Münchner Löwen behaupten sich im Stadtduell

FC Bayern verliert »wichtigstes Spiel des Jahres«

Behandlungsbedürftig: Marco Hiller. Foto: Manfred Forster

Behandlungsbedürftig: Marco Hiller. Foto: Manfred Forster

München/Giesing · Mit einem 2:0-Auswärtssieg bei der Reserve des FC Bayern festigt der TSV 1860 München im ersten Spiel des neuen Jahres seine Position im Spitzenfeld der Dritten Liga. Überschattet wurde die Partie nach einer knappen halben Stunde von einer Roten Karte für Bayerns Stürmer Joshua Zirkzee nach einem folgenschweren Tritt gegen Löwen-Schlussmann Marco Hiller.

Im Vorfeld überraschten die Gastgeber mit ihrer Einschätzung des bevorstehenden sportlichen Vergleichs. So ließ der 30-jährige Maximilian Welzmüller über die klubeigene Website verbreiten: »Das ist das wichtigste Spiel des Jahres, für die Fans und den Verein.« Auch Trainer Holger Seitz stieß ins gleiche Horn: »Wir werden alles reinwerfen«, und durfte dabei auf namhafte Unterstützung aus dem Starensemble der ersten Mannschaft zählen.

Die Champions League-erfahrenen Zirkzee und Chris Richards standen ebenso in der Startelf der sich verklärend »Amateure« nennenden Bayern-Reserve wie Fiete Arp und der hoch gehandelte Portugiese Tiago Dantas. Allein der geschätzte Marktwert des Niederländers Zirkzee liegt bei neun Millionen Euro und damit annähernd doppelt so hoch wie der des gesamten Kaders des TSV 1860 München.

In bislang vier Drittliga-Begegnungen mit der Bayern-Reserve war den Löwen noch kein Sieg gelungen. Im fünften Anlauf sollte es klappen. Nach einem munteren Beginn und den besseren Torgelegenheiten auf Seiten der Gäste durch Sascha Mölders, Erik Tallig und Fabian Greilinger sorgte ein unabsichtliches aber hartes Foul für Aufregung. Zirkzee war beim Versuch, sich im Strafraum der Gäste durchzusetzen, mit gestrecktem Bein voraus in den am Boden liegenden Torhüter Marco Hiller gerauscht.

Während der darauf folgenden fünfminütigen Unterbrechung versorgten medizinische Betreuer eine stark blutende Risswunde in Hillers Gesicht. Schiedsrichter Martin Petersen bedachte die gefährliche Aktion des Stürmers, der sich noch auf dem Feld bei seinem Kontrahenten entschuldigte, mit der Roten Karte (28. Min.). »Dadurch hat das Spiel eine bestimmte Richtung genommen. Mit einem Mann weniger im Derby zu agieren, macht die Aufgabe natürlich komplizierter«, erklärte Trainer Seitz in der Pressekonferenz nach dem Schlusspfiff.

Hiller biss auf die Zähne und blieb auf dem Feld. Mit einem Pass in die Tiefe schickte Richard Neudecker kurz drauf den flinken Greilinger auf die Reise, seine Hereingabe traf Mölders frei stehend nicht richtig – der Ball landete in der linken Seite des Strafraums bei Phillipp Steinhart, dessen strammen Schuss Bayerns Verteidiger Jamie Lawrence für seinen geschlagenen Torhüter auf der Linie klärte (32. Min.).

Zur verdienten Führung der Gäste trugen kurz vor der Pause schließlich die Bayern selbst bei. Dem 30-jährigen Routinier Timo Kern, der im Sommer 2019 vom Ligakonkurrenten Waldhof Mannheim an die Isar gekommen war und seither im zentralen Mittelfeld die Fäden zieht, unterlief ein unglückliches Eigentor. Beim Versuch eine scharf und mit viel Effet getretene Freistoßflanke von Richard Neudecker vor dem heraneilenden Möders zu klären, verlängerte der mit sieben Treffern führende Torschütze der Bayern den Ball unerreichbar für seinen Schlussmann Ron-Thorben Hoffmann zum 0:1 ins eigene Netz (44. Min.).

Nach dem Seitenwechsel standen die Gastgeber zunächst tief in der eigenen Hälfte und ließen den TSV 1860 München kommen, bei dem nun Dennis Dressel für Greilinger spielte. Eine starke Kombination über Tallik und Winterneuzugang Merveille Biankadi brachte Marius Willsch im Strafraum in Schussposition, doch Bayerns Schlussmann Hoffmann klärte mit einem Fußreflex (49. Min.). Die beste Gelegenheit den Vorsprung auszubauen, verpasste Mölders nach einem Konterangriff. Willsch hatte den Ball erobert und auf den Mittelstürmer durchgesteckt, dessen Schuss im Strafraum vom aufmerksamen Lawrence in höchster Not zur Ecke abgewehrt wurde (61. Min.).

Rund 20 Minuten vor Schluss lösten die Gastgeber ihren dichten Defensivverbund. Mit einem Doppelwechsel, es kamen Jungstar Leon Dajaku, den der Klub im Sommer 2019 für einen Millionenbetrag vom VfB Stuttgart losgeeist hatte, und A-Junioren-Spieler Christopher Scott, versuchte Seitz noch einmal Impulse zu setzen. Vorwiegend aus Freistößen und Eckbällen resultierten noch einige Gelegenheiten zum Ausgleich, die aber wirkungslos verpufften. Den Schlusspunkt setzten stattdessen in der zweiten Minute der Nachspielzeit die Löwen. Quirin Moll fing einen Ball im Spielaufbau der Bayern ab und legte ihn für Biankadi in die Gasse, der im Laufduell seinen Gegenspieler Josip Stanisic abschüttelte und zum 2:0-Endstand traf (90. Min.).

Zu seinem Profidebüt beim TSV 1860 München kam in den letzten Minuten des Spiels das 17-jährige Talent Maxim Gresler. Er durfte für den Torschützen Biankadi auf den Rasen. Ihr nächstes Punktspiel bestreiten die Münchner Löwen am Montagabend, den 18. Januar. Um 19 Uhr ist dann der Aufstiegsfavorit FC Ingolstadt 04 zu Gast im Grünwalder Stadion.

(as)

Artikel vom 10.01.2021
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