Die zweite Familie

Seit zwei Jahren nimmt Andrea Poitner am Schleißheimer Tagesmütter-Projekt teil. Bei schönem Wetter spielt sie mit ihren Schützlingen Anita (5), Helene (1) und Nina (3, v. li.) am liebsten im Garten. Foto: cr

Oberschleißheim · Kinder und Karriere – in Oberschleißheim lässt sich beides vereinbaren.

Möglich macht es der Verein »Nachbarschaftshilfe« mit seinem Tagesmütter-Projekt.

Vor zwei Jahren hat der Verein das Projekt ins Leben gerufen und »in diesem Jahr wollen wir richtig durchstarten«, erzählt Monika Scholz. Die Sonderpädagogin betreut das Herzstück des Projekts. Sie ist für die Vermittlung und die Auswahl von Tagesmüttern zuständig.

Wer sein Kind zur Betreuung in familiären Verhältnissen geben möchte, kann sich bei der Nachbarschaftshilfe melden. Scholz ist auch Ansprechpartnerin für Frauen, die gerne Tagesmutter werden möchten. »Zur Tagesmutter muss man geeignet sein«, erläutert Scholz.

Es gibt ein Vorgespräch, vorab einen Hausbesuch und in regelmäßigen Abständen wird überprüft, ob die Familien als Partner zurechtkommen. Zurzeit betreuen fünf Tagesmütter sechs Kinder im Alter von eins bis drei Jahre. Allerdings erwartet Scholz demnächst auch Interesse bei Familien mit Nachwuchs im Kindergartenalter. Das glaubt Wilfried Hänfler vom Hauptamt der Gemeinde allerdings nicht.

»Jedes Kind ab drei Jahre in Oberschleißheim bekommt einen Kindergartenplatz«, betont er. In vier Kindergärten stehen insgesamt 325 Plätze zur Verfügung. Zwar bestätigen alle vier Leiterinnen, dass einige Anwärter auf die Warteliste gesetzt wurden, sie rechnen jedoch noch mit frei werdenden Plätzen.

»Freie Plätze« gibt es bei den Tagesmüttern auch noch. Vier Mütter stehen momentan in der Kartei und warten auf Vermittlung. Monika Scholz stellt den Kontakt zwischen »Sucher« und »Anbieter« her und übernimmt alle bürokratischen Formalitäten. »Bei Problemen sind dann ausschließlich wir Ansprechpartner«, erklärt sie.

Ist die Vermittlung erfolgreich, betreuen die Tagesmütter ihre kleinen Schützlinge bis zu 40 Stunden pro Woche. Die Kinder nehmen so am ganz normalen Familienleben teil. Eine »Schule« für Tagesmütter gibt es nicht. »Die Tagesmütter haben zwar keine pädagogische Ausbildung, nehmen jedoch an Fortbildungen teil«, so Scholz zur Qualifizierung der Tagesmütter.

Die kann Tagesmutter Sandra vorweisen. Als Mutter zweier Töchter betreut sie zweimal pro Woche den kleinen Paul. »Er kommt gerne hierher«, betont sie und der Zweijährige schaut Sandra, wie er sie nennt, bestätigend mit schüchternen Augen an. »Paul verbringt seine Zeit hier, als gehörte er zur Familie«, erzählt die Tagesmutter. Am liebsten spielt der fröhliche Blondschopf zusammen mit Annalena und Annika im Garten.

Wer sich für das Tagesmütter-Projekt interessiert, kann sich freitags zwischen 9 und 11.30 Uhr bei Monika Scholz unter Telefon 31567661 informieren. cr

Artikel vom 15.05.2002
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