorsitzende im Alleingang fällt, wird es in Zukunft nur noch in Ausnahmefällen geben.«

Damit spielt der frischgebackene BA-Chef auf den umstrittenen Führungsstil seines Amtsvorgängers Gerd Rühle an, den viele Mitglieder des Stadtteilgremiums als zu autoritär kritisiert hatten. Nun seien Arbeitsteilung und Kooperation statt Alleingang und Konfrontation angesagt, so Püschel: »Wenn man sich ehrenamtlich engagiert, dann muss diese Arbeit auch Spaß machen. Ständige Streitereien können einem den Spaß schnell verderben.«

Den zusätzlichen Zeitaufwand für die BA-Angelegenheiten, der nach Püschels Schätzungen etwa 3 Stunden täglich beträgt, empfindet er dagegen kaum als Belastung. – Obwohl er als Lehrer und Suchtberater am Willi-Graf-Gymnasium, als Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Lehel und als Familienvater eigentlich schon ausreichend beschäftigt ist. »Es ist alles eine Frage der Organisation«, meint Püschel augenzwinkernd. »Ich muss als BA-Vorsitzender ja nicht überall dabei sein, sondern kann auch einiges an meine Kollegen delegieren. Wenn die Zusammenarbeit im Vorstand klappt, ist das kein Problem.«

Bisher scheint diese Rechnung ganz gut aufzugehen. Alle BA-Mitglieder hätten sich, über die Parteigrenzen hinweg, sehr kooperativ gezeigt, versichert Püschel. Und gemeinsam habe man auch schon einige wichtige Weichen für die Zukunft gestellt: So wurde beispielsweise ein eigener Unterausschuss für die Bereiche »Soziales und Kultur« eingerichtet, die bisher unter der Rubrik »Kommunales« nur am Rande abgehandelt worden waren. Außerdem sind soziale und ökologische Themen in den BA-Sitzungen jetzt an die Spitze der Tagesordnung gerückt.

»Kinder und Jugendliche, Familien, Obdachlose und Ausländer sind mir einfach wichtiger als Gaststättenangelegenheiten und Straßenausbesserungen«, erklärt Püschel. Als langjähriger Suchtberater für Schüler hat er die Bedeutung intakter Familienverhältnisse und gut funktionierender sozialer Einrichtungen für Kinder und Jugendliche schätzen gelernt.

Deshalb will er nun eine offensivere Sozialpolitik im Stadtteil betreiben und bestimmte Themen beharrlich immer wieder auf den Tisch bringen. Auch wenn die Stadtverwaltung in letzter Zeit immer häufiger auf den leeren Stadtsäckel verweist - er sei fest überzeugt, dass die Bezirksausschüsse hier etwas bewegen könnten und der Stadtrat gewisse Bürgeranliegen nicht einfach ablehne, so Püschel.

Obwohl waschechter »Alt-68er«, setzt er auf den »Gang durch die Institutionen«. Und auf Beharrlichkeit statt Resignation oder Revolte. Denn, so hat ihn die Erfahrung gelehrt: »Politik ist immer ein Langstreckenlauf«. rme

Artikel vom 18.07.2002
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