Bayerische Gartenbaugesellschaft feiert 200. Geburtstag

Bayern · Lasst Blumen blühen

König Ludwig III. von Bayern (Bildmitte) besichtigt die Blumenausstellung der Bayerischen Gartenbauausstellung auf der  Theresienhöhe, 1914. Foto: Stadtarchiv München/Hochbauamt

König Ludwig III. von Bayern (Bildmitte) besichtigt die Blumenausstellung der Bayerischen Gartenbauausstellung auf der Theresienhöhe, 1914. Foto: Stadtarchiv München/Hochbauamt

Bayern · 200 Jahre jung wird die Bayerische Gartenbaugesellschaft am 19. Oktober. Ihr Ursprung lag im niederbayerischen Frauendorf bei Vilshofen. Johann Evangelist Fürst legte damals den Grundstein für die Erfolgsgeschichte und 37 Jahre später war es der Botaniker Carl Friedrich Philipp von Martius, der das Begonnene in der Haupt- und Residenzstadt München fortsetzte.

Seitdem ist der Sitz der Bayerischen Gartenbaugesellschaft in München. Die Bayerische Gartenbaugesellschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, die Gartenkultur unter Berücksichtigung der Pflanzenkunde und Pflanzenpflege für zu Hause, im Garten und in der Landschaft zu fördern. Dieser Grundsatz gilt bis heute.

Ihr Anliegen ist es, dieses grüne Hobby zu pflegen und zu fördern, denn Vorgärten und Balkonschmuck bringen dem Menschen in der Stadt ein Stück Natur zurück. Selbst das kleinste Gärtchen auf der Fensterbank bedeutet mehr Grün im grauen Stadtbild. Aus diesem Grund hat der Verein vor mehr als 110 Jahren den Blumenschmuckwettbewerb in München ins Leben gerufen. Die Gewinner des diesjährigen Blumenschmuckwettbewerbs wurden jetzt am 7. Oktober geehrt. »Wir von der Bayerischen Gartenbaugesellschaft e.V. München finden, dass Blumen dem Betrachter das Herz aufgehen lassen", fasst deren langjähriger Präsident, Heinz Czeiller, die lange Tradition des Wettbewerbs zusammen und weiter: "In diesem Sinne wollen wir Sie ermuntern und unterstützen, Ihre Stadt zu begrünen und damit mehr Leben und Lebensqualität für sich selbst und Ihre Familie zu erreichen." Die Bayerische Gartenbaugesellschaft war es auch, die 1956 den Anstoß dazu gab, auch das Münchner Rathaus mit Blumenschmuck zu versehen. Seit einigen Jahren wird hierbei vor allem darauf geachtet, dass der Blumenschmuck am und rund ums Rathaus nicht nur eine Augenweide ist, sondern auch insektenfreundlich. Dass sich dieser Vorsatz nicht gegenseitig ausschließen muss, beweist die aktuelle Bepflanzung.

Die Gartenfreunde sind sich einig, dass mit Blumen im Leben, und sei es auch nur auf einem kleinen Balkon, die Lebensfreude ganz automatisch Einzug hält. Zurück zur Historie: Neben Martius zählten die befreundeten königlichen Hofgärtner Karl von Effner, Ludwig Löwel und Max Kolb zu den Gründervätern der Bayerischen Gartenbaugesellschaft in München. Mit ihrem Engagement zur Hebung der Gartenkunst handelten sie ganz im Sinne des Bayerischen Königshauses.

Bereits ein Jahr nach Vereinsgründung in Frauendorf wurde die Gesellschaft von Königin Caroline mit dem königlichen Beistand ausgezeichnet, und König Ludwig I. stellte die Gesellschaft mit ihren Statuten unter den besonderen Schutz des Staates. Diese enge Verbindung der Gartenbaugesellschaft zum Bayerischen Königshaus fand unter König Maximilian II. eine Fortsetzung und wurde von König Ludwig II., Prinzregent Luitpold und König Ludwig III. weitergeführt.

Die Gartenbaugesellschaft bereicherte das Münchner Kulturleben durch eine Vielzahl von Ausstellungen. Neben Obst- und Gemüse wurden hauptsächlich reichhaltige Pflanzen- und Blumenausstellungen in Szene gesetzt. Eine besondere Anziehungskraft erzielten die jährlichen Ausstellungen im Münchner Glaspalast und später in den Prinz-Ludwigshallen auf der Theresienhöhe. Für die schönsten Blumen-Kompositionen wurden wertvolle Preise vergeben. Die herausragende Stellung der Gartenbaugesellschaft zeigte sich durch die Vergabe von Königspreisen und staatlichen Ehrenpreisen.

Begründer der Gärtnerausbildung

Für die Münchner Gärtner bildete ein Schreiben der Vorstandsmitglieder Max Kolb und Jakob Heiler an den Magistrat der Haupt- und Residenzstadt München den Grundstock für die Gründung der Berufsschule. Der erste Unterricht für die Auszubildenden begann im Schuljahr 1901/02 an der Luisenstraße. Neben der Münchner Berufsschule strebte die Gesellschaft für die tüchtigen Gärtner eine Staatliche Gartenbauschule in Bayern an. Ihrem nachhaltigen Wunsch wurde später Folge geleistet, als in Weihenstephan die erste Hochschule für Gartenbau entstand.

Großes Engagement für die Natur

Seit Mitte der 1950er Jahre setzte sich die Gartenbaugesellschaft vehement für die Erhaltung und Erweiterung des städtischen Grüns ein. So veranstalteten die Naturfreunde 1952 den 1. Tag des Baumes, um die Bedeutung, vor allem von ortsprägenden Bäumen, ins Bewusstsein zu rufen. Als einige Münchner Grünflächen in Gefahr gerieten, für Verkehrsprojekte geopfert zu werden, waren es die Vorsitzenden Christian Bauer und Dr. Otto Woerner, die lautstark dagegen opponierten. Nachhaltigkeit war schon eine Forderung der Gartenbaugesellschaft, als es dafür noch gar kein Wort gab. Wer sich für die Geschichte der Bayerischen Gartenbaugesellschaft interessiert, dem sei die Chronik des Vereins, die druckfrisch aus der Feder von Werner Reindl vorliegt, dringend empfohlen. Auf 97 Seiten hat er die spannende Geschichte eingefangen und das Ganze mit zahlreichen historischen Bildern unterlegt. Zu beziehen ist sie für 10 Euro unter der E-Mail reindl.werner@gmx.de

hw/wr

Artikel vom 07.10.2022
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