Zum Anzinger Adelssitz

Landkreis-Ebersberg · Winterlicher Wandertipp von Jochen Huebner

Jochen Hoepner beschreibt uns in dieser Ausgabe eine 9,2 Kilometer lange Winterwanderung durch den nördlichen Ebersberger Forst.  Foto: Jochen Hoepner

Jochen Hoepner beschreibt uns in dieser Ausgabe eine 9,2 Kilometer lange Winterwanderung durch den nördlichen Ebersberger Forst. Foto: Jochen Hoepner

Landkreis-Ebersberg · Seit 2016 veröffnetlicht der begeisterte Wanderer und Naturfreund Jochen Hoepner aus Baldham seine Tourenbücher. Nicht in den Alpen oder im Oberland - sondern direkt vor der Haustüre im Landkreis Ebersberg. Für seine Rad- und Wanderbücher hat er zu Fuß etwa 850 Kilometer zu Fuß und 10 000 Kilometer auf dem Radl kreuzzurückgelegt.

Auf in die bayerischen Alpen
Wanderungen in den Münchner Hausbergen
Mit Touren-Tipps von Münchner Wochenanzeiger-Redakteur Stefan Dohl

In dieser Ausgabe des Kurier Ebersberg verrät der gebürtige Kieler eine seiner schönsten Winterwanderungen durch den Ebersberger Forst.

Startpunkt unserer Wanderung ist Anzing. Eine gute Parkmöglichkeit bietet sich in der Schulstraße oder gegenüber dem Kirchenwirt in der Högerstraße an. Der Straßenname lehnt sich an das alte Adelsgeschlecht „Höger von Anzing“ an.

Die Familie hatte von 1633 bis 1783 in Anzing ihren Sitz, zu dem neben dem Schloss die Höger-Kapelle und ein Schlößl am Kaisersberg gehörten. Das im Südwesten gelegene Anwesen wurde Anfang 1980 aus ganz anderen Gründen bekannt. Hier wurde die später in der ARD ausgestrahlte Serie „Der Millionenbauer“ mit Walther Sedlmayr, Veronika Fitz und Elmar Wepper gedreht. Nach wenigen Metern auf der Högerstraße in südlicher Richtung biegen wir gleich an der 1. Straße nach links in östlicher Richtung auf die Hirnerstraße, der wir bis zur Hauptstraße folgen.

An der Hauptstraße wandern wir nur wenige Meter nach links und gleich wieder, allerdings dann auf einem breiten Feldweg, nach rechts in südöstlicher Richtung durch Oberasbach hindurch. Dort halten wir uns an der Gabelung auf dem Feldweg nach links, der uns an den Rand des Ebersberger Forstes führt. Wir steigen die Treppe rauf und runter und gelangen geradeaus auf einem schmalen Waldweg durch eine Fichtenwaldzone auf den Forstweg „Oberasbach geräumt“. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde der Ebersberger Forst schachbrettartig in ca. 450 mal 450m große Quadrate, sogenannte "Geräumte", eingeteilt. Das dadurch entstandene Wegegitternetz wurde mit Namen versehen, die sich in den meisten Fällen an nahegelegene Ortschaften anlehnen. Auch Begriffe aus dem Wild- und Jagdbetrieb wurden dafür verwendet.

Wir wandern nach rechts in südlicher Richtung und treffen nach dem zweiten Gitter in der Nähe von einem Parkplatz auf eine große Kreuzung. Nur wenige Meter davon entfernt finden wir den Nonnenstein, eine mannshohe Sandsteinsäule, mit der Aufschrift: "1890-1910 wieder aufgeforstet durch Forstmeister...". Sie erinnert an die verheerende Nonnenkatastrophe, bei der zwischen 1889 und 1892 rund 2/3 des vorhandenen Baumbestandes im Ebersberger Forst durch Raupenfraß vernichtet wurden. Beginn der Abkürzung: Sie reduziert die Gesamtlänge auf 5,6 km und führt bereits nach 500 m auf den Parkplatz am Ende des Forstes. Ende der Abkürzung. Achtung: Wir nehmen den Weg an der Kreuzung nach links in nordöstlicher Richtung auf „Anger Geräumt“ und nicht die etwas weiter schräg verlaufende breite Forststraße nach St. Hubertus. Zwei Gitter weiter biegt der Waldweg nach rechts ab. Wir überqueren die Forststraße nach St. Hubertus und erreichen in südlicher Richtung die Anzinger Sauschütt.

Das ehemalige Forsthaus mit einer Waldgaststätte wurde 1979 abgebrochen. Die Sauschütten im Forst waren Futterstellen für Schwarzwild. Der Weg nach links verläuft in Richtung „Forsthaus Hubertus“. Wir aber halten uns auf dem schmalen Waldpfad nach rechts Richtung „Obelfing/Anzing“. Nur wenige Meter weiter wenden wir im ehemaligen Wirtsgarten der Sauschütt neben einer Holzbank einen Gedenkstein: "AM 8. MAI 1945 GEPFLANZT VON LUDWIG NEISSENDORFER – HAUPTFORSTWART UND GASTWIRT IN DER ANZINGER SAUSCHÜTT DAHIER." Gepflanzt wurde eine Blutbuche als Friedensbuche verbunden mit der Hoffnung auf bessere Zeiten. Direkt daneben bietet die „Kapelle zu unserer lieben Frau im Wald“ die Möglichkeit, eine kleine Besinnungspause einzulegen und den Meisen bei ihrer Nahrungssuche zuzuschauen.

Ein schmaler Pfad schlängelt sich in nordwestlicher Richtung malerisch durch eine abwechslungsreiche Waldlandschaft, überquert „Unterasbach- und Oberasbach Geräumt“ und trifft bei „Berger Geräumt“ rechter Hand auf einen großen Waldparkplatz. Ende der Abkürzung. Wir verlassen den Forst nach links in nordwestlicher Richtung. Auf der rechten Seite der Parkstraße liegt das „Tennisparadies Sepp Maier“. Nur wenige Meter weiter treffen wir auf der linken Seite auf den Anzinger Böglhof. 1989 hatte Conny Hoffmann hier den „Weinbeisser“ eröffnet. In der gemütlichen Weinstube wurden nicht nur Brotzeitteller und Südtiroler Rotwein serviert. Kabarettisten und Musiker präsentierten sich auf kleinster Bühne zwischen Ofen und Tischen. Es gelang Hoffmann, viele berühmte Namen in den Weinbeisser zu locken. Stets auf Augenhöhe und Tuchfühlung mit dem Publikum schafften die Künstler eine besondere Atmosphäre für die treuen Stammgäste. Das gehört jetzt leider der Vergangenheit an.

Unsere Wanderung führt nur wenige Meter weiter bis zur großen Kreuzung in Obelfing. Dort gehen wir auf der Parkstraße bis zur Hauptstraße. Wir wandern nach rechts auf der Högerstraße bis zur großen Kreuzung, an der wir uns weiter orientieren. Auf der linken Seite wird unsere Aufmerksamkeit auf die nach den Eheleuten Anton Benno und Maria Katharina benannte Höger Kapelle gelenkt, der bauliche Rest einer nicht mehr vorhandenen Schlossanlage. Die im Innern der 1692 erbauten „Schlosskapelle zum Heiligsten Kreuz“ vorhandenen Fresken warnen „vor den Lastern der Welt, denen der Christ entfliehen soll“. Bereits nach wenigen Metern erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt.

Im Anschluss daran lohnt ein kleiner Blick in die gegenüber liegende Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Mariä Geburt. Die heutige Kirche wurde in den Jahren 1677-1681 erbaut. Die Anzinger Postwirtin Eva Heigl stiftete 1849 das Altargemälde und den Gott Vater im Auszug. Die Kirche ist mit ihrem charakteristischen Zwiebelturm ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Gemeinde Anzing.

Mitmachen und Gewinnen
Wir verlosen 3 Bücher von Jochen Hoepners Wanderführer.

Teilnehmen beim Wochenanzeiger-Gewinnspiel ist bis Montag, 8. Februar möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Bücher "Die schönsten Rad- und Wandertouren" und "Wandern durch die Jahreszeiten" sind über alle lokalen Buchhändler im Landkreis Ebersberg für jeweils 15 Euro erhältlich oder über lktourebe@t-online.de

Artikel vom 16.01.2021
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