Hasenbergler Steiner-Schule plant Integrationsklasse in Oselschule Pasing

Im Westen was Neues

Wenn Sonderschullehrerin Ute Thiele etwas erklärt, dann hören ihre Schüler aufmerksam zu. Sie nehmen mit großer Freude am Unterricht teil.	Foto: cr

Wenn Sonderschullehrerin Ute Thiele etwas erklärt, dann hören ihre Schüler aufmerksam zu. Sie nehmen mit großer Freude am Unterricht teil. Foto: cr

Hasenbergl · Es ist ein schmaler Grat, aber Wolfgang Hamberger glaubt an den Erfolg. Er fördert die Einrichtung einer Integrationsklasse, wo behinderte und nichtbehinderte Kinder zusammen die Grundschule besuchen können.

Der 56-Jährige ist Schulleiter der Otto-Steiner-Schule am Hasenbergl. Dort werden Kinder mit geistiger Behinderung unterrichtet. Und die Kleinen sind mit Begeisterung dabei. Klar, ihr Lerntempo ist nicht das gleiche wie bei nichtbehinderten Kindern. »Einige überraschen die Lehrer aber doch mit unerwarteten Fähigkeiten«, freut sich Hamberger und wehrt sich damit gegen abwertende Äußerungen über seine Schützlinge.

Behinderte haben es in unserer Gesellschaft nicht unbedingt leicht. Sicher wird vieles getan, um ihnen ein normales Leben im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Bedürfnisse zu ermöglichen. Hamberger beklagt jedoch mangelnde Akzeptanz im Bewusstsein der Mitmenschen. In der Integrationsklasse sollen behinderte und nichtbehinderte Kinder die Möglichkeit bekommen, einen ganz normalen Umgang miteinander zu entwickeln.

Die Hoffnung auf einen Erfolg der Integrationsklasse gründet auf den guten Erfahrungen der Kooperationsklassen. »Seit 1994 haben zwei unserer Klassen regelmäßig Unterricht mit Klassen aus der Grundschule in der Ittlingerstraße«, erzählt Hamberger. Hauptsächlich kommen die Schüler im Sport-, Kunst- oder Musikunterricht zusammen. »Die behinderten Kinder sind dabei nicht immer die Schwächeren.« Ein bisschen Stolz kann man aus Hambergers Stimme heraushören.

Die engagierten Lehrerinnen Ute Thiele und Uta Müller pflegen diese Kooperation. »Uns geht es darum, Berührungsängste abzubauen«, bestätigt Sonderschullehrerin Thiele ihren Vorgesetzten.

»Die Integrationsklasse wird im neuen Schuljahr kommen«, sagt Hamberger mit fester und überzeugter Stimme. Sie wird in Pasing in der Grundschule Oselstraße angesiedelt sein. »Nicht unbedingt wohnortnah, wenn man bedenkt, dass unsere Schüler in der nördlichen Hälfte Münchens und darüber hinaus wohnen«, bedauert der Schulleiter. Die schwierige Raumsituation an der Steiner-Schule lässt aber keine andere Lösung zu.

Ab September sollen gut 15 nichtbehinderte und 5 oder 6 behinderte Kinder im Klassenverband unterrichtet werden – über die gesamte Grundschulzeit. Aber Hamberger ist Realist: »Wenn sich zu große Probleme im Unterricht ergeben, besteht im schlimmsten Fall die Möglichkeit, das Projekt abzubrechen.« Das wäre jedoch mit Sicherheit das Fatalste, was dem Pilotprojekt vom Hasenbergl passieren kann. cr

Artikel vom 03.07.2002
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...