Mutmacher Weihnachten

Pfarrer Dr. Czeslaw Lukasz, Leiter des Pfarrverbandes Bogenhausen-Süd, schreibt die Weihnachtsbotschaft im Bogenhausener Anzeiger. Foto: caroKaa.de

Bogenhausen · Liebe Leserinnen und Leser, zwei Dinge stehen fest. Erstens: Das Corona-Virus wird auf Weihnachten keine Rücksicht nehmen. Zweitens: Weihnachten findet statt – ungeachtet der Einschränkungen, die wir über die Feiertage tragen müssen. Ich sage dazu: Weihnachten - jetzt erst recht, wenn alles dagegen zu sprechen scheint, weil wir dieses Fest mit seinen Hoffnungsbildern sehr brauchen.

Die Evangelien fassen in knappen Sätzen die Botschaft der Heiligen Nacht zusammen, als ob sie von digitalen Kurznachrichtendiensten schon Vorahnung hätten. „Maria gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe“ (Lukas 2,7). „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr“ (Lukas 2,11). Wenn wir Christen Weihnachten feiern, holen wir dieses Ereignis in das Heute unserer Zeit. Auch für uns ist heute Christus geboren. „Kommt, lasset uns anbeten den König, den Herrn“, singen wir in der Liturgie der Heiligen Nacht. Wie die Hirten gehen wir geistig zur Krippe des Herrn, um das Wunder der Wunder neu zu bestaunen.

Die Weihnachtsbotschaft von der Menschwerdung Gottes darf jetzt mitten in der Pandemiezeit erst recht gegen alle Verunsicherung und Ratlosigkeit erklingen. „Fürchtet euch nicht“, sagte ein Engel inmitten der dunklen Nacht zu den Hirten (Lukas 2,10) und er sagt das auch heute in die Dunkelheiten der Gegenwart hinein. In Jesus ist Gott Teil unserer Wirklichkeit geworden. Gott ist da, und er meint es gut mit uns. Bei ihm gelten keine Abstandsregeln, er umarmt auch heute geistig die ganze Menschheit und setzt in die Welt „die Pandemie der Liebe“.

Wir sind eingeladen, nicht an der Romantik der Christbäume, an den Emotionen der „stillen Nacht, heiligen Nacht“ stehenzubleiben, sondern uns von der Nähe und der Liebe Gottes stärken und ermutigen zu lassen. Mit Jesus ist der größte Mutmacher der Geschichte geboren.

Getragen von der Weihnachtsbotschaft hätten sich viele eine bessere Welt gewünscht, als sie heute vor unseren Augen liegt. Auch an diesem Weihnachten werden Menschen leiden und sterben, einsam auf den Intensivstationen und überall auf der Welt. Viele werden Tage der Angst und Nächte der Verzweiflung erleben. Viele werden ihr Leid mit dem Leiden Christi und seiner Verlassenheit am Kreuz verbinden und um seinen Beistand bitten.

Weihnachten bedeutet nicht, dass es kein Leiden, keine Pandemie, keinen Tod und keine Verzweiflung mehr in der Welt gibt. Weihnachten bedeutet, dass uns eine Botschaft geschenkt wird, die wie helles Licht die Dunkelheit der Welt vertreiben kann.

Weihnachten bedeutet nicht, dass es keinen Hass, keine Feindschaft und keinen Krieg mehr in der Welt gibt. Weihnachten bedeutet, dass Gott uns stark macht, Frieden zu stiften, Hass zu überwinden, die Hand zur Versöhnung auszustrecken. Jeder von uns kann aktiv werden, um etwas von diesem Licht und von diesem Frieden in sein Leben und in die Welt zu bringen.

An Weihnachten 2020 versichert uns Gott zum wiederholten Mal, wie Karl Rahner es knapp formulierte: Ich liebe dich, du Welt und du Mensch! Du bist mir wichtig, sehr wichtig! Diese Botschaft kann nicht kaputt gemacht werden, mag noch so viel Verwirrung und Widerstand herrschen. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest! Es ist so schön, ein Mensch zu sein!

Pfarrer Dr. Czeslaw Lukasz
Leiter Katholischer Pfarrverband Bogenhausen-Süd
St. Johann von Capistran, St. Klara, St. Rita

Artikel vom 26.12.2020
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen

Bogenhausen (weitere Artikel)
Münchner Wochenanzeiger (weitere Artikel)