Dinge, die bewegen

Bürgerversammlung des Stadtviertels Milbertshofen-Am Hart

Blick auf das Olympiadorf, das anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1972 entstand. Unter Teilen der Anlage tobt der Kampf um Parkplätze. Viele Anwohner wünschen sich deshalb ein Parklizenzgebiet. Foto: Tanja Beetz

Blick auf das Olympiadorf, das anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1972 entstand. Unter Teilen der Anlage tobt der Kampf um Parkplätze. Viele Anwohner wünschen sich deshalb ein Parklizenzgebiet. Foto: Tanja Beetz

München-Milbertshofen-Am Hart · Hoher Parkdruck, Ärger mit E-Scootern, illegale Autorennen: Es waren überwiegend Mobilitäts- und Verkehrsthemen, die die Besucher der Bürgerversammlung Milbertshofen-Am Hart bewegten. Rund 100 Bürger hatten sich auf den Weg in den benachbarten Stadtteil Feldmoching-Hasenbergl gemacht, um dort in der Mehrzweckhalle (Georg-Zech-Allee) der Versammlung zu folgen.

Die Corona-Pandemie hatte ein Ausweichen in die Halle erfordert, da hier die Abstandsregelung eingehalten werden konnte.

Bis 2030 knapp 83.000 Einwohner

FDP-Stadtrat Jörg Hoffmann leitete durch den Abend und gab zunächst einen Überblick über den Stadtbezirk. Wirklich Überraschendes gab es dabei nicht. München wächst und damit auch Milbertshofen-Am Hart. Lebten im Juni 2011 noch 69.554 Menschen hier, waren es zehn Jahre später bereits 75.774. Laut Prognose werden es im Jahr 2030 knapp 83.000 Einwohner sein. Ein Trend, der vor allem eines nötig macht: Die Schaffung bezahlbaren Wohnraumes. Dies sei eine zentrale Herausforderung der Münchner Stadtentwicklungspolitik, so Hoffmann. Die Stärkung von Wohnungsbaugenossenschaften, der Bau von Mitarbeiter- und Werkswohnungen sowie die Unterstützung von Förderprogrammen wie "München Modell" seien hier wichtige Maßnahmen.

Fredy Hummel-Haslauer (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses (BA) 11 Milbertshofen-Am Hart, betonte in diesem Zusammenhang, der Stadtteil sei bei den Immobilienpreisen im oberen Drittel in München angekommen. Umso erfreuter zeigte er sich darüber, dass der Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung des Stadtrates ganz neu die Erhaltungssatzungen "Riesenfeldstraße", "Frankfurter Ring" und "Nietzschestraße" beschlossen habe. Hintergrund: Erhaltungssatzungen sind ein Instrument dafür, preiswerten Wohnraum zu erhalten. Ihr Ziel ist es, gewachsene Bevölkerungsstrukturen zu bewahren und Verdrängungsprozesse zu vermeiden. Mit Erhaltungssatzungen können Gebiete ausgezeichnet werden, in denen die Stadt ein besonderes Mitspracherecht hat. Bauliche Änderungen und Umwandlungen werden nur in speziellen Fällen genehmigt. Auf Grundstücke in Erhaltungssatzungsgebieten hat die Landeshauptstadt München ein Vorkaufsrecht. Die Erhaltungssatzungen sind unbefristet gültig. Die Eignung der Gebiete wird jedoch alle fünf Jahre überprüft und dokumentiert.

"Es liegt auch in Ihrer Hand"

Die verkehrliche Situation im Viertel sei schwieriger geworden, so Hummel-Haslauer. Der BA habe deswegen seinen Antrag, die Tunnelplanungen, also die Anbindung der Schleißheimerstraße zur A99, wieder aufzunehmen, bekräftigt. Bisher habe man noch keine Antwort darauf erhalten. "Das impliziert aber auch, dass es keine Ablehnung gibt und im Stadtrat darüber nachgedacht wird", betonte der BA-Vorsitzende. Schließlich rief Hummel-Haslauer die Bürger noch dazu auf, sich an der Gestaltung im Stadtviertel zu beteiligen. "Milbertshofen-Am Hart hat eine große Entwicklung vor sich", sagte er. "Es liegt auch in Ihrer Hand. Beteiligen Sie sich, machen Sie mit", appellierte er an die Besucher. "Wenden Sie sich an den BA 11."

"Zählt hier das Wort des BAs nicht?"

Auch bei den Anträgen kristallisierten sich Verkehrsthemen als wichtige Anliegen der Bürger heraus. So etwa das Parken im Olympiadorf. Das Mobilitätsreferat möchte dem hohen Parkdruck entgegenwirken, indem – probeweise – nur noch das Abstellen von Pkw erlaubt sein soll. Damit sind Wohnwagen, Anhänger und Wohnmobile außen vor. Gegen diese Maßnahme protestierte ein Anwohner. "Ich sehe hier keine Entlastung", sagte er. "Wohnmobile dauerhaft auszuschließen, bringt nichts und ist Schmarrn." Es gebe 670 Stellplätze im Olympiadorf, 20 Wohnmobile habe er aktuell gezählt. "Natürlich stehen die länger, aber die Inhaber bezahlen ihre Steuern." Und schließlich: der BA habe das Parkverbot auch schon abgelehnt. "Zählt hier das Wort des BAs nicht?", wollte der Bürger wissen und stellte den Antrag, das Parkverbot zurückzunehmen und ein Parklizenzgebiet einzuführen. Der Antrag wurde von den Bürgern durchgewinkt. Ein Parklizenzgebiet für das Olympiadorf und Teile Milbertshofens werde vorbereitet, so Robert Adam vom Mobilitätsreferat im Anschluss.

Ärger über E-Scooter und Autoposer

Die Ausweisung eines Zweirichtungsradverkehrs an der Ingolstädter Straße auf Höhe des Euroindustrieparks forderte eine weitere Bürgerin und fand damit ebenfalls die Zustimmung der Zuhörer. Allerdings: Einen solchen Zweirichtungsweg einzurichten, sei schwierig, so Robert Adam. Umwege müssten gegebenenfalls in Kauf genommen werden.

Über E-Scooter ärgerte sich ein Bürger und wies darauf hin, dass diese bei bestimmten Unfällen nicht versichert seien. "Wenn Sie die kleine Plakette nicht lesen können, bekommen Sie keinen Cent von der Versicherung", sagte er. Sein Antrag, die Stadt möge die Betriebsgenehmigungen für die Roller zurücknehmen, fand eine große Mehrheit.

Die sogenannten Autoposer sowie illegale Autorennen auf dem Frankfurter Ring sprach ein Bürger an und forderte mehr Kontrollen. Auch hier Zustimmung. Kathrin Hartmann, Leiterin der Polizeiinspektion 47, wollte nichts versprechen, betonte aber, es würden bereits zwei feste Blitzer an der Ingolstädter Straße und am Frankfurter Ring installiert.

"Ich wohne auf einer Müllhalde"

Mit ihren Nerven am Ende ist inzwischen eine Anwohnerin der Riesenfeldstraße. Hier ließen regelmäßig Mitarbeiter angrenzender Firmen in ihren Mittagspausen Müll und Essenreste liegen. "Ich habe in den letzten Jahren selbst den Müll weggeräumt. Mittlerweile bin ich machtlos. Ich habe das Gefühl, ich wohne auf einer Müllhalde", so die Bürgerin. "Ich packe das nicht mehr lange, alleine sauber zu machen", sagte sie und stellte die Anfrage: "Was kann man machen?". Dies wird nun an die Straßenreinigung weitergegeben.

Auskunft darüber, was mit der ehemaligen Asylbewerberunterkunft an der Neuherbergstraße geschehe, wünschte sich eine Bürgerin. Sie forderte, das Gebäude nicht leerstehen zu lassen und einer Weiterentwicklung zuzuführen. Das sahen die Besucher auch so. tab

"Gute Sicherheitslage"
Einen Überblick über die Sicherheitslage im Stadtbezirk 11 gab die Leiterin der Polizeiinspektion (PI) 47 Milbertshofen, Kathrin Hartmann. Erfreulich: die Deliktsentwicklung insgesamt ist im Jahr 2020 verglichen mit 2019 von 7.310 auf 6.590 Delikte also um 9,80 Prozent zurückgegangen.
Bei den Bereichen Wohnungseinbruch (2020: 54; 2019: 39), Fahrraddiebstahl (360; 338), gefährliche und schwere Körperverletzung (234; 216) habe es allerdings Anstiege gegeben. Rückläufig hingegen sind Taschendiebstahl (37; 42), Rauschgitfdelikte (522; 596) sowie Sachbeschädigung (629; 666).
Ebenfalls rückläufige Zahlen gibt es bei den Verkehrsunfällen zu vermelden. Ereigneten sich im vergangenen Jahr 2.272 Unfälle, waren es im Vorjahr noch 2.897. Das entspricht einem Rückgang von 21,60 Prozent. 306 Personen wurden 2020 verletzt, 376 waren es in 2019. Im Jahr 2020 verunglückten zwei Personen tödlich, im Vorjahr war es eine. Deutlich zurückgegangen ist die Zahl der Schulwegunfälle (4; 12). Im laufenden Jahr habe es zudem bisher keine tödlichen Verkehrsunfälle im Bereich der PI 47 gegeben, so Kathrin Hartmann. Insgesamt bescheinigte die Leiterin der PI 47 dem Stadtbezirk "eine gute Sicherheitslage." tab

Artikel vom 13.10.2021
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