SWW - ein Platz zum Leben und Arbeiten

Teilhabe beginnt hier

Gut gelaunt bei der Arbeit. Hier besucht Barbara Bisle (2. v. r.) von der Gärtnerei Bisle die Künstler der SWW, die die schönen Keramikfiguren töpfern: Manfred Gutermann, Florian Friedl und Christina Kaiser (v.l.) .  Foto: hw

Gut gelaunt bei der Arbeit. Hier besucht Barbara Bisle (2. v. r.) von der Gärtnerei Bisle die Künstler der SWW, die die schönen Keramikfiguren töpfern: Manfred Gutermann, Florian Friedl und Christina Kaiser (v.l.) . Foto: hw

Obergiesing/Harlaching · Viele reden von Inklusion, hier wird sie gelebt: Die Südbayerischen Wohn- und Werkstätten für Blinde und Sehbehinderte gGmbH – kurz SWW, feiern in diesem Jahr ihren stolzen 30. Geburtstag. Nach der juristischen Grundsteinlegung im Sommer 1992 erfolgte 1998 der Spatenstich für die jetzigen Wohn- und Werkstätten auf dem ehemaligen Gelände der McGraw-Kaserne.

Die SWW bietet ihren Klienten sowohl vielfältige Arbeitsplätze als auch die Möglichkeit dort zu wohnen an. Nicht alle, die in den verschiedenen Werkstätten arbeiten, leben aber auch hier, erklärt Udo Sommerfeld, der bei den SWW für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. So gibt es im Roßtalerweg 2 - 4 rund 120 Wohnplätze sowie verschiedene Werk- und Förderstätten. Die Menschen, die hier arbeiten und leben sind blinde und sehbehinderte Erwachsene, deren weitere Beeinträchtigungen dafür verantwortlich sind, dass sie ein Leben ohne ständige Hilfe nicht führen können. Die Männer und Frauen leben in verschiedenen Wohngruppen zusammen, verbringen dort auch innerhalb der Gruppen einen Großteil ihrer Freizeit.

Den Klienten stehen nach einer zweijährigen Ausbildung, in der sie in die verschiedenen Bereiche hinein schnuppern können, verschiedene Arbeitsplätze in der Daten- und Aktenvernichtung, Konfektionierung, Weberei und Keramik zur Verfügung. Wessen Einschränkungen für einen Arbeitsplatz in den Werkstätten zu groß sind, findet in den Förderstätten eine Beschäftigung. "Ein wichtiger Aspekt in Sachen Teilhabe ist eine sinnvolle Arbeit zu haben, sich seinen Lebensunterhalt zumindest teilweise selbst zu verdienen", bringt es die langjährige SWW-Mitarbeiterin Kunigunde Frey auf den Punkt. Und weiter: "Wir versuchen den Interessen und Fähigkeiten unserer Klienten gerecht zu werden und sie dort unterzubringen, wo sie am besten hinpassen."

Seit mehr als 25 Jahren arbeitet sie schon bei den SWW und freut sich täglich auf ihre Kollegen aus den verschiedenen Bereichen. "Hier kann man erleben, mit welcher Begeisterung sich unsere Klienten an die Arbeit machen, wie wichtig eine sinnvolle Beschäftigung für jeden Menschen ist." Weiter erklärt sie: "Wir liefern hier hervorragende Arbeit ab, egal, ob es sich um Produkte aus der Weberei, der Keramikwerkstatt oder aus der Konfektionierung handelt."

Keiner soll etwas aus falschem Mitleid kaufen, sondern weil er hochwertig produzierte Handwerksarbeit zu schätzen weiß, lautet das Credo der SWW. So ist es kein Wunder, dass unter den Käufern auch viele Wiederholungstäter sind. Einer der Stammkunden der Keramikwerkstatt habe sich sogar seine Urne nach eigenen Vorstellung fertigen lassen, verrät Kunigunde Frey schmunzelnd.

Zum Jubiläum gibt es die Kissen zum Sonderpreis

Ein Renner, und das seit 30 Jahren, sind die handgewebten Sitzkissen, die als erstes Produkt in den Werkstätten gefertigt wurden und immer noch im Sortiment sind. Aus hochwertigen Stoff- und Wollresten werden hier nicht nur fröhlich-bunte Stuhlkissen gearbeitet, sondern auch wunderschöne Teppiche gewebt. Diese Kissen sind nicht nur schön anzusehen und herrlich bequem, sondern helfen auch Ressourcen zu schonen und Müll zu vermeiden. Auf Wunsch werden die Teppiche aus Schurwolle auch mit speziellen Designs und in besonderen Größen gefertigt. "Wir stellen uns gerne auf die Wünsche unserer Kunden ein", so Kunigunde Frey. Noch bis Ende September gibt es die Kissen übrigens zum Jubiläumspreis von 9,50 Euro (statt ansonsten 15 Euro). Bewundern und kaufen kann man die Exponate im Werkstatt-Shop, der von Montag bis Donnerstag von 9.00 bis 15.30 Uhr und freitags von 9.00 bis 13.30 Uhr geöffnet hat oder im Online-Shop unter www.sww-muenchen.de/shop

Kooperationen mit Einzelhändlern

Waren die Mitarbeiter der SWW vor Corona gerne auch auf Märkten unterwegs oder haben zu Veranstaltungen auf ihrem Gelände eingeladen, um so auf ihre vielfältigen Kunstgewerke aufmerksam zu machen, sind diese Möglichkeiten seit Corona stark eingeschränkt. Wie gut, wenn es da so engagierte Unternehmer wie Barbara und Rainer Bisle von der Gärtnerei Bisle in der Widdersteiner Straße 19 in Harlaching gibt. Die verkaufen seit mehr als fünf Jahren die schönen Keramikfiguren und die bunten Kissen in ihrer Gärtnerei. "Wir unterstützen die Arbeit der SWW sehr gerne und unsere Kunden freuen sich, wenn sie sich und anderen durch einen Kauf etwas Gutes tun können. Vor allem die Vogelfiguren haben es den Gartenliebhabern angetan", verrät Barbara Bisle. Als Deko-Expertin kann sie nur bestätigen, dass hier Keramik- und Webprodukte auf höchstem Niveau gefertigt werden. Geöffnet hat die Gärtnerei Bisle von Montag bis Freitag von 8.00 bis 12.30 Uhr und von 14.30 bis 18.00 Uhr sowie samstags von 8.00 bis 13.00 Uhr.

Neue Auftraggeber werden dringend gesucht

Während es immer mehr Kunden für die Arbeiten der Keramikwerkstatt und der Weberei gibt, hat Corona ein großes Loch in Sachen Konfektionierung gerissen. Hier sind große und langjährige Kunden abgesprungen, bedauert Frey. Für Unternehmen, die hier Arbeiten vornehmen lassen, lohnt sich ihr Einsatz gleich doppelt. Nicht nur, dass man hier einen wichtigen gesamtgesellschaftlichen Beitrag leiste, so Frey, sondern man könne sich die Arbeit auch auf die Ausgleichsabgabe nach § 223 SGB IX anrechnen lassen. Hierzu berät die Geschäftsleitung der SWW gerne interessierte Kunden unter Tel. 089/693460. Die SWW beteiligt sich normalerweise auch aktiv am Nachbarschaftsleben und lädt immer wieder zu Veranstaltungen (Konzerte, Herbstfest, Weihnachtsmarkt) ein. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist das aber leider derzeit nicht möglich, bedauern die Mitarbeiter zum Schutz ihrer Klienten.

Aufgrund der steigenden Coronazahlen ist deshalb an ein großes Jubiläumsfest mit Musik und allerlei Darbietungen nicht zu denken, soll aber auf jeden Fall nachgeholt werden. Bis dahin kann man sich die Zeit mit handgetöpferter Keramik und auf bequemen Stuhlkissen gut vertreiben. hw

Artikel vom 18.07.2022
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