Kleinod aus Meisterhand

Unterhaching · Krippenausstellung im Heimatmuseum

Stolze 72 Figuren umfasst die Uhl-Krippe, die am kommenden Sonntag im Heimatmuseum besucht werden kann. Foto: hw

Stolze 72 Figuren umfasst die Uhl-Krippe, die am kommenden Sonntag im Heimatmuseum besucht werden kann. Foto: hw

Unterhaching · Eine kleine künstlerische Sensation präsentiert das Unterhachinger Heimatmuseum noch bis zum vierten Adventssonntag, 19. Dezember, immer sonntags von 13.30 bis 16.30 Uhr in seinen Räumlichkeiten in der Hauptstraße 51. Nicht zu verfehlen ist das Heimatmuseum, denn es liegt direkt hinter dem Maibaum der Gemeinde. Gezeigt wird ein handgeschnitztes Krippenensemble, das mit Mariä Verkündigung beginnt und mit der Darstellung der Hochzeit von Kanaan endet.

Die Krippe stammt von Leonhard Uhl, der sie im Auftrag der Pfarrei St. Korbinian in den Jahren 1930 bis 1933 schnitzte. Uhl, der am 11. Dezember 1891 in Untergiesing-Harlaching geboren wurde, ließ sich nach vielen Umwegen schließlich 1926 mit seiner Frau Helena in Unterhaching nieder, wo er bis zu seinem Tod 1965 lebte.

Nichts Liebliches haben die Figuren inne, keine falsche Glücksseligkeit strahlen die Figuren aus, vielmehr sieht man den Figuren an, dass das Leben hart ist, das Sorgen sie plagen. Dennoch oder gerade trotzdem steht die Botschaft der Verkündigung im Vordergrund der Arbeit, ein Grund zu hoffen und Vertrauen zu haben, auch wenn die Zeiten schwer sind.

Der Auftrag, den Leonhard Uhl damals bekam, sollte die Familie für eine ganze Weile absichern. Die stolze Summe von 2.500 Reichsmark wurde für die Arbeit ausgehandelt. Sehr viel Geld für die damalige Zeit, das der damals amtierende Pfarrer Josef Stemmer hoffte über Spendengelder zu refinanzieren. Eine ähnliche Krippe hatte Leonhard Uhl bereits für die Pfarrei in Kirchdorf am Inn gefertigt. Der Kriegsversehrte (Uhl hatte 1915 bei Kampfhandlungen ein Bein verloren), hatte die Möglichkeit genutzt, in Unterhachings Kriegersiedlung ein kleines Haus zu erwerben.

Lob für die umfangreiche wie hochwertige Arbeit gibt es aber auch aus berufenem Munde. Dr. Thomas Schindler, Leiter der Krippenausstellung des Bayerischen Nationalmuseums, besah sich die Krippe im Jahr 2020 und war voll des Lobes über das Werk. Obwohl die Arbeiten aus dem 30er Jahren des letzten Jahrhunderts stammen, gehören sie rein optisch in die Münchner Schule, eine Kunstrichtung des Naturalismus des 19. und 20. Jahrhunderts. Der Auftrag umfasste stolze 72 Figuren, davon 38 Personen und 34 Tiere. Hinzu kommen Aufbauten und jede Menge Zubehör. Aber nicht allein der Umfang macht die Krippenlandschaften zu etwas Besonderem, sondern vielmehr die Ausdruckskraft der einzelnen Figuren.

Wer mehr über den Künstler und seine Krippe erfahren möchte, der kann ein von Dr. Cornelia Renner und Dr. Harald Nottmeyer verfasstes Büchlein im Heimatmuseum erwerben. Die Kosten hierfür betragen 5 Euro. Der Eintritt zum Heimatmuseum ist frei, um Spenden für die Arbeit des Museums wird allerdings gebeten. hw

Artikel vom 01.12.2021
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