Kiesige Angelegenheit

Was wird aus den vielen Kiesgruben im Landkreis?

Der Kronthaler Weiher wäre ohne Kiesabbau nicht entstanden. Er ist das zentrale Naherholungsgebiet der Großen Kreisstadt Erding. Foto: kw

Der Kronthaler Weiher wäre ohne Kiesabbau nicht entstanden. Er ist das zentrale Naherholungsgebiet der Großen Kreisstadt Erding. Foto: kw

Landkreis-Erding · Im Landkreis Erding wird an vielen Stellen in erheblichem Maß Kies abgebaut. Das verändert die Landschaft nachhaltig. Die riesigen Gruben hinterlassen auf der einen Seite weiträumige Mondlandschaften und werden darum von vielen als ein Störfaktor wahrgenommen und als eine Zerstörung des Landschaftsbildes.

Augenfällig ist das unter anderem im Bereich des Erdinger Stadtteils Langengeisling. Hier sind gleich mehrere Gruben verschiedener Unternehmen offen.

Gewaltige Maschinen dienen dem Abbau des Rohstoffes, ohne den praktisch nirgendwo gebaut werden kann. Die andere Seite der Medaille ist keine fünf Kilometer weiter ebenfalls auf dem Gebiet der Stadt Erding zu sehen: Der Kronthaler Weiher entstand durch Kiesabbau und ist das zentrale Naherholungsgebiet der Großen Kreisstadt Erding. Hier entstand im Laufe der Jahre auch die dafür notwendige Infrastruktur von der Rettungsstation über Minigolf, Spielplätze, Toiletten, Gastronomie, bis hin zu Parkplätzen, die allerdings auch schon wieder wegen ihrer manchmal zu geringen Anzahl zu einem handfesten Problem werden. Gerade in der aktuellen Krise, wo die Menschen nicht verreisen können, ist das ein Thema. Auch der Kronthaler Weiher kann seine Herkunft optisch nicht verbergen: Die Maschinen zur Kiesgewinnung bleiben im Blickfeld. Damit macht der Kronthaler Weiher keine Ausnahme. 20 Kilometer weiter im Nachbarkreis Freising sieht es ganz genauso aus. Aus Kiesgruben werden die beliebten Baggerseen.

Es geht aber auch noch ganz anders: In Sichtweite der Kiesgruben bei Langengeisling liegt der Ortsteil Zustorf der Gemeinde Langenpreising. Dort ist in früheren Jahren ebenfalls in vergleichsweise kleinem Stil Kies abgebaut worden, teilweise geschieht das auch heute noch. Was hier passiert ist unterscheidet sich drastisch von dem quirligen Erholungsgebiet der Großen Kreisstadt: Hier ist das entstanden, was Naturschützer Sekundärbiotope nennen.

Die alten Kiesgruben sind einfach sich selbst überlassen worden. Die Natur holt sich diese nach und nach wieder zurück. Es entstehen enorm artenreiche Strukturen, denn die Kiesböden sind von Natur aus nährstoffarm. Das gibt Pflanzenarten, die auf diesen Böden zurechtkommen eine reelle Chance, weil andere, die fettere Böden benötigen, diese nicht verdrängen können.

Die Gruben, die sich mit Wasser füllen, erweisen sich als Paradiese für Amphibien aller Art, aber dann natürlich auch solche Tiere, die in der Nahrungskette weiter hinten kommen: Die Ringelnatter stellt hier den Fröschen nach. Forstwirtschaftlich sind diese Flächen von untergeordneter Bedeutung, wenn überhaupt. Hochwild wie etwa Rehe finden hier einen großartigen sogenannten Tageseinstand. Kombiniert mit dem Fall von Zustorf nahe gelegenen saftigen Wiesen findet das Wild hier geradezu ideale Lebensbedingungen. Hier hat der Kiesabbau bei allem, was er zunächst an Wunden in die Landschaft reißt, zu einer echten Bereicherung der Natur beigetragen. kw

Artikel vom 26.02.2021
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