Der Gartenkultur unserer Vorfahren auf der Spur

Schliersee · Bauerngartentage im Juli

Bauerngarten in goldenem Licht.	 Foto: Markus Wasmeier

Bauerngarten in goldenem Licht. Foto: Markus Wasmeier

Schliersee/München · Kennen Sie die Hofgüterordnung aus dem Jahr 812? Ja, die gab es wirklich und Karl der Große ließ darin regeln, welche Bepflanzungen in den über das ganze Land verteilten Hofgütern, die die Könige als Reisestationen nutzen, angebaut werden mussten.

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Diese Verordnung ist eine einzigartige Quelle für die Gartenkultur im Mittelalter, wahrscheinlich beeinflusst von der Pflanzenauswahl der römischen Gärten der Antike. Der Zweck ist leicht nachvollziehbar, denn durch diese Verordnung war gewährleistet, dass der Tross des Königs auf Reisen immer ausreichend und in gleichbleibender Qualität versorgt werden konnte. Ein großes Augenmerk liegt dabei auch auf dem Anbau von Kräutern. Diese waren die einzig zur Verfügung stehenden Arzneimittel. Der Gärtner war zu der Zeit also fast auch Apotheker. Auf alle Fälle waren die Gärtner hochgeschätzt, das belegt zum Beispiel auch der Umstand, dass dem Gärtner auf den Hofgütern ein eigenes Haus, das sogar beheizbar war zustand.

Allerdings war die Heizung vermutlich weniger für den Gärtner, sondern eher für die frostempfindlichen Samen und Knollen. ?Warum erzähle ich Ihnen das alles?

Die Verordnung wurde auch von den Klöstern als Anhaltspunkt verwendet und verbreitete sich so über das Land und erreichte auch die einfache Bevölkerung.

Sicher haben die Menschen auch vorher schon kleinere Gärten in der Nähe des Hauses genutzt, die Vielfalt der Pflanzen kam aber sehr wahrscheinlich erst dadurch in die Bauerngärten. Kommendes Wochenende dreht sich bei uns im Freilichtmuseum alles um das Thema Garten. Dabei können Sie bei uns im altbayerischen Dorf verschiedene Formen der Gartenkultur entdecken. Natürlich finden Sie bei uns den klassischen Bauerngarten mit seiner bunten Vielfalt. Gemüse und Kräuter finden sich dort genauso wie die ein oder andere Zierpflanze, der Zweck war allerdings schon die Versorgung mit frischen Nahrungsmitteln. Ergänzt wurde der Bauerngarten oft durch eine Obstgarten, der etwas weiter weg vom Haus zu finden war. Die Früchte wurden meist als Wintervorrat eingekocht.

Hinter unserem altbayerischen Wirtshaus, in dem Sie sich bestens verpflegen können, finden Sie den Kräutergarten. Dieser ist praktisch die Apotheke des altbayerischen Dorfes. Der Apotheker stellte dann aus unterschiedlichen Kräutern Tinkturen und Salben her. Aber auch die Bierbrauer bedienten sich vor dem Aufkommen des Reinheitsgebot durchaus einmal am Kräutergarten um einen misslungenen Sud vielleicht doch noch zu retten. Als dritte Gattung finden Sie bei uns im Freilichtmuseum einen Klostergarten. Wie ich weiter oben schon erwähnt habe, entwickelte sich die Gartenkultur von den Klöstern aus.

Der Klostergarten ist geprägt von einer strengen geometrischen Ordnung. Sein Schwerpunkt liegt auch auf dem Anbau von Kräutern, allerdings führten die Mönche in ihren Gärten auch die ein oder andere Studie durch. So befassten sie sich zum Beispiel damit, welche Pflanzen gut nebeneinander wachsen und welchen nicht.

Durch sorgfältige Dokumentation konnten sich vor allem die Benediktiner ein großes Wissen aneignen. Wenn Sie uns am 2. und 3. Juli im altbayerischen Dorf besuchen, dann können Sie bei unseren Gartenführungen teilhaben an diesem Wissen. Unsere Gärtnerinnen verraten Ihnen den ein oder anderen Trick, wie es auch in Ihrem Garten dauerhaft blüht oder wie man die Schädlinge mit biologischen Methoden im Zaum hält.

Den vierten Garten hätte ich jetzt fast vergessen, den Biergarten! Der wartet nämlich auf Sie, wenn Sie nach den Führungen Durst und Hunger bekommen sollten Übrigens, neben unserem selbstgebrautem Museumsbier bekommen Sie passend zum Thema natürlich auch eine hausgemachte Kräuterlimonade bei uns. Ich freue mich auf Ihren Besuch!

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 25.06.2022
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