Vor einer Woche wurde der Petueltunnel eröffnet / goßes Bürgerfest

Unglaublich: Fahr- und Fetentauglich!

Schwabing · Autolärm, Abgaswolken, Baukrach – das alles gehört seit vergangenem Samstagmittag endlich der Vergangenheit an!

Mit einem wahrhaftigen »Straßen«fest wurde der erste Abschnitt des Petueltunnels an der Schenkendorfstraße eröffnet. Und soviel lässt sich schon sagen: Das 260 Meter lange Glasgebilde erwies sich als absolut fetentauglich!

Mit der Freigabe des 204 Millionen Euro teuren Bauwerks fand an diesem Tag der »letzte Zankapfel der Verkehrspolitik« ein glückliches Ende, so Oberbürgermeister Christian Ude in seiner Festrede.

Nach jahrelangem Streit im Rathaus zwischen den konservativen Befürwortern und den rot-grünen Gegnern hatte 1996 der erste Bürgerentscheid in der Geschichte der Stadt die Lösung gebracht. Die Befürworter hatten damals mit hauchdünner Mehrheit gewonnen und so wurde seit 1997 am Nordabschnitt des Mittleren Rings gegraben und betoniert. Nun wurden am Wochenende häppchenweise die einzelnen Abschnitte eröffnet. Seit Montag rollt der Berufsverkehr unterirdisch in beiden Richtungen. Verdanken tun das die Bürger - sich selbst! Daß das Riesenprojekt nämlich von der Bürgerschaft durchgesetzt wurde, das vergaß bei der Eröffnungszeremonie keiner der prominenten Redner wie Baureferent Horst Haffner oder Kultusministerin Monika Hohlmeier zu erwähnen. Stolz und erfreut waren sie alle, Haffner wurde überschwenglich: »Jetzt können Schwabing und Milbertshofen wieder zusammenwachsen.« Zur Jungfernfahrt in die 1,5 Kilometer lange Röhre startete ein knall-oranger Oldtimer mit dem Münchner Kindl, gefolgt von zwei silbernen Limousinen mit OB Ude und der restlichen Prominenz bestückt. Haffner, dessen Behörde den Bau vorangetrieben hatte, war nicht mehr dabei: er hatte wegen der Schwüle einen Kreislauf-Kollaps, war aber bald wieder wohlauf. Um 12.15 Uhr war es dann soweit: die Polizei räumte die rot-weißen Sperren zur Seite: Der Petueltunnel waroffiziell für alle geöffnet!

Während die ersten Autos ins Dunkel rauschten, wurde nebenan entspannt gefeiert. Jung und alt flanierten mit Kind und Kegel durch die schwarz-gelb geschmückte Halle, stärkten sich mit Bier, Würsteln oder Obatztn – alles war gratis.

Doch bei der Eröffnung erklangen wie immer in der Geschichte des Tunnels kritische Töne. Anwohnerin Helga Luginger bleibt bei aller Freude skeptisch: »Der Abgasturm in der Riesenfeldstraße hat bis jetzt keinen Filter.« Der Tunnel muss sich also im Alltag bewähren.

Bis Dezember werden nun Behelfsbrücken abgebaut, Kreuzungen wiederhergestellt und vor allem der Petuelpark gestaltet. Wo ehemals gnadenlos der Verkehr tobte, entsteht eine grüne Oase für alle Anreiner. Die einzigartige städtische Parklandschaft zwischen Natur und Kunst kann man allerdings erst 2004 geniessen. ms

Artikel vom 10.07.2002
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