(K)ein leichtes Erbe

So gehen Landkreiskommunen mit ihren Denkmälern um

Das Wasserschloss in Taufkirchen ist in kommunaler Hand. Es ist ein Kulturzentrum geworden, das niemand mehr missen möchte. Foto klein: Das „Schloss“ in Ottenhofen wurde verkauft, der Käufer aber ging pleite. Die Zukunft ist noch offen. F: kw

Das Wasserschloss in Taufkirchen ist in kommunaler Hand. Es ist ein Kulturzentrum geworden, das niemand mehr missen möchte. Foto klein: Das „Schloss“ in Ottenhofen wurde verkauft, der Käufer aber ging pleite. Die Zukunft ist noch offen. F: kw

Erding-Landkreis · Eine große deutsche Illustrierte hat einmal eine Titelgeschichte veröffentlicht: „Hilfe! Mein Haus ist ein Denkmal!“ Der Aufschrei der Gemeinden geht auch, wenn auch mit unterschiedlicher Intensität, durch den Kreis Erding, und genau so unterschiedlich ist die Art, wie die Kommunen damit umgehen.

Wenn sich das Objekt dann auch noch „Schloss“ nennt wird es erst recht spannend, denn schon die Bezeichnung ruft Erinnerungen an Grimms Märchen hervor. Im Süden machte die Gemeinde Ottenhofen vor Jahren schon buchstäblich kurzen Prozess, verkaufte das, was großspurig „Schloss“ genannt wird, aber nie ein solches war, sondern eher ein bescheidener Überrest einer Hofmark. Damit sanierte Bürgermeisterin Nicole Schley (SPD) den Haushalt und konnte sich zumindest, was die finanzielle Seite des Unternehmens anging, zurück lehnen.

Die Heimatforscher organisierten noch schnell die letzte Führung für die Öffentlichkeit, und dann gingen die Planungen für die künftige Nutzung los. Dabei hatte sich die Genossenschaft, die das Objekt erworben hat, aber wohl heillos übernommen. Der Konkurs war die unmittelbare Folge. Seitdem ist Stillstand, weil die Konkursverwalterin keinen Erwerber finden kann ohne dass klar ist, was gebaut werden kann und darf.

Im Osten herrscht eitel Freude: Das Wasserschloss Taufkirchen ist ein Kulturzentrum, eine gewaltige Bereicherung für die Gemeinde. Gastronomie, barrierefreie Zugänge, und ein derzeit nur coronabedingt schwaches Kulturprogramm wie „Advent im Schloss“ machen das Objekt, das erstaunlich wenig kommunalpolitischen Wirbel nach dem Kauf 1916 gemacht hat, zu einem Mittelpunkt.

Ganz anders dagegen in Wartenberg: Das „Wittelsbacher Jagdhaus“ und damit nicht weniger als Sitz von Adligen in der Geschichte von Bedeutung, ist in der Vergangenheit derart oft umgebaut und verändert worden, dass die Denkmaleigenschaft kaum noch gegeben war. „Altes Schulhaus“ wurde es genannt, und das war es tatsächlich auch für viele alte Wartenberger, natürlich mit den ob der damals noch üblichen Prügelstrafe durchaus gemischten Erinnerungen.

Als der Gemeinderat daran ging, hier zu investieren gab es ein Bürgerbegehren dagegen, einen Bürgerentscheid mit dem Ergebnis, dass die finanziell nicht auf Rosen gebettete Marktgemeinde hier keine kommunalen Mittel einsetzen dürfe. Damit war erst mal Stillstand.

Was dann aber folgte war etwas kreisweit einmaliges: Es gründete sich der Verein „Wittelsbacher Jagdhaus“, der Mittel erwirtschaftete, Konzepte erarbeitete, das Thema wach hielt, und am Ende tatsächlich eine Ratsmehrheit bewirken konnte für das, was jetzt da steht: Sozialer Wohnungsbau, kombiniert mit einem Saal für Kultur und andere öffentliche Veranstaltungen. Allein die Kosten waren es dann, die hier nur schwer in den Griff zu bekommen waren und noch einmal den einen oder anderen kommunalpolitischen Pulverdampf aufsteigen ließen. Aber wie immer bei solchen Dingen war das meiste davon vergessen, als die Reden bei der Einweihung gehalten waren.

Nicht vergessen ist das allerdings in Berglern: Verkauf wie in Ottenhofen ist auch hier ausdrücklich eine Option, seit bei „Immo-Welt“ der „Kratzerwirt“ ausgeschrieben ist. Vor Jahren schon übrigens vom selben Architekten wie in Wartenberg geschätzte Sanierungskosten von insgesamt rund sechs Millionen Euro haben den Gemeinderat erschrecken lassen. Diese Kostenschätzung dürfte angesichts der Baukostensteigerungen der letzten Jahre längst Makulatur sein. Immerhin: Eine endgültige Entscheidung steht hier noch aus. kw

Artikel vom 15.10.2021
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