Umfrage mit 245.000 belegt: Noch viel zu verbessern

Bayern · Bayern als Radl-Land

So sieht die Realität in Sachen "Fahrrad-Freundlichkeit" leider noch immer aus: holprige, zu schmale Radwege neben dichtem Autoverkehr. Foto: Andras Egeressy, ADFC

So sieht die Realität in Sachen "Fahrrad-Freundlichkeit" leider noch immer aus: holprige, zu schmale Radwege neben dichtem Autoverkehr. Foto: Andras Egeressy, ADFC

Bayern · Kürzlich hatten auf Einladung des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs ADFC 18.000 Radler aus ganz München und der gesamten Metropol-Region mit einer riesigen Radl-Sternfahrt dafür demonstriert, dass Deutschland bis 2030 ein attraktiveres Fahrradland wird.

Über autofreie Straßen und die Autobahn waren sie zum Königsplatz gefahren, um dort im Rahmen des Radentscheids auf die Notwendigkeit für bessere Bedingungen aufmerksam zu machen.

Auch der 10. "Fahrradklima-Test" des ADFC zeigt die gestiegene Bedeutung des Radfahrens für die Bürger. Sie waren aufgerufen, die Fahrradfreundlichkeit ihrer Stadt oder Gemeinde zu bewerten.

Deutschlandweit haben rund 245.000 Menschen an dieser Umfrage teilgenommen. Im Landkreis München kamen in 19 Gemeinden insgesamt 1.500 Teilnehmer mit ihrem Votum in die Auswertung - im Jahr 2020 waren es nur 15 Gemeinden gewesen. Man sieht also, dass das Thema Radverkehr weiter an Bedeutsamkeit gewinnt. Doch das Ergebnis der Umfrage ist bitter: Die Radinfrastruktur ist noch nirgends auf dem Stand, den sich Radler wünschen.

Holprige Feldwege oder gefährliche Strecken

Andreas Schön, 1. Vorsitzender des ADFC München, sagt: „Der Landkreis hat sich zwar in jüngster Zeit auf die Fahne geschrieben, die Situation für Radfahrer zu verbessern. Doch die Hoffnungen der Radler werden vielerorts mehr als enttäuscht. Viel zu schmale, zugeparkte oder fehlende Radwege machen ihnen weiterhin das Leben schwer. Auf dem Land fehlt häufig ein Radwegenetz zwischen den Ortschaften. Oft hat man nur die Wahl zwischen holprigen Feldwegen oder gefährlichem Radeln auf der Landstraße, wo man mit sehr hohen Geschwindigkeiten und wenig Abstand von Autos und Lastern überholt wird. Die Radmitnahme in Bus und Bahn ist teuer, nicht garantiert oder vielfach gar nicht erst möglich.“

Radentscheid fordert Regierung heraus

Die Regierung hat bereits vor sechs Jahren versprochen, den Radverkehrsanteil in Bayern bis 2025 von 10 auf 20 Prozent zu verdoppeln. Bis jetzt ist er aber nur um rund einen Prozentpunkt auf 11 Prozent gestiegen! Andreas Schön ergänzt: "Mit dem Radentscheid Bayern fordern wir daher ein Radgesetz, das Verfahren, Standards und Zuständigkeiten so regelt, dass die Radverkehrsinfrastruktur landesweit zügig geplant und ausgebaut werden kann." Damit Radschnellwege verwirklicht werden können, "müssten alle betroffenen Gemeinden am gleichen Strang ziehen," so Schön. "Auf durchgängigen Radschnellwegen wären längere Strecken leicht zu bewältigen, und viel mehr Menschen könnten das Rad beim Pendeln zur Arbeit nutzen. Die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests müssen jetzt endlich Ansporn für die Gemeinden sein, zeitnah bessere Radverkehrsbedingungen zu schaffen.“

Weitere Informationen zum Radentscheid Bayern finden sich unter radentscheid-bayern.de

So wurden die Gemeinden bewertet

Unterschleißheim:
In der Größenklasse "20.000 bis 50.000 Einwohner", in der 447 Städte bundesweit und davon 47 Städte in Bayern in der Bewertung waren, kam Unterschleißheim mit der Note 3,6 auf Platz 63 bundesweit und den 5. Platz in Bayern. 84 Prozent der Umfrage-Teilnehmer ärgerten sich über die mangelhafte Breite der Radwege (Note 4,7). 70 Prozent kritisieren die weiterhin unzureichende Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen (Note 4,8). Die Ampelschaltungen für Radfahrer (Note 4,6) stoßen 71 Prozent sauer auf. Und die ungenügenden Mitnahmemöglichkeiten für Räder im ÖPNV (Note 4,6) sorgen bei 65 Prozent für Verdruss. Pluspunkte vor Ort: 82 Prozent schätzen die gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums (Note 2,1) und 66 Prozent halten das Angebot an Leihrädern für gut. (Note 2,5). Schwerpunkt „Radfahren im ländlichen Raum“: Note 2,9, Platz 13. Top und Flop: 75 Prozent schätzen das Radparken am Bahnhof. 33 Prozent halten die Nachbarorte für nicht direkt und komfortabel erreichbar. Bei der letzten Umfrage im Jahr 2020 hatte die Stadt die Note 3,5 erhalten.

Ismaning:
In der Größenklasse "Unter 20.000 Einwohner" bekam Ismaning unter den Gemeinden im nördlichen Landkreis die beste Note. Mit 3,1 belegte der Ort bundesweit Platz 16 und in Bayern Platz 3. Dies bedeutet eine leichte Verbesserung gegenüber 2020, wo er nur die Note 3,4 erzielt hatte. 54 Prozent kritisieren die Führung an Baustellen (Note 4,0), 53 Prozent missfällt das Fahren im Mischverkehr mit Kfz (Note 3,8) sowie die Breite der Radwege (Note 3,9). 52 Prozent halten die Ampelschaltungen für Radfahrer (Note 4,0) für schlecht. Dafür erreichen 90 Prozent der teilnehmenden Ismaninger das Ortszentrum gut per Rad (Note 2,0) und 87 Prozent sind zufrieden mit den Möglichkeiten, zügig Rad zu fahren (Note 2,2). Gelobt wird von 92 Prozent zudem das Angebot an Leihrädern (Note 1,8). Schwerpunkt „Radfahren im ländlichen Raum“: Note 2,6, Platz 12. Top und Flop: 85 Prozent schätzen die direkte und bequeme Erreichbarkeit der Nachbarorte. 22 Prozent halten die Nachbargemeinden für nicht verkehrssicher erreichbar.

Garching:
Garching erreichte die Note 3,4 und damit Platz 36 bundesweit und Platz 8 in Bayern, dasselbe Ergebnis wie 2020. Hier monieren 66 Prozent die Breite der Radwege (Note 4,3). 65 Prozent mögen das Fahren im Mischverkehr (Note 4,1) nicht. Und die Führung an Baustellen (Note 4,4) missfällt 61 Prozent. 58 Prozent sind zudem mit der Fahrradmitnahme im ÖV (Note 4,3) unzufrieden. Dagegen bewerten 91 Prozent die Erreichbarkeit des Ortszentrums (Note 1,8) positiv. 80 Prozent schätzen die Möglichkeit, zügig Rad zu fahren (Note 2,3), und das Leihrad-Angebot (Note 2,1) gefällt 82 Prozent der Radler. Schwerpunkt „Radfahren im ländlichen Raum“: Note 2,8, Platz 30. Top und Flop: 82 Prozent schätzen die guten Abstellanlagen am Bahnhof. 35 Prozent fühlen sich nicht zu jeder Tageszeit sicher vor Belästigungen und Übergriffen auf dem Weg in die Nachbarorte.

Die detaillierten Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2022 findet man auf www.fahrradklima-test.adfc.de

Marion Habeder

Artikel vom 02.05.2023
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