Ich wollt, ich hätt ein Huhn

Der Verein "Rettet das Huhn" sucht tierliebe Mitmenschen

Die freiwilligen Helfer von "Rettet das Huhn" übernehmen die Ausstallung. Danach werden die Hennen an ihre neuen Besitzer übergeben. Foto: Rettet das Huhn

Die freiwilligen Helfer von "Rettet das Huhn" übernehmen die Ausstallung. Danach werden die Hennen an ihre neuen Besitzer übergeben. Foto: Rettet das Huhn

Bayern/München · "Ich wollt, ich wär ein Huhn – Ich hätt nicht viel zu tun – Ich legte vormittags ein Ei – Und abends wär ich frei", sangen in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts die Comedian Harmonists, übrigens sehr erfolgreich.

Leider sieht die Wirklichkeit für viele Legehennen anders aus. Sowohl in Bodenhaltungs-, Freilandhaltungs- als auch in Biohaltungsbetrieben werden die Legehennen nach einer Legeperiode, sprich im Alter von rund 18 Monaten, ausgestallt und im Schlachthof zu einem Schlachtpreis von maximal wenigen Cent pro Huhn entsorgt.

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Der Grund dafür ist einfach: Die so genannte Legeleistung dieser Hühner sinkt, sie sind damit für die Viehhalter nicht mehr lukrativ. Hier sorgt der Verein "Rettet das Huhn", der 2007 gegründet wurde, dafür, dass zumindest ein Teil der aussortierten Hühner sein junges Leben nicht im Schlachthof beenden muss. Rund 95.000 Hennen aus Massentierhaltung konnten somit schon vermittelt werden.

Michaela Reithmair sorgt im Großraum München/Oberbayern dafür, dass die Hennen ein gutes Zuhause finden. "Ich hätte selber immer gerne Hühner gehabt, leider habe ich nur einen Balkon, und kann somit den Tieren keine artgerechte Haltung bieten", erklärt die Tierschützerin ihr Engagement für den Verein. Wer Hennen oder Hähne aufnehmen möchte, kann sich bei ihr bewerben. Allerdings gibt es einige Auflagen, die es zu erfüllen gibt, damit man Hühner aus der Ausstallung beherbergen darf. Vermittelt werden die Hennen gegen eine freiwillige Spende mit Schutzvertrag nur in kleinen Gruppen (mind. drei, max. 15 Tiere) an tierliebe Privatpersonen. "Hühner sind keine Einzelgänger, sie brauchen die Gruppe, um sich wohlzufühlen. Eine kleine Gruppe Hennen braucht nicht zwingend einen Hahn", so Reitmair. Je größer die Gruppe allerdings werde, um so wichtiger werde auch der Hahn in seiner "Leitungs- und Schutzfunktion".

Oftmals würden die Hühner bei guter Haltung auch sehr zutraulich und menschenbezogen. "Manche sind richtige Kuschelhühner, die es lieben, sich auf den Schoss zu setzen und sich das Gefieder streicheln zu lassen. Andere mögen es wiederum nicht, berührt zu werden, so wie das bei den Menschen eben auch ist", berichtet Michaela Reithmair.

Voraussetzung für den Erhalt von ausgestallten Hühnern ist ein raubtiersicherer, geschützter Stall (Schutz gegen Füchse, Mader und Katzen) und eine ausreichend große Freilauffläche von mindestens 10 Quadratmeter pro Huhn. Ebenfalls muss die Bereitschaft da sein, mit dem Huhn zum Tierarzt zu gehen, wenn es krank wird.

Selbstverständlich müssen sich die neuen Besitzer auch dazu verpflichten, die Hennen nicht zu schlachten. Die Eier, die die Hennen weiterhin legen, sollen und dürfen gern verwendet werden. "Viele berichten davon, wie beruhigend es ist, die Hühner beim Scharren, Picken und Inspizieren ihrer Umgebung zu beobachten", so die Hühner-Liebhaberin. Da irrten nämlich die Comedian Harmonists schon wieder, denn anders als in ihrem Lied besungen, sind Hühner nicht dumm, sondern im Gegenteil sehr intelligent. "Manche Besitzer haben ihren Hühnern sogar Tricks beigebracht. Hühner sind nämlich sehr interssiert und neugierig", weiß Michaela Reithmair weiter zu berichten.

Die Hennen haben nach ihrer Rettung in der Regel noch eine durchschnittliche Lebenserwartung von einem bis drei Jahren. "Dennoch ist jedes Jahr, jeder Monat und sogar jeder einzelne Tag, den so ein Huhn in Würde und Frieden verbringen durfte, an dem es Sonne, frische Luft, Erde, die Freundschaft mit anderen Hühnern und die Zuneigung eines Menschen erfahren durfte, es wert, sich dieser Tiere anzunehmen", lautet das Credo des Vereins, "Rettet das Huhn".

Menschen, die zwar gerne Hühner hätten oder retten wollen, aber nicht über den nötigen Platz verfügen, haben die Möglichkeit bei der Ausstallung ganz praktisch zu helfen, oder zu spenden. Manche der Hühner brauchen leider teure tierärztliche Betreuung, hier sind Spenden immer willkommen, so Michaela Reithmair. Die nächste Ausstallung findet nun am Samstag, 17. Juli, statt. Wer sich um Hühner bewerben möchte, muss Fotos des Stalls und der Freifläche, die den Hühnern zur Verfügung steht an den Verein mailen. Alle weiteren Kontaktdaten findet man unter www.rettet-das-huhn.de hw

Artikel vom 03.07.2021
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