Tragisches Traumspiel aus Spanien

Theater im Englischen Garten - der Eintritt ist frei

Das Theater des hölzernen Gelächters entführt in die hitzige Nacht glühender Jasminblüten und in eine scheinbar versunkene Welt. Foto: VA

Das Theater des hölzernen Gelächters entführt in die hitzige Nacht glühender Jasminblüten und in eine scheinbar versunkene Welt. Foto: VA

Englischer Garten/Freimann · "Yerma", ein tragisches Traumspiel nach Federico García Lorca, ist demnächst mehrmals Amphitheater im Nordteil des Englischen Gartens zu sehen. Die Premiere ist am Samstag, 4. September, weitere Vorstellungen folgen am 5., 7., 8., 9., 10., 11. und 12. September, jeweils um 20 Uhr, aber nur bei schönem Wetter. Der Eintritt ist frei.

Die Produktion des Theater des Hölzernen Gelächters findet mit Unterstützung des Kulturreferats, des BA 1, des BA 12 und des BA 13 der Landeshauptstadt München statt. Spiel und Leitung obliegt Sonja Graf und Markus Hummel, an der Geige wird Zeldo Djukelich zu hören sein.

Irgendwo im spanischen Süden auf dem Dorf. Die Hitze brütet. Die Zeit steht. Am Ende der Welt weist die alte Ordnung der Bauern noch immer „die Schafe aufs Feld, die Frauen ins Haus“. Yerma wurde von ihrem Vater an Juan verheiratet. Gegen ihren innigsten Wunsch bleibt die Ehe kinderlos. Der Mann ist unfruchtbar. Unfähig zur Liebe zählt er nachts sein Geld. Schwächlich und unsicher fürchtet er nichts mehr als den Klatsch und Tratsch der Leute und holt seine Schwestern ins Haus.

Doch Yerma sucht außerhalb der engen vier Wände, auf der Straße, allein den Rat der anderen Frauen. Ein Abweichen von ihrem Weg verbietet auch ihr die Ehre, die Gesetzmäßigkeit ihrer eigenen Natur. Flucht ist unmöglich. Und so verlässt Victor, der Hirte, den Ort, obwohl die Luft noch immer zu flirren beginnt, wenn Yerma ihm begegnet, da sie vor langer Zeit einmal mit ihm getanzt hat. Der Besuch der Kinderlosen, Unerfüllten bei einer Geisterbeschwörerin zielt ins Leere und die Wunder der Wallfahrt am heiligen Quell, die Affären mit anderen, bleiben Yerma versagt. Bis sich die Tragödie der Einsamkeit in der Katastrophe vollendet …

Für sein dramatisches Gedicht „Yerma“ überführte Federico García Lorca (1898 – 1936), der den Titel den bäuerlichen Begriffen für ‚wüstes, leeres Land‘ entnommen hat, das alte, südländisch-beliebte Komödienmotiv des Hahnreis in die Tragödie. Dementsprechend verweigert die erdhafte Ballade voll Poesie und Bilderreichtum jeglichen psychologischen Erklärungsansatz, kommentiert der gleichsam antike Chor der Wäscherinnen den Kampf gegensätzlicher Lebensprinzipien, der Natur gegen die Konvention, des Neuen gegen das Alte.

Der Dichter behauptet die Freiheit des unterdrückten Individuums, indem er den Traum und die Sehnsucht gegen die Härte einer unerträglichen Realität setzt und eine archaisch-ausgelassene Fruchtbarkeitsmystik der tragischen Klage entgegenstellt. Das Theater des hölzernen Gelächters folgt Lorca vom 4. bis zum 12. September über staubige Landstraßen in die hitzige Nacht glühender Jasminblüten und in eine scheinbar versunkene Welt.

Artikel vom 01.09.2021
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