Löwen-Nachwuchstalent Knöferl markiert Ausgleich

Starkes Remis zum Jahresabschluss

Glückskind: Lorenz Knöferl. Foto: Anne Wild

Glückskind: Lorenz Knöferl. Foto: Anne Wild

München/Giesing · In einer höchst ansprechenden Partie trennten sich der TSV 1860 München und der SV Wehen 1926 Wiesbaden im letzten Spiel des Jahres 2:2 (0:1). Die Löwen liefen einem Zwei-Tore-Rückstand hinterher und kamen erst mit einem Kraftakt in der Schlussphase zum späten Punktgewinn gegen den erwartet starken Zweitliga-Absteiger aus dem Taunusstein.

Gekleidet in Neongelb mit eigenwilligem Camouflagemuster auf der Brust, versteckten sich die Gäste im Grünwalder Stadion nicht, spielten von Beginn an mutig nach vorn und suchten wie die Giesinger ihr Heil in der Offensive. Daraus entwickelte sich eine unterhaltsame Begegnung mit einer Fülle an Torgelegenheiten auf beiden Seiten. Bei den Wiesbadenern fielen vor allem Maurice Malone, Gianluca Korte und der erst kürzlich als Ersatz für den verletzten Ex-Löwen Stefan Aigner verpflichtete, vorher vereinslose, Wiener Dominik Prokop ins Auge.

Die erste ganz dicke Chance gehörte den Münchnern. Linksverteidiger Phillipp Steinhart hatte Fabian Greilinger auf die Reise geschickt, dessen scharfe flache Hereingabe von der Grundlinie Sascha Mölders im Zentrum um eine Fußspitze verpasste. Kurz darauf versuchte sich Giesings Richard Neudecker gefährlich aus der Distanz. Doch der erste Torjubel erklang bei den Gästen. Einen Eckball von Marvin Ajani köpfte der groß gewachsene Innenverteidiger Ahmet Gürleyen, frei am Fünfmeterraum stehend, zum 0:1 ins Netz (17. Min.) – Löwen-Schlussmann Marco Hiller hatte sich entschieden auf der Linie zu bleiben.

Dennis Dressel prüfte Tim Boss mit einem Gewaltschuss aus 20 Metern, doch der Ball kam zu zentral, um Wiesbadens Torhüter vor Probleme zu stellen. Auf der Gegenseite klärte Hiller stark gegen den durchgebrochenen Malone (23. Min.). Dressel, der nach seiner abgelaufenen Rot-Sperre erstmals wieder in der Startelf stand, setzte nach einer knappen halben Stunde mit einem Pass in die Tiefe den gestarteten Mölders in Szene, der frei vor Boss den Ball am linken Pfosten vorbei schob. Bis zum Pausenpfiff des großzügig leitenden Unparteiischen Lars Erbst kamen Dennis Erdmann, Dressel und Steinhart zu weiteren guten Möglichkeiten für den TSV 1860, die aber wirkungslos verpufften. Die Gäste riefen sich immer wieder durch schnelle Tempogegenstöße in Erinnerung.

Löwen-Trainer Michael Köllner resümierte: »Wir haben nicht unseren Fußball gezeigt.« Zwar wäre im ersten Durchgang ein Plus an Chancen zu verzeichnen gewesen, man habe sie aber »leider nicht gemacht und durch einen blöden Standard ein Tor kassiert.« Am Ende einer Englischen Woche sei es mental und körperlich »problematisch, wenn man einem Rückstand hinterherlaufen muss.«

Das Hinterherlaufen sollte sich in der zweiten Halbzeit, in der Daniel Wein für Erik Tallig kam, für den TSV 1860 rasch noch schwieriger gestalten. Nach einem Ballverlust im Spielaufbau konterten die Gäste wie aus dem Lehrbuch. Leihspieler Malone vom FC Augsburg sprintete über die linke Seite mit Tempo davon, bediente im Strafraum den heranstürzenden Prokop, der Hiller den Ball zum 0:2 durch die Beine lenkte (52. Min.). Boss verhinderte mit einer starken Parade gegen Neudecker kurz darauf den möglichen Anschlusstreffer (56. Min.). Die nun tief stehenden Gäste ließen die Löwen anrennen und verlegten sich auf Konterangriffe, die sie immer wieder gefährlich vor das Tor der Weiß-Blauen führten.

Das nicht nachlassende Engagement der Hausherren wurde eine gute Viertelstunde vor dem Schlusspfiff von Erfolg gekrönt. Eine Freistoßflanke von Neudecker erreichte den stark spielenden Quirin Moll, in dessen wuchtigen Kopfball Mölders den Fuß streckte und damit den Ball unhaltbar für Boss zum 1:2 über die Linie lenkte (74. Min.). In der Schlussviertelstunde gingen die Löwen volles Risiko. Dadurch boten sich Lücken für die Gäste, die die mögliche Vorentscheidung durch Phillip Tietz verpassten – der Mittelstürmer traf nur den Pfosten (79. Min.).

Acht Minuten vor Schluss brachte Köllner das Nachwuchstalent Lorenz Knöferl für Dressel. Ein Glücksgriff, denn keine zwei Minuten nach seiner Einwechslung sorgte der 17-Jährige für kollektiven Jubel beim TSV 1860. Wieder hatte Neudecker einen Freistoß in den Strafraum geschickt, den der nach vorn geeilte Innenverteidiger Semi Belkahia mit dem Rücken zum Tor für Knöferl ablegte, dessen Schuss abgefälscht an den linken Innenpfosten und von dort zum 2:2 ins Tor prallte (84. Min.). Bis zum Schlusspfiff blieb die Partie offen, beide Mannschaften spielten auf Sieg, ohne noch einmal zum Erfolg zu kommen.

Köllner adelte seinen jungen Torschützen: »Er hat Mumm in den Knochen.« Knöferl hat mit seinem Treffer einen Eintrag in das Geschichtsbuch der Löwen erlangt – als jüngster Torschütze der Profimannschaft seit Gründung der Bundesliga. Der Punkt sei enorm wichtig für die Moral, fand Köllner. »Wir konnten die Englische Woche mit sieben Punkten abschließen und uns im vorderen Drittel festsetzen. Jetzt freuen wir uns auf eine Woche Pause, um durchzuschnaufen.« Im neuen Jahr sind die Sechzger bereits wieder am Samstag, den 9. Januar im Münchner Derby bei der millionenschweren Zweitvertretung des FC Bayern gefordert.

(as)

Artikel vom 19.12.2020
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...