In Unterschleißheim zerrt die neue S-Bahn-Generation am Hörnerv der Bürger

Komische Geräusche

Unterschleißheim · Lebensader S-Bahn – Nervensäge S-Bahn? Wohl eher Letzteres, wie man aus dem Rathaus Unterschleißheim hört.

So hätten sich die Beschwerden aus der Bevölkerung über »unangenehme Geräusche« der S-Bahn gemehrt. Bereits im November habe die Stadtverwaltung bei der Deutschen Bahn AG um eine Stellungnahme zu den Geräuschen gebeten, die jeweils beim Anfahren und Abbremsen wahrnehmbar sind. Betroffen ist davon ausschließlich die neueste S-Bahn-Baureihe ET 423, die mit umweltfreundlicheren Drehstrommotoren ausgestattet ist.

»Es hat ähnliche Anfragen auch aus anderen Gegenden gegeben, in denen wir den Elektro-Triebwagen 423 einsetzen«, bestätigt Horst Staimer, Sprecher der S-Bahn München. Inzwischen gebe es jedoch keine Beschwerden mehr, was mit einem Gewöhnungsprozess bei den Anliegern zusammenhänge, führt Staimer weiter aus.

Für Unterschleißheim bestätigt Rathaussprecher Max Gemsjäger die gleiche Tendenz. Dort haben sich die Bürger inzwischen scheinbar an das Geräusch gewöhnt. Gemsjäger schränkt jedoch ein: »Es gibt immer eine schweigende Mehrheit, die solche Dinge registrieren, aber nichts sagen. Wir werden selbstverständlich weiterhin dieses Thema im Auge behalten und hoffen, dass die von der S-Bahn München angekündigten Maßnahmen greifen werden, um diese Geräuschentwicklung zu vermeiden.«

Bei diesen Maßnahmen handelt es sich um eine veränderte Konstruktion des Motors, die eine verstärkte Ummantelung zur Geräuschminimierung beinhaltet. »Bei den bisherigen ET 423 ist eine derartige Umrüstung jedoch nicht möglich«, schränkt Staimer ein. Da die S-Bahnen im gemischten Betrieb durch München fahren, sind auf der Linie S1 sowohl Triebwagen der ersten wie auch der zweiten, nachgerüsteten Baureihe unterwegs.

Aber wie können solche »geräuschintensiven« Triebwagen überhaupt zum Einsatz kommen? »Triebwagen benötigen vor ihrer Inbetriebnahme die Zulassung des Eisenbahnbundesamtes. Dieses achtet in erster Linie auf Sicherheitskriterien«, erläutert der Bahn-Sprecher. In Zukunft werde es jedoch ruhiger werden. Elf Fahrzeuge der zweiten Baureihe seien in München bereits im Einsatz, 90 weitere seien bestellt und würden bis 2004 ausgeliefert, so Staimer. Dann werde etwa die Hälfte der ET 423 aus der zweiten Baureihe kommen.

Also wird auch im Durchschnitt jede zweite S-Bahn in Unterschleißheim der zweiten Baureihe angehören. Wenn die Unterschleißheimer den Unterschied dann heraus hören, ist wenigstens sicher, dass der Hersteller wirklich effektiv nachgerüstet hat. cr

Artikel vom 03.07.2002
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