Berufspendler in der Pandemie

Erding · 38.600 Landkreisler fahren weiterhin täglich zur Arbeit

Auch in Zeiten von Lockdown und Homeoffice bleibt die Zahl derer, die zur Arbeit weite Strecken zurücklegen, auf hohem Level. Foto: IG Bauen-Agrar-Umwelt

Auch in Zeiten von Lockdown und Homeoffice bleibt die Zahl derer, die zur Arbeit weite Strecken zurücklegen, auf hohem Level. Foto: IG Bauen-Agrar-Umwelt

Erding · Wenn Lebenszeit im Stau verloren geht: Wie die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) unlängst aufmerksam machte, bleibt die Zahl der Pendler im Kreis Erding auch in Zeiten von Lockdown und Homeoffice auf hohem Level. 2020 verließen rund 38.600 Menschen auf dem Weg zur Arbeit die Kreisgrenzen.

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Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Demnach stieg die Zahl der sogenannten Auspendler im Kreis Erding um 1,5 Prozent im Vergleich zu 2019. Hauptursachen für die anhaltend großen Pendelströme seien nach Einschätzung der IG BAU Oberbayern der teure Wohnraum besonders in München. „Nach jahrelangen Mietsteigerungen können sich viele Beschäftigte das Leben am Arbeitsort nicht leisten. Ihnen bleibt alternativ oft nur stundenlange Fahrerei“, so Bezirksvorsitzender Michael Müller. In der Baubranche seien weite Anfahrtswege besonders verbreitet. Es dürfe aber nicht sein, dass Bauarbeiter, die in den Ballungsräumen Wohnungen bauten, sich diese selbst nicht mehr leisten könnten.

Die IG BAU fordert deshalb mehr Anstrengungen bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraums. „Deutlich mehr Wohnungen, die sich in den Städten auch Gering- und Normalverdiener leisten können, sind ein entscheidender Beitrag, um die Pendler-Zahlen zu verringern“, sagt Müller. Dafür müsse die Politik klare Vorgaben machen, etwa indem kommunale Grundstücke nicht an den Meistbietenden verkauft würden, sondern an Bauherren, die sich zu bezahlbaren Mieten verpflichteten.

Beim sozialen Wohnungsbau müssten die staatlichen Fördermittel massiv aufgestockt werden, und Sozialwohnungen dauerhaft preisgebunden bleiben. Dass Menschen in der Nähe ihres Arbeitsplatzes wohnen können, sei nicht nur eine soziale, sondern auch eine ökologische Frage: „Weniger Pendelei bedeutet für die Betroffenen mehr Zeit für Familie, Freunde und Hobbys. Auch ein erheblicher Teil der CO2-Emissionen im Verkehrssektor kann eingespart werden“, so Müller weiter.

Nach Angaben der Arbeitsagentur verließen 2020 bundesweit vier von zehn sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf dem Weg zur Arbeit die Grenzen ihrer Stadt oder ihres Landkreises. Damit erreichte die Zahl der Fern-Pendler trotz Pandemie einen Höchststand von 13 Millionen.

Artikel vom 07.04.2021
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