Hilfsorganisation »terre de hommes« eröffnet Ausstellung im Gasteig

Kinder und Krieg

Stadträtin Christine Strobl, Filmregisseurin Christine Link, Michael Cordes, Leiter von »terre des hommes München« & Refugio-Breakdance-Gruppe bei der Eröffnung von »Kinder und Krieg« im Gasteig.

Stadträtin Christine Strobl, Filmregisseurin Christine Link, Michael Cordes, Leiter von »terre des hommes München« & Refugio-Breakdance-Gruppe bei der Eröffnung von »Kinder und Krieg« im Gasteig.

Ein etwa 5jähriges Kind steht vor einem Soldaten.

Mit einer Mischung aus Neugier und Angst betrachtet es dessen Maschinengewehr. Ein anderes Kind, ein dunkelgelockter, hilflos dreinblickender kleiner Junge, ist umzingelt von Erwachsenen, die mit dem Finger auf ihn zeigen und ihn offenbar beschimpfen oder maßregeln. Darüber steht zu lesen: »Sie haben mich für 37 Mark auf dem Markt verkauft. Ich war mit 11 Jahren der Älteste.«

Bilder und Worte, die berühren; peinlich berühren, wenn man bedenkt, dass die BRD der viertgrößte Waffenexporteur der Welt ist. Ganz bewusst hat die Hilfsorganisation »terre des hommes« in ihrer Ausstellung »Kinder und Krieg« auf umfangreiche Kommentare und Statis-tiken verzichtet.

Die Fotografien von Kindern in Kriegsgebieten, in Kambodscha, Kolumbien und Bolivien, sollen weitgehend für sich selbst sprechen. Einige Hintergrundinformationen sind jedoch auf einem Plakat zusammengefasst, das Schüler des Schwabinger Willy-Graf-Gymnasiums gestaltet haben. Hier werden schockierende Zahlen präsentiert: Über 300.000 Kinder unter 18 Jahren in rund 30 Ländern der Erde seien derzeit aktiv beteiligt an blutigen Konflikten.

»Kinder sind billige Soldaten«, erläuterte Regisseurin Caroline Link, bekannt durch Filme wie »Jenseits der Stille« oder »Nirgendwo in Afrika«, bei der Eröffnung der Ausstellung. »Kinder sind wendig und leicht manipulierbar und eignen sich daher besonders gut als Boten, Spione oder Minensucher.« Außerdem seien Waffen zunehmend leichter zu bedienen, erklärte Link - »kinderleicht« sozusagen.

Dass das Problem »Kinder und Krieg« auch die Stadt München unmittelbar betrifft, verdeutlichte Stadträtin Christine Strobl (SPD) in ihrer Eröffnungsansprache. Sie verwies auf die wachsende Gewaltbereitschaft unter Kindern und Jugendlichen sowie auf die städtischen Versuche zur Integration von Flüchtlingskindern. Als »Vorzeigeprojekt« erwähnte sie die »Refugio-Kunstwerkstatt«, die in den Flüchtlingsunterkünften künstlerische Kurse anbietet. Die Refugio-Breakdance-Gruppe stellte sich auch anschließend mit einer eindrucksvollen akrobatischen Darbietung vor.

Die Ausstellung wolle nicht nur aufrütteln, sondern auch Hoffnung machen, betonte Dr. Kerstin Elbing von »terre des hommes«. »Der Kreislauf der Gewalt kann durchbrochen werden«, erklärte sie. Wichtig sei dabei vor allem die politische Einflussnahme � nicht nur auf die kriegführenden Länder, sondern auch auf die westliche Welt, die durch Kredite und Waffenexporte indirekt die Kriege unterstütze. rme

Artikel vom 29.05.2002
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