Bürger stellen sich gegen das „Immer mehr“

Feldmoching · Die Freiflächen sichern

Dieses Haus im Eggarten war 2000 Tatort-Drehort. Für die Folge „Kleine Diebe“ war das Gebäude eine rumänische Hauptschule, die „Scoala generala No. 169“. Foto: tab

Dieses Haus im Eggarten war 2000 Tatort-Drehort. Für die Folge „Kleine Diebe“ war das Gebäude eine rumänische Hauptschule, die „Scoala generala No. 169“. Foto: tab

Feldmoching · In den nächsten 18 Jahren wird für Feldmoching-Hasenbergl ein immenses Wachstum um 54 Prozent erwartet: Aus derzeit 62.000 Einwohnern sollen bis 2040 95.000 werden, so die Prognose der Stadt.

Große Teile der Freiräume im Viertel sollen daher überplant werden, erklärte Bezirksausschussvorsitzender Rainer Großmann bei der Bürgerversammlung mit Blick auf den Stadtentwicklungsplan.

Für den Bezirksausschuss und viele Bürger ist das aber der falsche Weg. „Die Sicherung der Freiflächen hat oberste Priorität“, unterstrich Großmann. Die Freiflächen haben wichtige ökologische Funktionen (Klimaschutz, Arterhalt) und seien entscheidend für die Lebensqualität und das Miteinander der Bürger. „Das darf auf keinen Fall überplant werden!“, forderte Großmann. Vielmehr müssten die Grüngürtel gestärkt werden.

"Mit den Reserven sparsam umgehen"

Großmann pochte auf die Einbeziehung der Bürger vor Ort: „Unsere Forderungen müssen höher eingestuft werden als die des Bürgerinnenrates“, betonte er (im Sommer hatte die Stadt einen „Bürgerinnenrat“ - das sind zufällig ausgewählte Münchner - Positionen zur Stadtentwicklung ausarbeiten lassen).

Zukunftsfähige Stadtentwicklung müsse im Einklang mit der Natur erfolgen. Wohnungsbau sei dem unterzuordnen, forderte Großmann. Die auf großen Flächen im Viertel noch mögliche Landwirtschaft sei zudem ein wichtiger Beitrag für die regionale Versorgung. Man müsse mit Baulandreserven sparsam umgehen und dürfe im Viertel nur die jetzt schon geplanten Projekte umsetzen. Er sprach sich gegen eine Nachverdichtung im Hasenbergl, gegen weitere große Stadtquartiere und gegen ein neues Quartierzentrum in Feldmoching aus.

Bahnübergänge als Knackpunkte

Die Bürgerversammlung ging noch weiter. Wie im Vorjahr empfahl sie erneut, für die vier aktuellen Entwicklungsprojekte (Eggarten, Lerchenauer Feld, Rahein- und Hochmuttinger Straße) die Bauleitplanung nur dann fortzuführen, wenn gleichzeitig an der Höhenfreimachung der Bahnübergänge im Viertel (Fasanerie, Lerchenauer- und Lerchenstraße) etwas vorangehe.

Hände weg vom Eggarten

Bauvorhaben und Erhalt der Grünflächen spielten auch bei den Bürgeranliegen eine zentrale Rolle: Wie im Vorjahr forderte Martin Schreck, die Baupläne für den Eggarten zu stoppen und vom Abriss der verbliebenen Gebäude abzusehen. Die Bürgerversammlung empfahl, diesen Forderungen zu folgen. „Der Eggarten muss als Zentrum des Biotopverbundnetzes, als Frischluftschneise und Kaltluftentstehungsgebiet, als Naherholungsgebiet und als Lebensraum für Flora und Fauna in vollem Umfang erhalten bleiben und aufgewertet werden“, so Schreck. Er verwies dabei auf die vom Stadtrat 2018 beschlossene Biodiversitätsstrategie und den 2020 geschlossenen Koalitionsvertrag. Auch der Bund Naturschutz und der Landesbund für Vogelschutz lehnten die Bebauung der Siedlung ab.

Virginia-Depot den Bürgern öffnen

Mit Nachdruck drängte die Bürgerversammlung auch auf die Öffnung des ehemaligen Virginia-Depots. „Alle Bürger sind für den Erhalt der Biotopflächen in ihrer naturschutzfachlichen Funktion“, betonte Georg Loy. „Wir wollen nicht länger ausgesperrt sein und den Naturraum nur für privilegierte Gruppen geöffnet sehen.“ Daher solle die Stadt einen partizipativen Prozess erlauben, um eine Bewertung eines Öffnungskonzepts für das Depot zu erarbeiten. Dies empfahl auch die Bürgerversammlung.

„Es tut sich nichts“, beklagte Loy. Er kritisierte, dass man scheinbar unauflösbare Bedingungen für die Öffnung formuliere, die nicht haltbar seien und die man auflösen könne. Unverständlich sei etwa das Argument der Munition. Gebe es eine Gefahr durch diese, dürfe man auch keine Mäharbeiten im Depot durchführen lassen; gebe es sie nicht, bestehe kein Grund der Absperrung. Solche Gefährdungen müsse man beseitigen.

Weil inzwischen Neophyten eingeschleppt wurden und die Biotope nicht den Anforderungen entsprechen, solle die TUM einen Pflegeplan für das Areal wissenschaftlich bewerten. Dann solle ein Öffnungskonzept für die Bürger erarbeitet werden - und Workshopthemen mit Partnern wie WWF, Münchner Forum oder LBV vorbereitet werden.

Landesgartenschau als Chance nutzen

Um die Grünflächen zu schützen, zu erweitern und aufzuwerten, empfahl die Bürgerversammlung zudem, München möge sich um die Landesgartenschau 2026 bemühen. Dafür solle vor allem der Münchner Norden (u.a. Ludwigsfeld) in Betracht kommen.

tab

Artikel vom 15.11.2022
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