München · Chancen statt Gewalt

Allen Grund zu feiern hatten Jutta Speidel, ihr Verein, Horizont e.V. feiert in diesem Jahr seinen 25. Geburtstag. Foto: Cordula Treml

München · In diesem Jahr feiert Horizont e.V. nicht nur seinen stolzen 25. Geburtstag, sondern, wenn alles glatt läuft, auch den Baubeginn seines dann dritten Hauses. Initiatorin und Gründungsmitglied Jutta Speidel ist stolz auf ihre Crew, die dafür sorgt, dass das Projekt seit seiner Gründung im Jahr 1997 auf stetigem Erfolgskurs ist.

Nachdem die bekannte und beliebte Schauspielerin durch einen Artikel auf die Situation obdachloser Mütter und ihrer Kinder in München aufmerksam wurde, beschloss sie gemeinsam mit ihrer Mutter und sechs weiteren Freundinnen, hier müsse etwas getan werden. Nicht von irgendjemandem, sondern von ihnen. Schon ein Jahr später wurde das erste Gebäude, ein ehemaliges Appartementhotel, angemietet. Mit der Unterstützung einer Erzieherin und einer Sozialpädagogin wurden noch im gleichen Jahr die ersten Mütter und ihre Kinder aufgenommen. Viele dieser Frauen haben in der Familie Gewalt erfahren, allesamt sind traumatisiert vom Leben auf der Straße mit ihren Kindern.

Mit den Jahren wuchs die Nachfrage, das erste Gebäude war auf Dauer für die Arbeit nicht geeignet. So wurde im Jahr 2000 mit dem Bau eines eigenen Hauses begonnen, das 2004 eröffnet wurde. Dort befinden sich 24 Wohnungen und zwei Notzimmer. Bis ins Jahr 2007 hatte man schon 800 Menschen zeitweise ein Obdach geschenkt.

Ziel von Horizont e.V. ist es dabei nicht, die betroffenen Frauen lediglich in den eigenen Räumlichkeiten unterzubringen, sondern sie vielmehr fit zu machen für ein selbstständiges Leben. Therapie, Sprachförderung, Lerntrainings, alles, was nötig ist, um einen selbstbestimmten Lebensweg zu gehen, finden die Frauen hier. Mittlerweile ist das Horizont-Team von Jutta Speidel auf 50 Personen angewachsen. "Wir sind inzwischen ein mittelständisches Unternehmen", so die engagierte Münchnerin.

2011 wurde die Idee geboren, ein zweites Haus zu errichten, was schließlich im Jahr 2016 in die Tat umgesetzt wurde. 2018 wurden schließlich 48 Wohnungen für alleinerziehende Mütter und benachteiligte Familien fertig gestellt. In beiden Häusern werden zusammen rund 100 Mütter und 170 Kinder betreut. Neben den Hauptamtlichen gibt es auch eine große Schar an Ehrenamtlichen, die sich beispielsweise in der Hausaufgabenhilfe für die Kinder einsetzen.

Auch wenn es nicht leicht ist, die Frauen nach ihren schlimmen Erfahrungen wieder aufzurichten, so ist doch jede Erfolgsgeschichte Ansporn in der Arbeit nicht locker zu lassen. Die Hände in den Schoss legen könne man aber nicht, die Arbeit werde leider nicht weniger sondern eher mehr, bedauert Jutta Speidel. Deshalb will Horizont e.V. auch ein drittes Haus bauen. Möglich wird dies durch die Erbschaft eines Grundstücks. Platz soll es für 75 Mütter und ihre Kinder bieten. Wer mehr über die Arbeit von Horizont e.V. bzw die Möglichkeit zu spenden erfahren möchte, der findet weitere Infos unter www.horizont-muenchen.org

Artikel vom 11.08.2022
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