Stadtteilbibliothek in Berg am Laim und Ramersdorf droht Schließung

Recht auf Bücher

Die Berg-am-Laimer sammeln Unterschriften für »ihre« Stadtteilbücherei.	Fotos: ms

Die Berg-am-Laimer sammeln Unterschriften für »ihre« Stadtteilbücherei. Fotos: ms

Berg am Laim · Woher das Gerücht kommt weiß eigentlich keiner. Aber dass es Berg am Laim und Ramersdorf treffen soll, davon haben fast alle schon gehört.

Die Rede ist von den Stadtteilbibliotheken. Seit zwei Wochen kursiert der Verdacht einer drohenden Schließung.

Fakt ist: Im Rahmen der städtischen Sparmaßnahmen, muß das Kultureferat kräftig Mittel kürzen. Die Stadtbibliotheken beanspruchen knapp ein Viertel des gesamten Kulturbudgets. Sie müssen daher einen entsprechenden Spar-Beitrag leisten und daher »kann auch eine - möglichst standortverträgliche Schließung von maximal zwei Stadtteilbibliotheken kein Tabu sein«, wie es in den »Vorschlägen der Referate zur Haushaltskonsolidierung« unheilsschwanger heißt.

Bis jetzt ist nichts amtlich, Namen sind noch nicht gefallen. Mit einer Entscheidung ist laut Kulturreferat erst auch nach der Sommerpause zu rechnen. Aber so lange wollen die Berg-am-Laimer nicht mehr warten. »Von verschiedenen Leuten kursieren Unterschriftenlisten«, weiß die Leiterin der Bibliothek in Berg am Laim, Ursula Sommer.

Mit ihrer privaten Meinung hält sie sich lieber zurück, da das Kulturamt ihr Arbeitgeber ist. Doch die Bewohner von Berg am Laim vereinen sich. Darunter sind alleinerziehende Mütter, die nicht soviel Geld haben, oder auch wohlhabendere Leute wie ein Arzt von gegenüber. Als kleiner Bub hat er schon in der Berg-am-Laimer Bücherei Schmöker ausgeliehen, dann seine Kinder und nun seine Enkel.

Das erklärte gemeinsame Ziel: die Stadtteilbibliothek muß bleiben Warum ausgerechnet Berg-am-Laim und Ramersdorf? Das Kulturreferat entscheidet nach Standortfaktoren, d.h. geschlossen wird, wo mehrere Bibliotheken in der Nähe sind. Das hiesse für die Berg-am-Laimer und Ramersdorfer dann: Ab zum Gasteig! Für Nutzer Joachim Breckner, 42, ist die Bücherei eine »Sozialeinrichtung fürs Stadtviertel«.

Sollte sie geschlossen werden, würde für viele in diesem sozial schwächeren Stadtteil die nahe Bildungs-Grundversorgung wegfallen. Der Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA) Berg am Laim, Josef Koch (SPD), zeigt sich empört: »Das Thema Schließung war schon vor Jahren auf dem Tisch. Bereits damals verwies das Kulturreferat auf die Nähe zum Gasteig«.

Der Berg-am-Laimer-BA hat vorsorglich einen Antrag gegen die drohende Schließung bei der Stadt eingereicht. Andiskutierte Alternativen wie z.B. kürzere Öffnungszeiten oder weniger Lesestoff zu kaufen sind für alle Seiten nicht befriedigend.

Gespart werden muss, »wo´s am wenigsten wehtut«, so das Kulturreferat knapp gegenüber dem »Haidhausener Anzeiger«. Für die Berg-am-Laimer Bücherwürmer klingt das bitter und sie werden um die Bibliothek in ihrem Stadtviertel kämpfen. ms

Artikel vom 10.07.2002
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