Wenn Werke von Holzbildhauern zum Sanierungsfall werden

Kunst, die vergeht

Richard Furch geht mit großem kreisweit spannenden Beispiel voran: Ehrenamtlich hat er die Skulptur „Begleitung“ von Genoveva Winkler aufwändig saniert. Foto: kw

Richard Furch geht mit großem kreisweit spannenden Beispiel voran: Ehrenamtlich hat er die Skulptur „Begleitung“ von Genoveva Winkler aufwändig saniert. Foto: kw

Landkreis-Erding · Acht Jahre ist es nun her, dass im Kreis Erding eine Reihe von Veranstaltungen angelaufen ist, die an Ehrgeiz nichts zu wünschen übrig gelassen haben: Wolfgang Fritz aus Oberding organisierte das erste Holzbildhauer-Symposium auf dem Wartenberger Marktplatz.

Tagelang dominierten in Wartenberg akustisch die Motorsägen, mit denen die Künstler zu Werke gingen. Es folgten weitere Symposien über den Landkreis verteilt, Abschluss war im Jahr 2017 in Oberding, der Heimat von Wolfgang Fritz.

Herausgekommen sind touristische Angebote: „Skulp-Touren“ nannte Fritz sie, und sie sind mit dem Fahrrad zu meistern, was im hügeligen Erdinger Holzland beispielsweise schon ein Thema ist. Es kam immer Hartholz zum Einsatz, aber auch das hält nicht ewig, wie die Gemeinden, die diese Kunstwerke alle gekauft und aufgestellt haben, jetzt langsam erfahren müssen.

Viele Gemeinden haben die Standorte liebevoll gestaltet, wie etwa Inning am Holz. Aber der Zahn der Zeit nagt trotzdem. Genoveva Winkler aus Forstinning beispielsweise hatte überdies das Pech, dass sie Esche verwendet hat, das nicht ganz so dauerhaft ist wie Eiche.

Die Figur „Begleitung“, die sie für die Gemeinde Langenpreising geschaffen hatte, wurde zum Sanierungsfall. Das wiederum wurde für den Organisator Wolfgang Fritz zum Anlass, gegenüber der Presse auf Nachfrage daran zu erinnern, dass sich die Gemeinden ihre Kunstwerke ruhig auch mal anschauen sollten. Diese seien der Witterung ausgesetzt, und da sei es nur zu natürlich, dass das eine oder andere gemacht werden muss. Es wäre schön, so Fritz, wenn diese Figuren noch lange halten könnten. Genoveva Winkler selbst hatte sich dahingehend geäußert, dass sie sich an die Vergänglichkeit ihrer Arbeiten gewöhnt habe.

Dass jetzt die Gemeinde Langenpreising sich mithilfe des örtlichen Holzbildhauers Richard Furch daran macht, die Figur zu sanieren registrierte sie mit echter Freude. Furch macht das ehrenamtlich und hatte im März kalkuliert, dass er einen ganzen Monat brauchen werde. Dass es bis Mitte August dauern werde war da noch nicht absehbar. Erst vor wenigen Wochen konnte die Figur wieder aufgestellt werden, hat einen völlig neuen Sockel bekommen, und Teile der Figur selbst mussten auch ersetzt werden. Der Bauhof holte zwischenzeitlich nach, was die Inninger sofort gemacht hatten: Ein betoniertes Fundament ist jetzt ein weiterer Schutz vor Feuchtigkeitsbefall.

Die Holzbildhauer waren teilweise aus dem Ausland angereist, um die Werke zu schaffen, wie etwa in Berglern, wo die „warnende Hand“ als Anspielung auf die drohende dritte Startbahn nichts an Aktualität verloren hat, aus dem ersten Holzbildhauersymposium stammt und sogar schon mal umziehen musste, weil sehr spät festgestellt wurde, dass sie in einem Rettungsweg steht.

Ironie bei der Sache: Die Flughafengesellschaft gehörte seinerzeit zu den Sponsoren. Bei Sanierungsvorhaben ist also die jeweilige Gemeinde unter Umständen auf örtliche Kräfte angewiesen. Richard Furch geht hier mit gutem Beispiel voran, denn er hat nicht einfach losgelegt, sondern vorher Kontakt mit der Künstlerin aufgenommen.

Furch ist auch aus anderen Gründen ein Beispiel: Er macht das ehrenamtlich für die Gemeinde, die außer Material und ein paar Bauhofstunden keinen Aufwand mit der Sanierung hat. Der Figur sieht man an, dass sie überarbeitet worden ist. Furch dazu: „Das darf und das soll man aber auch sehen.“ kw

Artikel vom 30.08.2021
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...