Pastoralreferent Skrabal, Fahrenzhausen-Haimhausen, über Weihnachten

Ein Fest für die Sinne

Bernhard Skrabal, Pastoralreferent im Pfarrverband Fahrenzhausen-Haimhausen, übers Mutmachen, das Weihnachtsfest zu retten und gelingen zu lassen. Foto: Privat

Bernhard Skrabal, Pastoralreferent im Pfarrverband Fahrenzhausen-Haimhausen, übers Mutmachen, das Weihnachtsfest zu retten und gelingen zu lassen. Foto: Privat

Fahrenzhausen/Haimhausen · Düfte, die es nur in der Advents- und Weihnachtszeit gibt. Lieder und Musik, auf die sich schon viele das ganze Jahr über freuen. Vielfältiges gibt es zu sehen in den Geschäften, auf den Straßen und Plätzen, aber auch zu Hause werden die Räume adventlich und weihnachtlich gestaltet. Kälte und wohlige Wärme wechseln sich ab.

Ein Gesamtkunstwerk, diese „dunkle“ Jahreszeit, das für viele immer "perfekter" sein muss. Normalsein geht fast nicht mehr, sich beschränken auch nicht. Das Weihnachten 2020 macht dies auf einmal möglich, wenn auch unfreiwillig.

Corona (COVID-19) in München und den Landkreise
Hier finden Sie aktuelle Regelungen, Infos zu Test- und Impf-Zentren, Bürgerhilfe, Einkaufsnotdienste u.v.m.

Unsere Planungen und Vorstellungen werden durchkreuzt: keine Advents- und Weihnachtsmärkte in der gewohnten Form, Zusammenkommen und Zusammensein nur noch ganz eingeschränkt, weniger oder keine Geschenke, weil die Arbeit weggebrochen oder die Perspektiven für das nächste Jahr schlecht sind, Statistiker werden ein Ansteigen der häuslichen Gewalt aus unterschiedlichen Anlässen und Gründen im neuen Jahr vermelden, Gottesdienste können nur mit Beschränkungen gefeiert werden oder müssen ganz ausfallen.

Leere. Trauer. Depression. Hilflosigkeit machen sich breit. Wut, die kein rechtes Gegenüber hat und die andere dann aushalten müssen.
Vielfältig wird versucht zu handeln, Hilfe und Zuversicht zu geben, Mut zu machen, das Weihnachtsfest zu retten und gelingen zu lassen.

Ich glaube, da hat uns die alte und altbekannte Weihnachtserzählung wieder neu etwas zu sagen. Sie passt besonders, aber auch anders in die heutige Situation der Welt und unseres Lebens, denn sie ist mehr als eine idyllische Geschichte.

Da sind einmal Josef und Maria, die sich der Obrigkeit, dem Kaiser beugen und ihren Heimatort verlassen müssen:
Lockdown mit geschlossenen Geschäften, Beschränkungen in der Bewegungsfreiheit, Bedrohung und Verlust des Arbeitsplatzes oder Überlastung in vielen Bereichen, finanzielle Not.

Auch die realen Vertreibungen von Menschen weltweit aus ihrer angestammten Heimat müssen genannt werden. Staatliche Willkür und Gewalt, Ausgrenzung von Angehörigen einer anderen Religion oder Volkszugehörigkeit, wirtschaftliche Not lösen Flucht aus.

Da ist zum anderen der „Wirt“, der vordergründig keine Unterkunft, keine Herberge mehr hat. In Krippenspielen mit Herbergssuche werden diese als sehr hartherzig und abweisend dargestellt. Sie sind nicht bereit für arme Leut‘ einen Platz zum Unterkommen bereitzustellen. Unser Wissen und unser Gespür um unsere menschlichen Ungerechtigkeiten gestalten den schlichten Satz aus dem Lukasevangelium 2,7 aus: "...weil in der Herberge kein Platz mehr war.“

Bei den Hirten haben sich Furcht und Schrecken breit gemacht, als ihnen Engel eine himmlische Botschaft bringen, die ihre Lebensumstände radikal umkrempelt. Die Hirten reagieren genauso, wie es menschlich ist: Sie gehen hin; schauen; staunen, dass das Gehörte stimmt; kehren zurück … alles bleibt in ihrem Leben scheinbar beim Alten?! Das geschieht auch noch jetzt.

Hirtenspiele erzählen in anrührender Weise von großen und kleinen Hirt/-innen, die sich Gedanken machen, was eine Familie mit einem neugeborenen Kind braucht. Selbst arm, teilen sie mit anderen in Not – davon steht jedoch direkt nichts in der biblischen Erzählung.

Hilfsbereitschaft, Überlegungen, welchen Bedarf hat diese kleine Familie im Exil - unter „menschenunwürdigen Umständen“ würden wir heute sagen – werden von den Worten ausgelöst, dass sich Hirten auf den Weg nach Bethlehem, zur Krippe gemacht haben, denn sie waren neugierig – wie wir auch. Sie hatten Sehnsüchte – wie wir auch. Sie waren in Not – wie wir auch.

Weihnachten als ein Fest der Verzauberung erleben

Wir wollen Weihnachten als ein Fest der Verzauberung erleben, als Erfüllung unserer Sehnsüchte feiern.
Es soll eine heile Welt sein in unserer unheilen Zeit, in unserem unvollkommenem Leben.
Und das ist Weihnachten: GOTT wird Mensch in einer unheilvollen Welt. Damit ist ER uns nahe. Damit ist SEINE Botschaft glaubwürdig. Dadurch verwandelt ER „Wirte“, „Hirten“, Dich und mich.
Ein gesegnetes, wenn auch anderes Weihnachtsfest 2020 wünsche ich uns allen und ein neues Jahr 2021, in dem wir immer wieder Heilendes spüren und einander schenken dürfen.

Bernhard Skrabal
Pastoralreferent im Pfarrverband Fahrenzhausen-Haimhausen

Artikel vom 24.12.2020
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...