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Münchner verlieren Investor Hasan Kivran
Ungewisse Zukunft bei Türkgücü
Finanzsorgen: Türkgücü München. Foto: Anne Wild
München-Perlach-Neuperlach-Giesing · Die sportliche Erfolgsgeschichte von Türkgücü München könnte in dieser Saison ein jähes Ende finden. Nach Medienberichten, die der Klub mittlerweile bestätigt hat, zieht sich Vereinspräsident und Investor Hasan Kivran mit sofortiger Wirkung zurück. Das Geschehen bei Türkgücü erinnert an die Ereignisse beim Ligakonkurrenten KFC Uerdingen 05, der ebenfalls den Abschied seines potenten Geldgebers und Präsidenten, Mikhail Ponomarev, verkraften muss. Kivran hinterlässt bei den Münchnern eine erhebliche finanzielle Lücke, die Türkgücü kurzfristig zu schließen gezwungen ist.
Der türkischstämmige Unternehmer hält 89 Prozent der Anteile an der Türkgücü Fußball GmbH. Weitere zehn Prozent sollen seinem früheren Geschäftspartner Naveen Kohli gehören. Mit ihrem Geld finanzierte der Klub den sportlichen Durchmarsch von der sechstklassigen Landesliga – damals noch als SV Türkgücü-Ataspor – bis in den Profifußball. Immer wieder ließ die Türkgücü Fußball GmbH mit spektakulären Personalverpflichtungen aufhorchen. Aber auch zahlreiche juristische Auseinandersetzungen mit ehemaligen Angestellten, zuletzt sogar mit dem Bayerischen Fußball-Verband (BFV), brachten den Verein häufig in die Schlagzeilen.
Nach unbestätigten Informationen des Kicker-Sportmagazins soll Türkgücü München in der vergangenen Saison der Regionalliga Bayern einen Verlust von 1,9 Millionen Euro eingefahren haben. Für die laufende Spielzeit kalkuliert der Klub für die erste Saisonhälfte angeblich mit einem Minus von rund zwei Millionen Euro – bis zum Saisonende sollen weitere 2,1 Millionen Euro hinzukommen. Stattliche Summen, die dem 24-jährigen Geschäftsführer der Türkgücü Fußball GmbH, Maximilian Kothny, Kopfzerbrechen bereiten. Der weit über dreißig Akteure fassende Profikader des Klubs muss während der Wintertransferperiode stark verkleinert werden. Auch betriebsbedingte Kündigungen sollen im Raum stehen.
Nach dem Erreichen der Dritten Bundesliga gab der ambitionierte Aufsteiger einen erneuten Aufstieg als erklärtes Ziel an. Doch aktuell sieht sich Türkgücü München einer höchst ungewissen Zukunft gegenüber. Kivrans Anteile stünden zum Verkauf, heißt es. Kothny verhandele mit möglichen Interessenten. In einem persönlichen Facebook-Beitrag meldete sich BFV-Präsident Rainer Koch zum unerwarteten Aus des Kapitalgebers zu Wort. Die Ereignisse würden einmal mehr zeigen, »was passiert, wenn sich Fußballvereine einzelnen, vorrangig Kapitalinteressen verfolgenden, Investoren ausliefern.« Sein Appell: »Fußballvereine dürfen nicht zum Spielzeug von Investoren werden.« Auch der KFC Uerdingen 05 sei ein lebendes Beispiel für diese These. Koch fordert: »Die 50+1-Regel darf nicht eingeschränkt, sondern sie muss gestärkt werden.«
(as)
Artikel vom 05.01.2021Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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