Blick in die Geschichte: Vor 100 Jahren starb König Luwig III.

München · Bayerns letzter König

Der letzte Wittelsbacher auf dem bayerischen Thron. Vor 100 Jahren starb König Ludwig III. (1845-1921). Foto rechts: Ludwig (li. der Bildmitte mit Bergstock und heller Jacke) samt Gefolge 1913 bei der Gamsjagd auf der Seealpe bei Oberstdorf. F: gemeinfrei

Der letzte Wittelsbacher auf dem bayerischen Thron. Vor 100 Jahren starb König Ludwig III. (1845-1921). Foto rechts: Ludwig (li. der Bildmitte mit Bergstock und heller Jacke) samt Gefolge 1913 bei der Gamsjagd auf der Seealpe bei Oberstdorf. F: gemeinfrei

München · Mit Ludwig III. (1845 - 1921) starb vor 100 Jahren der letzte König von Bayern. Die Bandbreite, in der er gesehen wurde, reichte von der volkstümlichen Bewunderung für den „Bürgerkönig“ und „Millibauern“ bis hin zu einem kritischen Blick auf einen überforderten Monarchen, der seiner Aufgabe nicht gewachsen zu sein schien.

Seine kurze Regierungszeit (1913-1918) wurde vom Ersten Weltkrieg überschattet, an deren Ende auch das Ende der jahrhunderte langen Wittelsbacher Dynastie in Bayern stand.

Im Gegensatz zu seinem Vater Luitpold war Prinz Ludwig politisch stark engagiert und interessiert. Nach Erreichen der Volljährigkeit war er Mitglied der Kammer der Reichsräte. In dieser Funktion wirkte er 49 Jahre lang in zahlreichen Ausschüssen mit. 1871 trat Prinz Ludwig sogar als Kandidat bei der ersten Wahl zum Deutschen Reichstag in München für die spätere Zentrumspartei an – jedoch erfolglos. Später machte sich Prinz Ludwig im Bayerischen Parlament für eine allgemeine Wahlrechtsreform und für die Einführung des relativen Mehrheitswahlrechts stark. Diesen Einsatz kommentierte sogar der oppositionelle Sozialdemokrat August Bebel (1840-1913) mit Überschwang: „Wenn wir eine Reichsverfassung hätten, nach der der Kaiser vom Volk gewählt würde, und in der die Vorschrift enthalten wäre, der Kaiser muß aus einem der regierenden Fürstenhäuser gewählt werden, – ich gebe ihnen mein Wort, Prinz Ludwig hätte die größte Aussicht, deutscher Kaiser zu werden.“

Ebenfalls trat Ludwig als Förderer der Wirtschaft und Wissenschaft in Erscheinung. So unterstützte der technikbegeisterte Wittelsbacher unter anderem den Bau des heutigen "Deutschen Museums" in der Landeshauptstadt. Außerdem erwarb der passionierte Landwirt ein landwirtschaftliches Mustergut in Leutstetten bei Starnberg. Das Gut hatte zahlreiche Milchkühe. Man baute auch Getreide an und besaß eine kleine Vollblutpferdezucht. Generell gab sich Ludwig III. auch als König betont "volkstümlich". Er ging täglich im Englischen Garten spazieren, unternahm viele Reise durch die bayerische Heimat und war oft bei Pferderennen zu Gast. Seine private Lebensführung war von Einfachheit geprägt, sein Lebensstil war schlicht bürgerlich. Ludwig genoss Kegelabende, ging auf die Jagd und widmete sich der Pferdezucht. Er war wenig an Kunst und Kultur interessiert – ein Gegensatz zu allen bayerischen Königen vor ihm.

Nachdem Ludwigs Vater Luitpold 1886 mit dem Tode des "Märchenkönigs" Ludwig II. die Regentschaft in Bayern übernommen hatte, kam seinem ältesten Sohn die Position eines Thronfolgers zu – auch wenn der eigentliche König Otto I., der Bruder Ludwigs II., blieb. Prinz Ludwig konnte sich nun - anders als sein Vorgänger - intensiv auf seine künftige Rolle vorbereiten. Am 12. Dezember 1912 starb Prinzregent Luitpold im Alter von 91 Jahren. Noch am selben Tag wurde Ludwig III. zum neuen Prinzregenten ausgerufen. Er war mit 67 Jahren bei Regierungsantritt sogar noch zwei Jahre älter als sein Vater es bei seinem Amtsantritt gewesen war. Formell war nach wie vor Otto I. bayerischer König. Im November 1913 wurde Otto offiziell abgesetzt und Prinzregent Ludwig zu König Ludwig III. proklamiert.

Prägend für seine Regierungszeit war der im Sommer 1914 entfachte Erste Weltkrieg. Ludwig III. gelang es nicht, die Autoritätskrise der Monarchie und die kriegsbedingt wachsenden Wirtschaftsprobleme und sozialen Spannungen zu lösen. Die Überforderung des Monarchen und seiner Berater, die brisante Lage richtig einzuschätzen, sein Mangel an Führungsstärke und Entschlusskraft verschärften diese Probleme erheblich. Es wird seiner Person allerdings nicht gerecht, ihm die alleinige Schuld am Ende der bayerischen Monarchie zu geben. Vielmehr trugen dazu die aussichtslose Kriegssituation und die katastrophale Ernährungslage dazu bei. Mit den sinkenden Aussichten auf einen Siegfrieden breitete sich zudem eine anti-preußische Stimmung und Kriegsmüdigkeit aus. Weil sich Ludwig öffentlich bis zuletzt nicht kritisch gegenüber Kaiser Wilhelm II. und Preußen äußerte, wurde ihn sogar von seinen Landsleuten "Preußenfreundlichkeit" vorgeworfen.

Mit Kriegsende waren einerseits Fatalismus, andererseits revolutionärer Umsturzwille dominierend. Dem Königshaus wurde die Schuld an die Gesamtsituation und der Kriegsniederlage gegeben. Die Reformversuche "von oben" eine parlamentarische Monarchie zu schaffen, kamen zu spät. Auch verzichtete Ludwig nicht zugunsten seines populären Sohnes, Kronprinz Rupprecht, immerhin ein Kriegsheld vergangener Schlachten, auf den Thron.

Der König selbst erfuhr von den chaotischen Zuständen angeblich auf seinem täglichen Spaziergang durch den Englischen Garten, als ihm ein Dienstmann zugerufen haben soll: „Majestät, genga S’ hoam, Revolution is!“. Zeitgleich waren auf der Theresienwiese zehntausende Demonstranten zusammengekommen.

Aufständische näherten sich der Residenz und demonstrierten rund um den Odeonsplatz gegen die Monarchie, am Abend kam es zur Konstituierung des Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrates im Bayerischen Landtag und die Kasernern wurden besetzt. Auf Anraten des Ministerpräsidenten von Dandl floh Ludwig III. am selben Abend mit seiner Familie nach Wildenwart am Chiemsee. Als am nächsten Tag die Proklamation der Republik bekannt wurde, flüchtete die königliche Familie weiter nach Schloss Anif bei Salzburg. Ludwig III. entband die bayerischen Beamten, Soldaten und Offiziere von ihrem Treueid – ohne jedoch abzudanken und auf den Königsthron zu verzichten.

Diese Geschehnisse veränderten Bayern von Grund auf: Mit der Absetzung des Königs wurde die Monarchie abgeschafft, Bayern war fortan ein Freistaat, der er bis heute geblieben ist. Mit Ludwig III. endete nach 738 Jahren die wittelsbachische Herrschaft über Bayern.

Nach zweimaligem Exil kehrte Ludwig 1920 nach Bayern zurück und verbrachte seine letzten Jahre im Chiemgau. Am 18. Oktober 1921 starb Ludwig III. auf einer Reise in Ungarn. Die große Anteilnahme der Bevölkerung an den Trauerfeierlichkeiten und am Trauerzug durch die Münchner Innenstadt war in Zeiten der ersten deutschen Republik ein Zeichen der Treue zur bayerischen Monarchie. Die gesamte Staatsregierung, Mitglieder des bayerischen Königshauses zahlreiche Vertreter ausländischer Adelsdynastien und militärische und kirchliche Würdenträger nahmen am Trauerzug am 5. November 1921 teil. Die Anteilnahme der Bevölkerung war sogar noch gewaltiger als 1912 beim Trauerzug von Prinzregent Luitpold, auch wenn er zeitlebens niemals dessen Popularität erlangen sollte. Stefan Dohl

Die letzten Monarchen & Gewinnspiel (Gewinnspiel aktiv bis 24.10.2021)
Bis 16. Januar 2022 ist die Bayerische Landesausstellung 2021 „Götterdämmerung II – Die letzten Monarchen“ im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg zu sehen. Der Eintritt kostet 12 Euro. Weitere Infos findet man unter www.hdbg.de

Außerdem verlosen wir 3 Exemplare von Stefan März Biografie über Ludwig III. Teilnehmen bis Sonntag, 24. Oktober 2021 möglich

Artikel vom 16.10.2021
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...