Kinder bauen Baumhaus-Landschaft auf Fabrikgelände

Meister von morgen

Mit Feuereifer und viel Spaß bei der Sache: die Kinder vor ihrem Baumhaus.
	Fotos: Piller

Mit Feuereifer und viel Spaß bei der Sache: die Kinder vor ihrem Baumhaus. Fotos: Piller

Haidhausen/Lehel· Draußen durch die Wiesen streifen, zwischen Ästen herumkraxeln und der absolute Gipfel: einmal ein Baumhaus selber bauen – geben wir´s zu, so sieht der wahre Traum einer glücklichen Kindheit aus. Manche haben es erlebt und schwärmen davo

Für 30 Großstadtkinder wurde dieser Traum Wirklichkeit! Neben ihrem regulären Unterricht besuchten Schüler und Schülerinnen der Grundschulen Flurstraße in Haidhausen und St. Anna im Lehel die Kreativ-Kurse der »Schule der Phantasie«.

Zum Abschluß plante Kursleiterin Anna Groebner, freie Mitarbeiterin der Stadt, etwas ganz Besonderes: Eine Art Baumhaus-Landschaft sollte entstehen, eine gestaltete Landschaft eingefügt in ungestaltete Landschaft. Wie gut, daß die Wohnbaugesellschaft Wo-Wo-Bau das ideale Gelände dafür zur Verfügung stellte: das ungenutzte Areal einer ehemaligen Mode-Fabrik in der Theresienstraße.

Am 29. Juni konnte es losgehen. »Ich bin teilweise gar nicht zu Wort gekommen, die Kinder überschlugen sich regelrecht vor Ideen«, so Anna Groebner. Die 39-jährige Künstlerin half nur, wenn es unbedingt nötig war. Mit Riesen-Eifer waren alle dabei, auch wenn der zweite Chef irgendwann lieber Fußball spielen wollte.

An sieben Nachmittagen innerhalb von zwei Wochen wurde gehämmert, gesägt, gekleistert, gewerkelt, gemalt und gebastelt, was das Zeug hielt. Nach und nach entstand mit anfänglicher Hilfe der Jugend des Technischen Hilfswerks zwischen einer dichten Gruppe großer Erlen auf Stützpfeilern ein Ensemble von drei Baumhäusern.

Tolle Ideen gab es viele, doch nicht alle konnten umgesetzt werden. So hätte das Baumhaus z.B. ursprünglich zweistöckig werden sollen. Das mit der zweiten Etage erwies sich als äusserst wacklig und damit zu gefährlich. Andere Dinge wie Lasten-Aufzug oder Klingel wurden von den Kiddies einfach, aber genial gelöst: schließlich wollten die kleinen Arbeiter in luftiger Höhe auch mit Kuchen und Saft versorgt sein. So ergaben Strick und ein Karton eine Art Flaschenaufzug.

»Es ist nicht alles technisch perfekt, aber darum geht es nicht, es geht um die Ideen«, betont Groebner. Wolfgang Piller ist ganz überrascht von seiner Tochter Anna: »Als hätte sie ihr ganzes Leben nichts anderes gemacht«. Der 36-jährige wundert sich, wie gut sie mit Werkzeugen umgehen konnte.

Anna malt gern, macht Kampfsport und mag Pferde - jetzt hat sie eine neue Leidenschaft: Hämmern! »Das hat mir am meisten Spaß gemacht!«, erzählt die achtjährige begeistert.

Es hätte also so weiter gehen können, die Mädchen und Buben haben Feuer gefangen. Doch daraus wird leider nichts - voraussichtlich im August rollen Bagger an, um für den Neubau vieler Eigentumswohnungen Platz zu machen. ms

Artikel vom 17.07.2002
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