Häufiger leere Regale - auch im Tafelladen Vaterstetten

Vaterstetten · Tafeln benötigen Hilfe

Die Tafeln in Deutschland sehen sich mit fortschreitender Corona-Pandemie mit immer mehr Klienten konfrontiert. Auch im Landkreis Ebersberg werden die Lebensmittelspenden nun knapp.  Foto: Thomas Lohnes | Getty Images

Die Tafeln in Deutschland sehen sich mit fortschreitender Corona-Pandemie mit immer mehr Klienten konfrontiert. Auch im Landkreis Ebersberg werden die Lebensmittelspenden nun knapp. Foto: Thomas Lohnes | Getty Images

Vaterstetten · Nach der Tafel in Ebersberg (Der Kurier Ebersberg berichtete) schlägt jetzt auch die Tafel Vaterstetten Alarm. Grund sind die sich rasant leerenden Regale im Tafelladen. Eine traurige Entwicklung die mit anhaltender Corona-Pandemie schon länger zu beobachten ist.

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„Wir bitten daher herzlich um Lebensmittelspenden für unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger, die sich derzeit in einer prekären finanziellen Situation befinden“, sagt Julia Haigis, bei der lokalen Nachbarschaftshilfe verantwortlich für Tafel Vaterstetten. „Bis auf einige Pakete Nudeln und Kekse sind die Vorräte tatsächlich aufgebraucht. Es fehlt an haltbaren Lebensmitteln jeder Art wie Konserven, Reis, Mehl, Marmeladen, Müsli oder Nudelsoßen, die wir vor der Pandemie dankenswerterweise in größeren Mengen aus Sammelaktionen in Schulen, Kindergärten oder Kirchengemeinden erhalten hatten. Diese Spenden fehlen uns jetzt.“

Wer spenden will, kann sich mit der Nachbarschaftshilfe in Verbindung setzen. Das geht telefonsich unter 08106-3684-73 oder per E-Mail an tafel@deine- nachbarschaftshilfe.de. Auf der Homepage der Nachbarschaftshilfe unter www.deine-nachbarschaftshilfe.de/dienste/tafel/ ist zudem eine "Tafel-Wunschliste" einsehbar, die stetig aktualisiert wird. Hier findet man derzeit besonders benötigte Artikel. Neben Lebensmitteln zählen derzeit auch Drogerieartikel wie Zahnbürsten, Zahnpasten oder etwa Dusch- und Badeartikel dazu.

Bei Tafel Vaterstetten sind aktuell 85 gültige Tafelausweise ausgestellt. Dahinter stehen 116 Erwachsene und 69 Kinder und Jugendliche, die sich jede Woche im Tafelladen an der Möschenfelder Straße in Vaterstetten versorgen. "Erfahrungsgemäß werden die Zahlen im Jahresverlauf steigen", heißt es von der Tafel Vaterstetten. Denn nach einer aktuellen Mitteilung von Tafel Deutschland machen sich die Folgen der Corona-Pandemie zunehmend bei den Tafeln vor Ort bemerkbar. Vielerorts nimmt die Zahl der Tafel-Kundschaft um bis zu 20 Prozent zu. Betroffen sind vor allem Menschen im ALG-II-Bezug sowie in Kurzarbeit. Sorgen bereitet der Hilfsorganisation andererseits, dass bei jeder fünften Tafel insbesondere ältere Kunden fernbleiben und mit den Angeboten der Tafeln derzeit nicht erreicht werden.

Fast vierzig Prozent der bundesweit über 950 Tafeln verzeichnen laut Mitteilung im Vergleich zum September 2020 mehr Kundschaft. Bei weiteren vierzig Prozent der Tafeln ist die Anzahl der Gäste zwar gleichgeblieben, ihre Zusammensetzung hat sich jedoch verändert. So ist die Steigerung besonders deutlich bei Menschen, die Kurzarbeit oder ALG II beziehen. Sie sind nochmals um 35 bzw. 33 Prozent gestiegen. Auch der Anteil der Rentner ist mit 29 Prozent erheblich angestiegen. Merklich gesunken (23 Prozent) ist einer allgemeinen Entwicklung folgend die Zahl der Menschen, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen. Pandemiebedingt bleiben darüber hinaus weitere langjährige Kunden fern und können nicht unterstützt werden. Während der Corona-Pandemie zählen außerdem auch Menschen in Ausbildung und Studium zu den Tafel-Nutzern.

„Wir sehen bei den Tafeln immer mehr Menschen, die durch die Pandemie in eine existenzielle Notlage geraten sind. Die Situation der Menschen hat sich seit dem Herbst weiter zugespitzt. Ersparnisse sind aufgebraucht, ganze Branchen liegen lahm, nicht alle Betroffenen können die Soforthilfen des Staates beantragen– oder das Geld kommt viel zu spät“, sagt Jochen Brühl, Vorsitzender der Tafel Deutschland, in der Mitteilung.

Auch die Tafeln stehen durch die Pandemie vor besonderen Herausforderungen. Mehr als die Hälfte aller Tafeln hat mit aufwendigerer Arbeit, einen Rückgang an Helfern und gestiegenen Ausgaben zum Beispiel für Schutzausrüstungen oder Lebensmittellieferungen zu den Kunden zu kämpfen.

Die aktuellen Zahlen zur Kunden-Entwicklung gehen zurück auf eine interne Befragung der Tafeln im Frühjahr 2021. Zuletzt hatte Tafel Deutschland im September 2020 die Kunden-Zahlen erhoben. Damals hatten sich Zu- und Abnahme der Tafel-Nutzer insgesamt noch ausgeglichen, allerdings kamen bereits etwas mehr Menschen, die Kurzarbeit oder ALGII beziehen. Dieser Trend habe sich nun fortgesetzt und verdeutlicht.

Artikel vom 20.05.2021
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