Eine Pionierin der Lüfte

Lerchenau · Wilhelmine-Reichard-Straße erinnert an Ballonfahrerin

Die Wilhelmine-Reichard-Straße verläuft im Süden der Lerchenau, nördlich der Bahngleise. Wilhelmine Reichard war die erste Ballonfahrerin Deutschlands. Fotos: bs/gem

Die Wilhelmine-Reichard-Straße verläuft im Süden der Lerchenau, nördlich der Bahngleise. Wilhelmine Reichard war die erste Ballonfahrerin Deutschlands. Fotos: bs/gem

Lerchenau · Die Wilhelmine-Reichard-Straße in der südlichen Lerchenau erinnert an eine echte Pionierin: Die gebürtige Braunschweigerin Wilhelmine Reichard war die erste Ballonfahrerin Deutschlands. Ihre letzte Fahrt fand in München statt, zuvor hatte sie mehrere Abstürze überlebt.

Weitere Artikel zum Thema
München/Au · Ein Bayer in Japan
Artikel vom 03.12.2020: Hinter der Sieboldstraße in der Au verbirgt sich eine spannende Biographie

Ein Sportheld aus München
Artikel vom 27.04.2021: Thaddäus Robl holte auf dem Rennrad zahlreiche Titel

Geboren wurde Wilhelmine Schmidt am 2. April 1788 in Braunschweig als Tochter eines Mundschenks. 1806 heiratete sie den Physikprofessor Gottfried Reichard, mit dem sie acht Kinder bekommen sollte. Das Ehepaar teilte die Leidenschaft für die Luftschifffahrt. 1810 bauten sie zusammen einen Gasballon, mit dem sie in Berlin starteten. Im April 1811 unternahm Wilhelmine Reichard von Berlin aus ihre erste Alleinfahrt in einem Ballon. Sie erreichte eine Höhe von 16.000 Fuß (rund 5.000 Meter) und legte innerhalb von 1,5 Stunden eine Strecke von vier Meilen (etwa 33 Kilometer) zurück.

Letzte Fahrt auf dem Oktoberfest

Bis 1820 sollte Wilhelmine Reichard insgesamt 17 Ballonfahrten unternehmen, bei denen sie auch Wetterbeobachtungen und Temperaturmessungen durchführte. Dabei geschah das eine oder andere Unglück: Im September 1811 stürzte sie im sächsischen Saupsdorf aus dem zuvor durch ein Gewitter beschädigten Ballon, landete in einem Gebäusch und überlebte wie durch ein Wunder. Bei einer anderen Ballonfahrt stieg Reichard so hoch, dass sie wegen Sauerstoffmangels bewusstlos wurde. Der Ballon platzte, stürzte ab und blieb in einigen Bäumen hängen. Wieder überlebte die Pionierin wie durch ein Wunder, erst fünf Jahre später stieg sie erneut in die Lüfte auf. Ihre letzte Fahrt fand 1820 statt – zum Münchner Oktoberfest, das damals zum zehnten Mal veranstaltet wurde. Das mit dem Ballonfahren verdiente Geld investierte Wilhelmine Reichard in die Chemiefabrik ihres Mannes, die sie nach dessen Tod 1844 allein weiterführte. 1848 starb sie im sächsischen Döhlen an einem Schlaganfall.

bs

Artikel vom 20.05.2021
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...